Kapitel 17 »« »« »«

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Er hat ja gesagt. Er geht mit mir auf die Party. In mir kribbelte alles. Ich war glücklich. Und dieses dämliche Lächeln, was ich seitdem drauf hatte, wollte einfach nicht mehr verschwinden. Mycroft und meine Eltern sahen mir mit gerunzelten Stirnen nach, als ich nach oben ging und meine Sachen abstellte. Beinahe hätte ich das Abendessen verpasst. Als ich wieder nach unten kam bemerkte ich ihn erst. Mycrofts Freund saß mit am Tisch. Ich hatte seinen Namen Schonwieder gelöscht. „Hallo…“ Mein Bruder sah mich mit entsetztem Blick an. „Greg!“ Ich nickte ihm zu und saß mich mit an den Tisch. Warum hatte er seinen Freund eingeladen? Ich versuchte meinen Bruder genau zu beobachten. Plötzlich öffnete sich mein Mund. „Glückwunsch zur Verlobung.“ Ups. Eine Deduktion zu viel. Er trug einen Verlobungsring. Das war mir aufgefallen.
Alle am ganzen Tisch wurden urplötzlich still. Hörten auf zu essen. Alle starrten mich an. „Wie… wie wirklich? Verlobt?“ Hätten Blicke töten können, wäre ich dank meines Bruder leblos vom Stuhl gekippt. „Mutter… eigentlich wollte ich es euch sagen, wenn wir fertig sind, aber mein Bruder ist uns wohl allen zuvor gekommen. Greg hat mir heute einen Antrag gemacht und ich habe ihn natürlich angenommen. Wir sind verlobt.“ Bei seinem letzten Wort sah er wieder zu mir. Sein Freund saß nur still und leise daneben und traute sich kein weiteres Wort zu sagen. Mycroft wäre beinahe explodiert. Ich hatte ihm den Moment kaputt gemacht. Nun war es zu spät. „Wir freuen uns für dich Myc. Wann ist denn die Hochzeit?“ Mein Vater klang tatsächlich begeistert, als er das fragte, doch Mycrofts Stimmung war endgültig im Keller. „Vermutlich im Mai.“ „Wie schön.“ Das Gespräch ging noch ewig so weiter, doch ich hatte sie auf stumm geschalten. Sobald ich fertig war ging ich nach oben in mein Zimmer.

Vielleicht sollte ich wieder anfangen Geige zu spielen. Das hatte ich lange nicht getan. Ich nahm sie aus ihrem Koffer und strich über das glatte Holz und die Saiten, als in John’s Zimmer das Licht anging. Wie aus Reflex sah ich zu ihm rüber und musste mich an die Situation erinnern, als er mich beobachtet hatte und versuchte sich vor meinem Blick zu verstecken. Das war zu süß gewesen. Ich nahm die Geige, legte sie an und spielte sie ein. Ich stimmte sie eine ganze Weile, hatte zu lange nicht gespielt. Wusste nicht einmal mehr warum.

Als ich fertig war begann ich eine Melodie zu spielen. Für John. Ich dachte an ihn und die Töne flossen in die Geige. Das Spielen hatte mir immer dabei geholfen meine Gefühle auszudrücken. Ich spielte, wenn ich wütend war, wenn ich traurig war, Angst hatte und wenn ich glücklich war. Vielleicht hatte ich in letzter Zeit einfach versucht die Gefühle zu unterdrücken.

Warum klang das, was ich spielte wie ein Liebeslied? War ich verliebt? Was hieß es verliebt zu sein? Hatte ich Gefühle für John? Ich kannte ihn erst 3 Tage. Er war ein Junge, wie ich. Natürlich war es egal, welches Geschlecht der andere hatte, aber war ich tatsächlich verliebt? Ich spielte weiter. Die Augen geschlossen, die Gedanken frei. Melodien die ausdrücken konnten, was ich nicht sagen konnte. Es entspannte mich. Den ganzen Abend spielte ich Geige, doch als mein Bruder ins Zimmer kam riss mir eine Saite. „Sherlock! Was sollte das!“ Er war außer sich. „Myc, ich… entschuldige. Ich wollte das nicht laut aussprechen…“ Er kam auf mich zugestürmt wie ein wütender Bulle. So kannte ich ihn gar nicht. Eigentlich war es doch gar nicht so schlimm, das ich ihn die Überraschung zuvorgenommen habe. Er hätte es ihnen sowieso gesagt.

Anscheinend wusste er nicht mehr, was er mir an den Kopf werfen wollte und verschwand so schnell, wie er erschienen war. Und nun stand ich da, mit einer kaputten Saite, aber einem Lächeln im Gesicht. Denn in zwei Tagen war die Party.

Addicted to love - a Teenlock story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt