Kapitel 25 »« »« »«

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Wir  hatten noch 15 Minuten. Und da waren die fünf Minuten hier noch nicht einberechnet. Während ich in meinen Gedächtnispalst ging und nach einer noch kürzeren Strecke suchte stieß ich auf die Bakerstreet. Wenn wir es schaffen wollten, mussten wir dort durch. Meine Mutter saß in der Küche und starrte mich geschockt an. „Wo warst du!?“ Ich antwortete ihr nicht. Keine Zeit. „William Sherlock Scott Holmes!“ Keine Chance. Wenn sie mich mit vollem Namen ansprach herrschte Krisensituation. „Ich war mit John unterwegs, wir sind spät dran. Müssen los.“ Damit stürmte ich nach draußen und ließ sie stehen.

John kam auch gerade aus dem Haus. Sofort stiegen wir auf die Räder. „Lass mich vorfahren, wir nehmen eine Abkürzung…“ Er nickte und ich fuhr los.

7 Minuten und wir rasten durch die Straßen. In welchem Raum hatten wir heute eigentlich? 102, Bio. Alles klar.

6 Minuten und uns lief die Zeit davon. Bald würden an der Bakerstreet vorbeikommen.

5 Minuten und ich erkannte das Backsteingebäude. Erinnerungen kamen hoch und ich wurde kurz langsamer, doch schnell hatte ich wieder die richtige Geschwindigkeit.

4 Minuten und ich verfluchte meine fehlende Ausdauer.

3 Minute und wir waren fast da.

2 Minuten, wir sahen die Schule von weitem.

1 Minute und wir ließen unsere Fahrräder fallen und rannten die Treppen nach oben.

Es klingelte und wir erreichten gerade den Klassenraum. Alle starrten uns an. Wir waren völlig am Ende. Als wir uns setzten kam die Lehrerin in den Raum und lächelte uns an. Ich wollte gar nicht wissen, was sie dachte. Doch ich sah, dass sie anscheinend einen Antrag von ihrem Freund erhalten hatte. Sie hatte erstaunlich gute Laune. „Glückwunsch.“ Rief ich ihr von meinem Platz aus zu und sie nickte mir dankend zu. Anders kannte sie mich nicht.
Da fiel mir mein Bruder wieder ein. Er hatte sich ewig nicht bei mir gemeldet. Nahm er mir das tatsächlich so übel?

John neben mir atmete immernoch schnell. „Das… war das stumpfsinnigste…was ich jemals… getan habe…“ Ich lachte. „Und du hast mich geküsst.“ Er lächelte mich an. „Und ich bereue es nicht.“ Dann drehte er sich wieder Richtung Tafel und ich schmunzelte. John Watson. Er war der Wahnsinn.

Dieser Block zog sich wie eine Ewigkeit in die Länge. Es war grauenvoll neben John zu sitzen und ihn nicht küssen zu dürfen. Jetzt, wo ich es offiziell konnte.
Da schoss mir ein Gedanke in den Kopf. Was würden die anderen denken? Ich schüttelte ihn bei Seite. Das war nicht wichtig. Aber wie dachte John darüber. Ich sah ihn von der Seite an und vielleicht sah ich traurig aus. Ich konnte das schlecht beurteilen. Aber John sah mich nun besorgt an und stellte den Kopf schief. „Was ist los?“ Es klingelte und ich zog John hinter mir her nach draußen. „Sherlock! Was ist denn?!“ Er hielt an und ich drehte mich zu ihm. „Verdammt, Was ist los?!“ Ich sah nach unten. Ich wollte es nicht so klingen lassen, als wäre es mir peinlich mit einem Jungen zusammen zu sein. Das war es ganz und gar nicht. Ich liebte es. „John…“ Er ließ mich nicht aussprechen und küsste mich mitten auf dem Schulhof. Vor allen Schülern. Wir wurden wieder angestarrt. Einige waren geschockt und angewidert. Andere wiederum lächelten. Wieder andere ignorierten es völlig. Aber mir was es plötzlich egal. Total egal, was andere dachten. John hatte mich geküsst und ich genoss es.

Als wir uns wieder von einander trennten wurden uns die ersten Kommentare an den Kopf geworfen. „Scheiß Schwuchteln.“ „Ekelhaft sowas.“ „Arschficker.“ Die anderen wollte ich gar nicht hören. „Alles wieder gut?“ Ich nickte.

John hatte heute Training. Bis dahin hatte es sich in der ganzen Schule herumgesprochen. Der Freak und der Neue. Ich sah die Schlagzeile in der Schülerzeitung schon vor mir. „Ich wusste ihr seid Schwuchteln.“ Anderson war vor uns aufgetaucht. Das er sich das noch traute. „Genau Anderson. Dann sind wir eben schwul. Was für eine herausragende Deduktion. Und das aus deinem Mund. Ich bin beeindruckt.“ Damit ließ ich ihn stehen und nahm John an die Hand. „Widerlich.“ John drückte meine Hand noch etwas stärker. Vermutlich musste er sich beherrschen ihm etwas anzutun. Ich hielt sie fest.

Addicted to love - a Teenlock story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt