Kapitel 34 ÷÷÷

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Natürlich war mir das mit dem Riesenrad unangenehm. Aber er war ja da, er hat mich festgehalten. Das hat mir Sicherheit gegeben. Warum machte er sich über sowas Gedanken?

Ich hatte mal wieder nicht die leiseste Ahnung, wo er hin wollte. Aber irgendwie fuhren wir immer tiefer in die Altstadt. Die Gebäude sahen älter aus, überall waren Farben. Es war Frühling. Die Bäume blühten. Die Menschen hier hatten gepflanzt und die Blumenranken schlängelten sich die Hauswände nach oben.

Plötzlich fuhren wir über eine Schotterstraße in eine enge Gasse. Da stieg Sherlock ab. „Ich wollte das schon immer mal machen.“ Er kam auf mich zu, drückte mich gegen die Wand und ließ mich in einen tiefen Kuss versinken. Ich drücke ihn enger an mich.

Die Gefühle und Gedanken die ich hatte, ließen sich nicht in Worte fassen. Doch ich war enttäuscht, als er sich von mir löste und wieder aufs Rad stieg.
„Du hast das Foto noch oder?“ Er drehte sich zu mir um. Unbedingt wollte ich es sehen. „Ich hab es immer dabei.“ Er griff in seine Manteltasche und holte das Polaroid heraus. Auf dem Foto lächelte ich. Ich hatte wirklich gar nicht damit gerechnet. Ein Schmunzeln könnte ich mir nicht verkneifen. „Weiter?“ Ich setzte mich auf mein Rad und wir fuhren los.

Immer weiter fuhren wir an der Themse entlang. Irgendwo mitten im Nirgendwo hielt er an. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass wir noch in London waren. Es war schon fast eine Landstraße. Nebenan waren Felder, auf denen Wildblumen wuchsen. Es war etwas windig geworden und ich musste meine Jacke nun schließen.
Sherlock holte etwas aus seinem Rucksack. Eine dünne Decke und seine Geige. Gott wie niedlich, dass er das alles für mich machte. Womit hatte ich das verdient? Wie konnte ich mich bei ihm bedanken?

„Privatvorstellung gefällig John?“ Er breitete die Decke aus und ich setzte mich, während er seine Melodien spielte. Ich genoss es mitten im Feld zu sitzen, den Duft der Blumen einzuatmen und meinem Freund zuzuhören, wie er extra für mich Geige spielte.

„Willst du es auch mal versuchen?“ Ich war so versunken in sein Spiel, das ich zuerst gar nicht verstanden hatte, was er gefragt hat. „Ich helfe dir.“ Er reichte mir seine Hand und zog mich hoch. Ich sollte jetzt Geige spielen? Ich? Ich bin doch so untalentiert. Direkt wurde ich rot. "Sherlock... Ich glaube nicht das..." Er aber drehte mich um, so das ich mit meinem Rücken an seinem Brustkorb stand. Ich spürte seinen warmem Atem in meinem Nacken. Konnte den Geruch seines Aftershaves einatmen. Er roch so gut.

Er legte die Geige an und legte mir den Bogen in die Hand. Dann führte er meinen Arm und die ersten Töne kamen zusammen. Ich war tatsächlich etwas stolz auf mich, auch wenn ich nicht selbst spielte, doch allein, dass er die Geige an mir angelegt hatte gab mir ein tolles Gefühl. Alles kribbelte und ich konnte spüren wie sehr er es selbst genoss. Sein Atem wurde von Minute zu Minute ruhiger. Ich entspannte mich in seinen Armen und wünschte es würde ewig so weiter gehen.

Irgendwann legte er die Geige weg und begann meinen Hals zu küssen. „Wir müssen weiter…“ Sherlock klang ebenso enttäuscht wie ich. Warum hatten wir so einen strengen Zeitplan? Hatte er ihn sich nicht ausgedacht?

Wir packten alles wieder zusammen und weiter ging es. Es war schon spät geworden, wir hatten anscheinend die Zeit vergessen. Nunja, er nicht, aber ich auf jeden Fall.
Als wir immer weiter aus der Stadt fuhren bemerkte ich, dass wir an einer Eisenbahnschiene entlang fuhren. Wir folgten ihr bis zum Ende.
Auf einem alten verlassenen Bahnhof stand ein leerer Anhänger. Zumindest dachte ich bis zu dem Moment, er wäre leer. Als wir unsere Räder abstellten und Sherlock mich an die Hand nahm, erkannte ich, dass Licht darin brannte. Je näher wir ran gingen, desto klarer wurde mir, was Sherlock vor hatte.

Es war romantisch eingeräumt und Kerzen standen um die große Matratze herum. Eine Decke lag darin und an der Seite stand eine Flasche Wein. Er sah richtig zufrieden aus, als er sich den Wagon betrachtete. „Es ist wunderschön…“ Er sah mich an und lächelte. Als wir unsere Sachen darin abstellten und uns auf die Matratze legten sah ich, dass wir genau auf den Sonnenuntergang sehen konnten. „Hunger?“ Ich sah Sherlock an und er nickte. Wir haben den ganzen Tag nichts gegessen fiel mir gerade ein. Ich holte Schokoriegel und für jeden einen Apfel aus der Tasche. Kein Festmahl, aber naja. Wir kuschelten uns an einander und aßen. Als er beschloss die Flasche Wein aufzumachen hatte ich keine Ahnung, was an diesem Abend noch passieren würde.

Addicted to love - a Teenlock story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt