Mastermind

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"Macht ihr das öfter? Sachen in die Luft sprengen, mein ich.", fragte Danny der am Küchentisch saß und Alice dabei beobachtete wie sie einen Tequila Shot nach dem anderen runter kippte. Nun ergriff sie erneut die bereits halb leere Flasche um sich nachzufüllen. Bei den letzten hatte sie sogar schon die Zitrone und das Salz weg gelassen, und kippte das Zeug nun pur runter als wäre es Fruchtsaft. "Zeitweise. Miranda ist die meiste Zeit unberechenbar. In einem Moment ist sie die nervtötende Nervensäge die wir kennen, im nächsten Moment hat sie wieder einen ihrer Schübe und fackelt irgendwas ab.", antwortete Alice zwischen zwei Shots. "Aber warum lässt Syren das zu?", hakte Danny weiter nach. Alice drehte sich zu ihm um, das gefüllte Shotglas in der Hand. "Jackson und sie haben alles mögliche versucht um ihr zu helfen. Aber selbst diese Quacksalber von Seelenklempnern waren ratlos. Die beiden haben sie sogar eine zeitlang in eines der renommiertesten Irrenhäusern eingeliefert. Doch das ging mächtig schief.", erzählte Alice und schüttete den Drink in einem Zug hinunter. Doch Danny ließ nicht locker. "Was ist passiert?" Alice seufzte, zog sich einen Stuhl heran und ließ sich Danny gegenüber nieder. "Nun, die Ärzte waren ratlos, keine Therapie schien anzuschlagen. Sie konnten nicht einmal genau sagen was sie hatte. Multiple Persönlichkeitsstörung, Schizophrenie, beides, was ganz anderes, sie standen vor einen Rätsel. Als sie dann eines Tages beinahe einen Pfleger mit einem Schaumstofflöffel erstickt hätte, wurde sie in die geschlossene eingewiesen, welche sie innerhalb eines Tages abfackelte. Sie wissen bis heute nicht, wo sie brennbares Material her hatte. Daraufhin hatte Jackson beschlossen, sie herzuholen. Er ist der einzige der Miranda und ihre anderen Persönlichkeiten halbwegs unter Kontrolle hat. " Danny runzelte die Stirn und zeichnete geistesabwesend die Muster am Holztisch nach, während er versuchte die gesammelten Informationen einordnen zu können. Das alles war ihm nach wie vor suspekt, verwirrend, undurchsichtig. "Syren sagte mir, sie suche sich ihr Team sehr sorgfältig aus. Sie ist so überlegt, so logisch, ihre Pläne sind exakt durchdacht. Und Miranda ist das genaue Gegenteil. Sie ist eine tickende Zeitbombe.", murmelte Danny und sah zu Alice auf die ihn mit einem undurchschaubaren Blick beobachtete. "Oh, Miranda hat auch ihre Vorzüge. Nirgends auf der Welt findest du eine bessere Fälscherin. Von Wertpapieren über Skulpturen bis hin zu Gemälden, Miranda ist unschlagbar. Man hat bis heute nicht gemerkt das die Mona Lisa die im Louvre ausgestellt ist eine Fälschung ist. " Danny sah sie überrascht an. "Ernsthaft? Und wo ist das original?", fragte er überrascht. Alice lächelte verschlagen. "Haben wir für den doppelten Preis einem privaten Sammler verkauft, aber mehr darf ich nicht verraten, Datenschutz.", antwortete sie grinsend. "Sehr witzig.", murmelte Danny. Alice erhob sich lachend und umrundete den Tisch um Danny die Tequila Flasche vor die Nase zu stellen. "Hör mal Kleiner, eines solltest du dir klar machen, wir sind mehr als nur eine Diebesbande. Wir sind wie eine Familie, wir gehen uns zeitweise auf die Nerven, möchten uns den Großteil der Zeit gegenseitig umbringen und sind uns nur selten einig. Doch wir halten zusammen, und da gehört sowohl Miranda als auch jede einzelne ihrer unausstehlichen Persönlichkeiten dazu. Und wenn du willst, kannst du auch ein Teil davon sein. Das liegt allein bei dir. " flüsterte sie ihm zu ehe sie umdrehte und Richtung Tür stolzierte. "Da kommen plötzlich ganz neue Seiten von dir zum Vorschein.", meinte Danny und drehte sich zu Alice um die kurz vor der Tür noch einmal stehen geblieben war und nun über die Schulter sah. "Wenn du irgendjemanden davon erzählst, erschieße ich dich. Verlass dich darauf.", gab sie zurück. Mit diesen Worten verließ sie den Raum und ließ Danny alleine, der grinsend die Flasche vor sich hin und her drehte. Ein Teil der Familie, einer vollkommen verrückten Familie, aber eine Familie. Danny hatte noch nie so etwas wie eine Familie besessen. Er kannte seine Eltern nicht, hatte sie nie kennengelernt. Er wuchs bei Pflegefamilien und im Waisenhaus auf, hatte niemals das Gefühl der Zugehörigkeit erfahren. Früher war alles was er wollte eine Familie die ihn so akzeptierten wie er war, und nicht gleich nach ein paar wenigen Wochen wieder abschoben und zurück ins Waisenhaus steckten, wo er wieder alleine war, mit der Frage was er diesmal falsch gemacht hatte. Bis er irgendwann dann einmal begriff, das es nicht an ihm lag. Es waren die anderen, die ihn nicht akzeptierten, egal wie sehr er sich bemühte es ihnen Recht zu machen. Also versucht er es irgendwann nicht einmal mehr. Der Wunsch nach einer Familie rückte immer mehr in den Hintergrund und wurde ersetzt, durch den Wunsch, endlich das Glück zu finden das ihm bisher verwehrt wurde, diese Art von Glück, das man besaß, wenn man sich keine Sorgen um irgendwas machen musste, wenn man sich nehmen konnte was man wollte, weil man die Macht dazu hatte. Die Macht des Geldes. Wer brauchte da schon so etwas wie Familie?

Alice verließ die Küche und schlenderte nach oben, natürlich nicht ohne sich noch einmal zu versichern das Miranda noch sie selbst war. Als Alice durch den Türspalt spähte, konnte sie Miranda erkennen, die vor dem Spiegel stand und mit sich selbst diskutierte. Im Moment behandelte die Diskussion das Thema klassische Musiker. Alice schüttelte den Kopf und schloss leise die Tür. "Ihr ist echt nicht mehr zu helfen.", murmelte sie zu sich selbst ehe sie die Stufen hinauf ging. Ihre Gedanken wanderten zu Danny. Der Kleine würde gut zu ihnen passen, trotz seiner nervigen Moralvorstellungen. Sie könnten einen Hacker wie ihn gut im Team gebrauchen, auch wenn er noch grün hinter den Ohren war, aber er wäre trotzdem ein Gewinn. Nicht das Alice das jemals zugeben würde, aber sie verstand warum Syren ausgerechnet ihn ausgewählt hatte. Da riss das Läuten des Telefons sie aus ihren Gedanken. Sie drehte um und eilte die Treppe hinunter um abzuheben. "Danny oder Alice?", fragte Jackson am anderen Ende. "Rate.", antwortete Alice. "Gut, du bist es. Packt die Sachen zusammen, Syren hat euch Koordinaten in ihren Zimmer hinterlassen, wir treffen uns dort.", kam Jackson ohne Umschweife zum Punkt. "Wird erledigt, aber was macht ihr überhaupt?", fragte Alice neugierig. Sie konnte Jacksons Grinsen vor ihren Augen geradezu sehen, als dieser antwortete: "Wir kommen nach, zuerst spielen wir hier noch mit unseren neuen Freunden eine Runde Katz und Maus."