23 | Wie sich alles änderte. (1/2)

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NISAN

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18:27

Ich tat irgendwas, um mich abzulenken. Machte die Wäsche, half Gönüls Mutter beim Haushalt oder suchte einfach ein paar Minuten Schlaf. Nichts davon half mir weiter. Mein Kopf quoll über vor lauter Gedanken, zudem plagten mich herbe Kopfschmerzen, die mich letztendlich dazu zwangen, auf dem Sofa im Wohnzimmer Platz zu nehmen und den Versuch zu wagen, mich ein wenig auszuruhen.

Irgendwie wusste ich nicht, wo mir in der ganzen Sache mit Gönül der Kopf stand. Einerseits glaubte ich nicht an das, was Hilal mir erzählt hatte; andererseits waren die Details, die Hilal mir vorgetragen hatte, wirklich kurios.

Was mich irritierte war die Tatsache, dass Hilal präzise benennen konnte, welches Auto Gönül fuhr – einen silbernen VW Golf.
Dann die Art und Weise, wie Gönül nach Hause gekommen war ... nasses Haar, vollkommen unterkühlt und verunsichert ... es war seltsam. Äußerst seltsam. Es konnte nur eine Wahrheit geben und ich musste versuchen, die richtige zu finden. Aber wie?

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Gerade war ich dabei, wegzudämmern, als die Haustür mit einem sanften Ruck ins Schloss fiel. Ich schreckte auf und die gesamte Entspannung, wenn man sie überhaupt so nennen konnte, schlug fehl.

Es war tatsächlich Gönül, die sich gelassen an den Türrahmen des Wohnzimmers lehnte und mich mit einem sanften Lächeln begutachtete. Sie winkte mir zu, flüsterte: »Hey, Schlafmütze. Ich hoffe, du hast dich hier nicht allzu sehr gelangweilt.«

Ich streckte mich ausgiebig, ehe ich mich behutsam aufsetzte. Die Kopfschmerzen, die mir zuvor die Nerven geraubt hatten, waren nahezu vollständig geschwunden; die Unsicherheit, ob Gönül wirklich sauber, oder aber all die Jahre unehrlich zu mir gewesen war, wiederum nicht ganz.

»Nein, alles gut«, sagte ich. »Ich hab Wäsche gemacht, deiner Mutter im Haushalt geholfen. Wenn mir langweilig gewesen wäre, wäre ich ein wenig joggen gegangen, oder so. Und du? Wie war's in der Uni?«

Gönül gähnte, kam näher, warf sich auf das andere Ende des Sofas. »Ich hab letzte Nacht nicht so gut geschlafen ...«, sie zögerte einen Moment. »das habe ich dann in den Vorlesungen und in der Bibliothek nachgeholt. Aber sonst ... war's ganz gut. Du fehlst mir in der Uni echt.«

»Früher oder später hätte ich das Studium dann doch sowieso beenden müssen«, antwortete ich. »Aber ich muss mit dir ganz dringend über etwas anderes reden, Gönül. Es ist wirklich wichtig.«

Da war sie aber schon in ihr Handy vertieft und ich drauf und dran, ihr das Gerät aus der Hand zu reißen und in die nächste Ecke zu werfen. Wenn es eine Sache gab, die ich hasste, waren es die Momente, in denen ich mit Gönül sprechen wollte und sie mit ihrem Handy rumspielte.

Ich riss das Handy aus Gönüls Händen und setzte mich darauf. »Gönül, ich will jetzt reden!«, rief ich. »Heute ist etwas passiert und ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht. Also bitte hör mir zu.«

Gönül suchte den Blickkontakt.
»Erzähl», flüsterte sie. »Was ist los?«

»Heute war jemand hier«, erklärte ich. »Genau genommen ... es war Adnans Schwester. Sie heißt Hilal. Und sie hat mir komische Dinge erzählt.«

»Was?! Woher weiß die denn, wo wir wohnen? Das ist doch bestimmt wieder auf Adnans Mist gewachsen, oder?!«

Ich schüttelte den Kopf. »Sie sagt, sie wäre von alleine hergekommen. Weißt du, was sie noch meinte? Dass du gestern Abend dort gewesen wärst und mit Adnan gesprochen hättest. Und ich möchte nun wissen, was du bei Adnan zu suchen hattest.«

HABAYTIKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt