24 | Wie sich alles änderte. (2/2)

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TRIGGERWARNUNG

Dieser Teil enthält explizite Ausschreibungen
von Gewalt- und Missbrauchshandlungen.
Menschen, die derartige Darstellungen
nicht verkraften, empfehle ich,
diesen Teil zu überspringen.

Stellen, für die ich eine Triggerwarnung ausspreche, werden mit ›⚠️‹ gekennzeichnet und enden auch mit diesem Symbol.

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»Du dachtest ernsthaft, du könntest dich hier vor mir verstecken? Ich wusste, ich finde dich. Ich wusste, dass du nicht intelligent genug bist, um mir davonzukommen. Und nun habe ich dich endlich da, wo ich dich haben wollte.«

Seine Phrasen wirkten bewusst gewählt, als hätte er sie schon mehrere Male geübt, um sie mir im Falle einer Begegnung vorzutragen. Als hätte er bereits gewusst, dass er hier auf mich stoßen würde und mir das Leben zur Hölle machen könnte. Mit der Hochzeit war ich sein Besitz geworden und er konnte mit mir tun und lassen, was er wollte. Somit hantierte er nun mit der Pistole vor meiner Brust herum. Er war mir haushoch überlegen. Es gab – mal wieder – keinen Weg, der an ihm vorbeiführte.

Zu meinem Erstaunen meldete sich Gönül zu Wort. Die Art und Weise, wie sie auf Salman zuging, wirkte ruhig und appellierend. »Bitte pack' die Waffe weg, Salman. Man kann doch über alles reden. Lass Nisan gehen und gib dich damit zufrieden, dass sie ...«

»Halt die Fresse!«, keifte Salman. Er hob die Waffe und schoss willkürlich in Gönüls Richtung. Das Klirren und Krachen mehrerer Blumenvasen verriet mir, dass er Gönül nicht erwischt hatte.

Dennoch packte mich seine gewaltvolle Reaktion so sehr, dass ich beiseite sprang und ziemlich unschön irgendwo zwischen Wohnzimmertisch und Sofa aufkam, von wo aus ich Salman für kurze Zeit nicht ausmachen konnte. Es fielen noch drei weitere Schüsse, die allesamt die Fenster des Wohnzimmers erwischten.

Ich atmete stürmisch und kniff die Augen zusammen. Der bloße Versuch, mich vom Boden aufzurichten, wurde durch einen stechender Schmerz im Rückenbereich durchkreuzt. Mein Atem wurde bebender, ich selbst unsicherer. Doch zunächst tat sich überhaupt nichts. Bis auf das gewaltige Pochen meines Herzens nahm ich keine Geräusche in der Umgebung wahr.

»Hau ab, Gönül«, vernahm ich Salmans keifenden Stimmklang. Ich ignorierte den Schmerz für kurze Zeit versuchte mit aller Kraft, mich aufzuraffen, ehe ich bemerkte, dass Salman die Waffe immer noch direkt in Gönüls Gesicht richtete. »Entweder, du verschwindest von allein, oder ich jag' dir eine Kugel in den Schädel!«

»Halt!«, rief ich. »Bitte tu das nicht, Salman. Lass Gönül aus der Sache raus. Nimm mich mit und lass diese Familie in Ruhe.«

Mein Herz pochte noch immer wie verrückt, während mein ganzer Körper zitterte. Ich stand auf, und obwohl ich immer noch auf wackeligen Füßen stand, bewegte ich mich ganz langsam auf die beiden zu. »Wir können über alles reden, Salman. Ohne Waffen, nur mit Worten. Bitte mach nichts Dummes, okay?«

Salman richtete seine Waffe abwechselnd auf mich und Gönül. Ich wusste, dass er im Grunde genommen jeder Zeit dazu bereit war, es zu tun. Seine Waffe zu nutzen. Leben zu beenden. Das hatte ich einst am eigenen Leib erfahren und nun befand ich; befanden wir uns in einer ähnlichen Situation.

»Du gehst jetzt bis zur Haustür und dann zum Auto«, befahl Salman, während er die Pistole zu mir neigte. Dann fuhr er zu Gönül. »Und du ... denk erst gar nicht daran, irgendwas zu tun! Sonst ist deine Freundin tot, und du gleich mit.«

Als er sich wieder zu mir drehte und sich seine glasigen Augen auf meinen Körper legten, deutete er mit dem Kopf auf die freiliegende Haustür. »Na wird's bald?!«, rief er. »Und leg die Hände hinter den Kopf!«

HABAYTIKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt