Kapitel 22 ÷÷÷

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Wohin auch immer Sherlock mich brachte, ich ging gerne mit. Die frische Luft wehte mir die Haare nach hinten, doch mir war nicht kalt. Im Gegenteil. Wie wir so durch die Stadt fuhren, bemerkte ich, dass wir an keiner einzigen Ampel halten mussten. Immer war grün. Wie als wäre es von Sherlock geplant. Das traute ich ihm sogar zu um ehrlich zu sein. Schonwieder grün. Ich lachte. Sherlock sah kurz nach hinten zu mir. Wir mussten hinter einander fahren, der Fahrradweg war nicht breit genug. „Was ist los?“ Er klang verwirrt. „Kann es sein, dass das mit den Ampeln geplant ist?“ Er sah wieder nach forn ohne mir eine Antwort zu geben. Ich schüttelte den Kopf.

Sherlock nahm Kurs auf einen Park. Dort war genug Platz für zwei auf dem Streifen. Also fuhren wir neben einander. Jedes Mal, wenn ich mich nicht beherrschen konnte und zu ihm rüber sah musste ich wieder gegenlenken und fuhr eine Schlängellinie. „Schwierigkeiten beim Spur halten Watson?“ „Nein nein… alles gut.“ Ich wurde mal wieder rot. Doch Sherlock konnte das zum Glück nicht sehen. Die Sache im Café war schon grenzwertig. Allein der Gedanke daran war mir peinlich.

Der Park war wunderschön. Alles begann zu blühen und die Kirschblüten flogen durch die Luft. Wie Schneeflocken schneiten sie von den Bäumen, die am Rand des Weges standen. Ich war überwältigt. Da ertappte ich, wie Sherlock zu mir sah und lächelte. Schnell sah er wieder gerade aus. Ich musste schmunzeln, als er, wie ich vorhin, eine Schlängellinie fuhr. „Na Holmes…Schwierigkeiten beim Spur halten?“ Ich lachte los und er kicherte auch.

Es war so schön anzusehen, wie die Blüten durch die Luft flogen, ich konnte kaum meine Augen davon lassen. „John. Hier bleiben wir kurz. Ich hab noch was dabei.“ Er fuhr an den Rand und stellte sein Rad gegen einen Baum, während ich das selbe auf der anderen Seite tat. Was hatte er jetzt wieder mit mir vor. Er kramte etwas aus der Tasche, die er mitgeschleppt hatte und deutete auf die Bank, an der wir angehalten hatten. Als ich mich gerade setzte sah ich einen Lichtblitz und kurze Zeit später hörte ich Sherlocks Jubeln. „Ja! Sie funktioniert noch!“ Er hielt eine alte Polaroid Kamera in den Händen, aus der forn ein Foto heraus kam. Als er sich zu mir setzte schüttelte er das Bild in seinen Fingern und wir sahen gespannt zu, wie ein Bild erkennbar wurde. Voll erwischt. Er fing am zu kichern und ich mit ihm.
Die Blütenblätter hingen mir überall in den Haaren, so wie ihm auch. Das fiel mir erst jetzt auf. „Lass uns ein Foto zusammen machen.“ Er hielt die Kamera schräg vor uns, sah mich an und dann wieder in die Kamera. „Lächeln John.“ Ich war im nächsten Moment so verwirrt. Keine Ahnung wie das passiert ist. Ich spürte nur für einen kurzen Moment, die Lippen von Sherlock auf meiner Wange. Und es war die schönste Sekunde meines Lebens. Trotzdem war ich so verwirrt, dass mir die Worte weg blieben. Sherlock hingegen sprang sofort wieder auf, wartete, bis das Foto herauskam und schüttelte es. „Komm John, ein Ziel hab ich noch.“ Ich hatte ihn selten so sehr lächeln sehen. Wurde ich gerade von Sherlock Holmes auf die Wange geküsst? Mein Herz klopfte wie wild, als ich wieder auf mein Rad stieg und ihm hinterher fuhr.

Das Foto hatte er in die Innentasche seines Mantels gesteckt. Ich wollte es unbedingt sehen. Ich wollte noch so ein Foto machen. Ich wollte ihn auch so überraschend auf die Wange küssen und ihn dann einfach verwirrt aus der Wäsche schauen lassen.

Wir fuhren eine halbe Ewigkeit. Auf den Muskelkater freute ich mich jetzt schon. Die Sonne stand schon tief, aber noch nicht tief genug, um den Himmel zu färben. Wo wollte er hin?

Ich war etwas verwirrt, als er am Hafen hielt. Wir stellten unsere Räder ab und er sah mich für eine unendlichen Moment einfach an. Schonwieder waren da seine Augen, die mich immer wieder in ihren Bann zogen.
Den Rucksack, den er mitgeschleppt hatte, nahm er nun vom Fahrrad und legte einen seiner Henkel über seine Schulter. Er nahm meine Hand und zerrte mich hinter sich her.
Ich hatte aufgegeben zu fragen, was das alles werden sollte, sondern lies mich einfach mitreißen. Ich konnte jedes Mal, wenn ich ihn ansah dieses Kribbeln in meinem Bauch fühlen.
Das wir Händchen haltend an der Promenade an der Themse entlang liefen genoss ich mehr, als ich jemals zuvor etwas genossen hatte. Ich dachte nicht für eine Sekunde daran seine Hand jemals loszulassen.

„Wusstest du, das ich ein Boot habe?“ Er grinste mich schelmisch an. „Du hast doch nicht wirklich ein Boot oder? Willst du mich verarschen?“ Ich lachte los und er runzelte die Stirn. „Ich hab es beim Pokern mit dem Kannibalen gewonnen! Hätte mich fast eine Niere gekostet, aber das Glück war auf meiner Seite.“ Er hatte also ein Boot. Von einem Kannibalen. Ich fragte am Besten gar nicht nach. Langsam begann sich der Himmel zu verfärben.

Erst wurde es rosa. Da gingen wir an Bord.
Er ließ meine Hand los und sprang einfach galopp rein. Als er sicher stand hielt er mir wieder eine Hand hin, an der ich mich festhalten konnte. Es war ein relativ kleines Boot, aber es hatte einen Motor und ein Steuerrad. Wir standen eng bei einander dort und er holte einen Schlüssel aus der Tasche seines Mantels.

Der Himmel wurde rot. Da startete er den Motor und wir fuhren los. Wohin auch immer. Ich machte mir nicht einmal mehr Gedanken darüber, dass wir morgen in die Schule mussten. Ich genoss einfach den Augenblick, indem Sherlock am Steuer stand und ich mich hinten anlehte. Da fiel mir seine Kamera ein. Ich kramte sie aus seiner Tasche und schoss ein Foto von ihm, wie er Richtung Sonnenuntergang fuhr. Es sah wunderschön aus, ich war richtig stolz auf mich. Sherlock drehte sich kurz zu mir um und lächelte mir entgegen.

Der Himmel wurde tief orange, als er den Motor abstellte und wir nun auf der Themse trieben. Er sah mich an, ich sah ihn an. Dann nahm er meine Hand und zog mich zu ihm nach oben. Plötzlich überkam mich diese Flut an Gefühlen. Diese ganze Situation hätte nicht perfekter sein können.

Addicted to love - a Teenlock story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt