Kapitel 19 »« »« »«

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Ich hatte ihn verloren. Nirgendwo konnte ihn sehen. Mir war hier alles zu eng, zu viele Menschen. Wie kam ich auch auf die Idee hier her zu gehen? Zu meinem Glück hatte dieser Junge einen Balkon. Ich brauchte frische Luft.

Auf der Treppe war definitiv weniger los, als unten. Ich sah mich von oben aus um, ob ich John nicht doch irgendwo sehen konnte, doch das machte hier keinen Sinn. Sollte ich ihm einen Nachricht schreiben?

Ich bin auf dem Balkon.' SH

Kurz und knapp. Das dürfte an Informationen reichen. Also stellte ich mich auf den Balkon. Ich war nicht allein dort draußen, einige zündeten sich Zigaretten an, andere Knutschten. Doch sobald sie mich erkannten ließen sie mich allein. Irgendwann war niemand mehr da und ich stand allein da. Sah hinauf in die Sterne. Dachte über die letzten Tage nach, ob John auch so fühlte wie ich. Was fühlte ich nun eigentlich?

Jemand riss mich aus meinen Gedanken. Als ich mich umdrehte sah ich das Gesicht von Irene. Ich hatte schon länger durchschaut, was sie von mir wollte. Zwar hatte sie mich noch nie angesprochen, doch es bot sich auf einer Party schließlich an. „Hey, na. Warum so allein?" Sie stellte sich neben mich. Ihr kurzes, ärmelloses, rotes Kleid sagte eigentlich alles über sie aus, was man wissen sollte. „Ich bin nicht in der Stimmung mir mit dir ein Zimmer zu teilen." Ich würdigte sie keines Blickes. Ich war wirklich nicht an ihr interessiert. „Oh... ehm." Sie stammelte noch irgendetwas vor sich hin und ließ mich dann wieder allein.
Das war ich so lange, bis Molly Hooper hinter mir auftauchte. Sie war ja tatsächlich recht nett, man konnte sich auf sie verlassen. Das ist der Grund, warum ich Projekte immer mit ihr gemeinsam gemacht hatte. „Sherlock... also... hättest du vielleicht... Lust..." „Nein Molly tut mir leid. Ich habe kein Interesse." Sie stellte sich neben mich und sah mich einfach an. Das war alles. „Was stimmt bloß nicht mit dir." Mit mir war alles in bester Ordnung. Ich wartete hier schon fast eine Stunde auf John, der mich anscheinend vergessen hatte und durfte mich von Molly zuquatschem lassen. Alles war perfekt. „Mit mir ist alles in Ordnung." „Wo ist John?" Sie hatte mich durchschaut. „Ich weiß es nicht." Ohne es zu wollen klang ich irgendwie giftig. Wie mein Bruder, wenn er angepisst war. „Sherlock es ist ok. Ich komme damit klar, dass du nichts von mir willst, aber ich habe gesehen, wie ihr einander anseht. Das würde jeder Blinde erkennen." „Blinde können nicht sehen Molly." Sie lachte. „Das ist auch nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass John jetzt irgendwo auf dieser Party ist, auf die er mit dir gegangen ist. Du kennst ihn Sherlock, denk einfach nach. Wo könnte er sein?"

Ich dachte nach. Ging in meinen Gedächtnispalst. Ich ließ mir alle Konversationen nochmal durch den Kopf gehen und hielt an einer an. 'Weißt du, mich hat mein Team gefragt, ob ich mit ihnen zur Party gehen will... aber ich hab abgelehnt...' Ich wusste wo er ist. „Danke Molly." Ich warf ihr ein kurzes Lächeln zu und verschwand wieder nach unten. Das Rugby Team saß immer in der hintersten Ecke. Dort hatte ich ihn nicht sehen können. Als ich auf dem Weg dorthin war sah ich jemanden, der sich an der Wand abstützte und immer wieder sein Gleichgewicht ausgleichen musste. John? Ich ging auf ihn zu und erkannt ihn. Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter. „Hatten wir nicht gesagt, wir lassen es langsam angehen John Watson?" Er hob den Kopf und sah irgendwie erleichtert aus. „Komm, ich bring dich nach Hause." Ich griff ihm unter den Arm und stützte ihn beim Laufen. Der Weg nach draußen war anstrengend. Es waren noch immer viel zu viele Leute da.

An der frischen Luft angekommen beschloss ich mit John erstmal eine Pause zu machen und setzte ihn auf die Treppe im Vorgarten. „En.. schuligung..." Ich musste lächeln. „Macht nichts. Du hast mich ja gefunden...warum hast du nicht auf dein Handy geschaut?" Ich sah in verwursvoll an. "Vergessn." "Na gut... Können wir weiter?" Er nickte und ich half ihm hoch. Tatsächlich war er schwerer als er aussah.

Nach ein paar Metern fing er plötzlich an zu singen. Das war einer der Gründe, warum ich eigentlich die Finger von Alkohol ließ. „Oh when the saints... dein Part..." War das sowas, wie ein Duett? „... das kenns.. du." Ich fing an zu lachen. „... go marching in!" Natürlich kannte ich es. „Na los John... jetzt du." „Oh when the saints go marching in..." Er lachte nun auch. „Oh lord I want..." „Be in this number... un Jetzt zusam." „Oh when the saints go marching in!"
Ich hatte selten so viel Spaß. Auch wenn der Anfang des Abends schrecklich war. „Sherlock... Vielleicht...siehts so aus... aber ich bin nich betrunken." Ganz ernst schaute er zu mir herauf. „John...Du bist absolut voll." Ich kicherte und er konnte auch nicht länger ernst bleiben.

An seinem Haus angekommen griff ich in seine Jackentasche und kramte nach dem Schlüssel, den ich direkt fand. Ich schloss die Tür auf und half John nach drinnen, wo ich ihn zuerst auf den Stuhl in der Küche setzte. Ich zog meinen Mantel aus, hing ihn an die Garderobe und ging zurück zu meinem volltrunkenen Freund. Ihm zog ich die Jacke ebenfalls aus und hing sie auf.

Als ich ihm die Treppe nach oben half blieb er immer wieder stehen und suchte nach Halt. „Ich hab dich John." Ich flüsterte es ihm ins Ohr und er schien sich etwas zu entspannen. Oben angekommen setzte ich ihn auf sein großes Bett und zog ihm die Schuhe aus. Daraufhin legte ich ihn hin und war eigentlich dabei zu gehen. „Sherlock?... Kanns du.. Bei mir bleibm?" Ich hatte gehofft, das er das sagt. Also zog ich ebenfalls meine Schuhe aus und legte mich mit zu ihm ins Bett. Direkt kuschelte er sich an mich. Ein schönes Gefühl. Er legte einen Arm um mich legte seinen Kopf gegen meine Rücken. Diese Nähe war unglaublich. Ich war glücklich.
Wenige Minuten später hörte ich Johns tiefes schweres Atmen. Er war eingeschlafen. Am liebsten hätte ich mich zu ihm umgedreht und ihm zugesehen. Doch ich wollte ihn nicht wecken.
In diesem Moment war es für mich klar. Ich hatte mich in ihn verliebt. Ich war in John Watson verliebt.

Addicted to love - a Teenlock story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt