Kapitel 12 ÷÷÷

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Ich machte weiter mit seinem Oberkörper. Seine Haut war so blass, wäre er nicht so übersät mit Kratzern, Wunden und blauen Flecken, hätte ich behaupten können, sie wäre perfekt. Anscheinend hatte ich ihn etwas zu lange angestarrt, ohne weiter zu machen. „John? Alles in Ordnung?“ Er hatte es selbstverständlich gemerkt. „Ich… ehm… alles in Ordnung…“ Er schmunzelte. Das war mir peinlich. Warum sah ich ihn so an? Warum tat es gut, wenn wir einander berührten? Schnell versuchte ich den Gedanken bei Seite zu schieben und fuhr fort.

Sein Rücken sah beinahe schlimmer aus, als sein Brustkorb. Selten hatte ich so etwas gesehen. Die Salbe trug ich großzügig auf. „Denk dran die Salbe einmal morgens und abends aufzutragen, dann dürfte das relativ schnell abklingen.“

Plötzlich bemerkte ich etwas, was ich vorher anscheinend ausgeblendet hatte. Er hatte sein Hemd um seinen Unterarm gewickelt. Warum verstand ich nicht. Was hatte das zu bedeuten? „Was hast du an deinem Unterarm?“ Ich versuchte das so beiläufig zu fragen, wie möglich, doch es klang wieder zu skeptisch. „Das ist nur, damit ich es nachher schneller wieder anziehen kann.“ Ich hätte das nicht fragen sollen. Er verheimlichte etwas und es war ihm unangenehm darüber zu reden. Den Moment hatte ich kaputt gemacht. Warum war ich auch so neugierig? Es ging mich nichts an, eindeutig.

Etwas vibrierte in seiner Hosentasche. Er nahm sein Handy raus und ich konnte erkennen, dass er einen Anruf bekam. „Mycroft, was ist denn? Warum schreibst du mir keine Nachricht, du weißt, wie sehr ich Telefonate hasse.“ Alles was ich hörte war ein dumpfes ‚entschuldige‘ und ‚wo bist du, wir machen uns Sorgen‘. Sherlock sah mich an und antwortete. „Ich bin bei John.“ Was sein Bruder darauf sagte, konnte ich nicht verstehen. Jedenfalls legte er schnell auf und verdrehte seine Augen.

Als ich endlich fertig war bat ich ihn sein Hemd wieder anzuziehen und drückte ihm danach die Salbe in die Hand, worauf hin er sich bei mir bedankte. „John…Ich hatte das nicht von dir verlangt und es tut mir leid, dass ich dich da in meine Probleme hineingezogen habe…“ Bevor er noch etwas sagen konnte zog ich ihn in eine Umarmung. Ich hatte geglaubt, er konnte sie vielleicht gebrauchen. Zuerst war er etwas irritiert, doch er erwiderte sie und legt seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Es war die schönste Umarmung, die ich je hatte. In diesem Moment wäre ich an keinem anderen Ort lieber gewesen.

Als er schließlich die Umarmung löste und mir noch ein Lächeln schenkte ging er aus dem Bad Richtung Treppe. Er war tatsächlich noch etwas unsicher auf den Beinen, doch ich traute ihm den Weg nach unten zu, weshalb ich hinter ihm ging. Unten angekommen zog er seinen Mantel mit zusammen gebissenen Zähnen an, legte sich den Hänkel seiner Tasche über die Schulter und lächelte mir noch einmal dankbar zu. „Könnten wir uns morgen vielleicht etwas früher treffen? Dann haben wir mehr Zeit… du weißt schon.“ „viertel 8?“ Er nickte und ich sperrte ihm die Tür auf. Als er die Klinke hinunter drückte erschraken wir beide, da meine Mutter gerade das selbe, von der anderen Seite tun wollte. Lachend begrüßte sie Sherlock, der ihr schon die Hand gegeben hatte. „Oh… hast du mich erschreckt… hallo.“ „Ich werde jetzt wieder nach Hause gehen. Schön sie zu sehen Mrs Watson. Noch einen angenehmen Abend und grüßt Harry von mir.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ging. Meine Mutter sah mich grinsend an und klopfte mir auf die Schulter. „Schön… freut mich, dass du Anschluss gefunden hast.“ Sie ging an mir vorbei in die Küche,, während ich noch immer an der Tür stand und Sherlock hinterher sah, bis auch er in seinem Haus verschwand.

Addicted to love - a Teenlock story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt