HARRY
Als ich eine Verschnaufpause hatte, ging ich ins Büro und rief endlich Eric zurück, denn ich musste es hinter mich bringen, ob ich wollte oder nicht.
"Wo bist du?", begrüßte er mich und ich setzte mich auf den Schreibtischsessel. "In meiner Heimatstadt. Meine Mum braucht mich hier". "Aha. Tja, wie der Zufall es will, brauche ich dich auch, und zwar HIER. Es sei denn, du kannst mich endlich bezahlen. Kannst du das?". Resignierend atmete ich einmal tief durch und schloss meine Augen. "Eric...". "Kannst du das, Harold?". "Nein". "Dann weißt du ja, was du zu tun hast. Ich erwarte dich morgen hier". "Schon morgen?". "Ja, es ist wieder ein Monat vorbei. Also morgen. Und wenn du nicht kommst, dann...". "Ich komme", unterbrach ich ihn und er lachte höhnisch. "So ist es gut. Du weißt ja, wo du mich findest". Dann legte Eric auf und ich stand auf und steckte mein Telefon wieder zurück in meine Hosentasche.
Fuck. Wie sollte ich das jetzt Mia erklären?
Ich ging zu ihr in die Küche und stellte mich neben sie. "Hey, kommst du morgen ohne mich aus?", fragte ich sie ganz direkt und Mia blickte mich misstrauisch an. "Warum?". "Weil ich nach Baton Rouge muss, um etwas zu erledigen. Nur morgen". "Tja, wenn du musst, dann musst du eben". "Mia...". "Schon gut, Harry, ich bin es ja schon gewohnt, dass du mich hängen lässt", stellte sie beiläufig fest, und das machte mich jetzt wütend. "Hey, das ist nicht fair! Ich bin von heute auf morgen hier her gekommen, um dir zu helfen, oder? Aber ich habe auch noch ein Leben in Baton Rouge, und ab und zu muss ich dort eben etwas erledigen, doch das heißt nicht, dass ich dich hängen lasse! Es ist nur ein Tag!", rief ich und Mia warf den Pfannenwender mit voller Wucht auf die Küchenanrichte. "OKAY!", schrie sie mich an. Sie war meine Schwester und ich liebte sie, aber ich konnte sie nicht dazu zwingen, mir zu verzeihen, dass ich vor zwei Jahren von hier weggezogen war. Ich war schließlich erwachsen und konnte nicht immer bei ihr sein, so leid es mir tat.
Im Endeffekt war Mia wie Louis, und Liam hatte in seiner Diskussion mit Abbie recht gehabt : Man wird erwachsen, man zieht von zuhause aus. So ist das Leben. Aber Louis sah das nicht ein, und Mia auch nicht. Nur dass Abbie und Louis mich gar nichts angingen. Mia schon, und ich wollte mich nicht mit ihr streiten. Ich atmete einmal tief durch und legte versöhnlich meine Handfläche auf ihren Rücken. Sie zuckte zusammen, blieb aber ruhig stehen. "Es tut mir leid, ich wollte nicht laut werden. Ich erledige das morgen, und übermorgen arbeite ich wieder, okay?". "Gut", sagte Mia nur und ich drückte ihr einen Kuss auf die Wange. "Alles klar, und jetzt gehe ich wieder an die Arbeit". "Jep". Also ging ich wieder in den Gastraum.
Am übernächsten Tag war ich wieder in Lafayette, besuchte Mum im Krankenhaus und fuhr dann zum 'Twist'.
Abbie und Mia beschäftigten sich mit den Alkoholflaschen, und als Mia mich sah, blickte sie mich überrascht an. "Du bist wieder da", stellte sie verwundert fest. Anscheinend hatte sie geglaubt, dass ich nicht wieder zurückkommen würde.
Wow ...
"Jep", sagte ich nur und Mia ging wortlos in die Küche - und ich zu Abbie. "Wie war es gestern?", fragte ich sie und bereitete mir eine Coke zu. "Es war okay. Lydia ist für dich eingesprungen". "Lydia Wyatt?". "Ja". "Okaaay?". Ich kannte Lydia. Sie war über 60 und eine Säuferin, und ich konnte sie mir hier nicht arbeiten vorstellen, ohne dass sie sich betrank. Abbie lachte und erriet meinen Gedankengang. "Was glaubst du, warum der Alkohol hier entsorgt werden muss? Sie hat ordentlich gesoffen und immer direkt aus der Flasche getrunken. Das kann jetzt nicht mehr verkauft werden". "Ach du Scheiße!", rief ich, obwohl es mir persönlich nichts ausgemacht hätte, den Gästen hier Alkohol mit ein bisschen Lydia-Spucke darin zu servieren, so abgefuckt wie die alle waren ...
Zwei Stunden später - Abbie kellnerte und ich war der Barkeeper - kam Louis herein. Seit er nach dem Sex gegangen war, hatte ich ihn nicht gesehen. Er grinste mich schief an und setzte sich auf einen Barhocker. Louis und ich smalltalkten ein bisschen miteinander - bis der Gastraum plötzlich leer war und Abbie zu Mia in die Küche ging. Es würde nicht lange dauern, bis wieder jemand kam, also musste ich die Gelegenheit JETZT ausnutzen. Ich beugte mich zu Louis und blickte ihm direkt in die Augen. "In zwei Minuten im Büro", teilte ich ihm mit und wortlos nickte er mir zu.
Ich ging ins Büro, setzte mich auf die uralte braune Ledercouch und wartete auf Louis, der auch wirklich zwei Minuten später kam. Er setzte sich neben mich - und sofort drückte ich meine Lippen auf seine, drang mit meiner Zunge in seinen Mund ein und strich damit hart über die seinige. Ich wollte jetzt keinen Sex mit ihm, aber einen kleinen Orgasmus konnte ich schon ganz gut gebrauchen. Also drückte ich Louis mit meinem Körper zurück auf seinen Rücken und legte mich auf ihn. Als er einladend seine Beine spreizte, bewegte ich mein Becken an seinem, um so die Reibung zu erzeugen, die ich brauchte. "Was wird das?", fragte Louis mich und schlang seine Beine um meinen Hintern. "Trockensex". "Ich verstehe". Er stieß unter mir seine Hüften hoch, immer und immer wieder, kam mir mit seinen Bewegungen entgegen, und ich wurde schmerzhaft hart. "Ja, Baby", flüsterte ich ihm zu - und es dauerte nicht lange, bis Louis und ich gleichzeitig zum Orgasmus kamen und beide lustvoll aufstöhnten.
Jetzt hatte ich zwar eine Sauerei in meiner Unterhose, aber das war es mir wert ...
LOUIS
Verdammt! Sogar Trockensex war mit Harry unglaublich!
Wir gingen gemeinsam in die Männertoilette und säuberten uns. Ich zog meine Hose und Unterhose aus und wischte mich dann mit meiner Unterhose ab, ehe ich sie entsorgte.
„Du bist crazy.“, sagte ich zu Harry und er grinste. „Aber du hast mitgemacht.“ „Mann Mann Mann, du bist echt scharf, wie soll ich da noch *Nein* sagen?“, fragte ich ihn. „Ich wäre dir aber nicht böse, wenn du mal keine Lust hättest.“, stellte er fest und ich nickte. „Gut zu wissen.“
Wir kehrten in den Gastraum zurück und ernteten eindeutige Blicke von Abbie und Mia. „Was auch immer ihr treibt… Tut es nicht hier!“, sagte Mia streng und ich begann zu schwitzen. „Wehe ich finde benutzte Kondome im Müll!“, fuhr sie fort und ich wurde noch verlegener. Harry hingegen grinste nur und schwieg zu den Worten seiner Schwester.
Ich aß noch einen Burger und fuhr dann in die Arbeit, wo ich heute die Spätschicht hatte. Dennoch ließ ich es mir nicht nehmen, zur Sperrstunde wieder im ´Twist´ zu sein. Zwischendurch war ich noch zuhause gewesen und hatte mich wieder vollständig angezogen.
Harry kellnerte und Abbie stand hinter der Bar als ich mich auf meinen üblichen Stammplatz setzte.
„Hör mal… Wegen Harry… Schützt du dich?“, fragte Abbie mich und ich verschluckte mich an meinem Bier. „Ich hab gemeint, ob du dich emotional schützt!“, klärte sie mich auf und ich hustete. „Wieso? Was weisst du?“, fragte ich sie und räusperte mich noch einmal. „Mia und ich wollen einfach nicht, dass du verletzt wirst, mehr nicht.“ „Es geht nur um Sex, mehr nicht.“ „Und willst du, dass mehr daraus werden könnte?“ „Nein, eeeeewww, keine Beziehung, dafür bin ich nicht gemacht.“, stritt ich ab. „Okay. Sei aber trotzdem vorsichtig.“ „Na gut, ich werde aufpassen.“, versprach ich Abbie und ließ mich dann von Mia breitschlagen, wieder mit Harry den Biervorrat aufzufüllen.
Als Abbie und ich heim kamen, verschwand sie sofort in ihrem Zimmer und ich setzte mich auf die Couch. Ich zappte mich durch die Fernsehprogramme und ertappte mich dabei, dass ich mich fragte, was Harry wohl gerade machte.
Ich holte mein Telefon heraus und textete ihm. Aber ich bekam keine Antwort, deshalb ging ich irgendwann ins Bett.
Am nächsten Morgen hatte ich noch immer keine Antwort von Harry und das verstimmte mich komischerweise. Ich schlurfte in die Küche und machte mir einen Kaffee.
„Hast du heute frei“, fragte mich Abbie und stellte sich neben mich an die Küchenanrichte. „Jep.“ „Na, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“ „Keine, alles ist okay.“, antwortete ich und sah wieder auf mein Telefon. „Louis!“ „Harry textet nicht zurück.“, sagte ich wahrheitsgemäß. „Also bist du doch emotional involviert?“ „Nein, ich mag es nur nicht, wenn ich keine Antwort bekomme.“ „Vielleicht ist sein Akku leer.“, schlug Abbie vor und ich musste grinsen. „Dann soll er ihn aufladen!“
Als wir ins ´Twist´ kamen, war Harry schon da und aus reinem Trotz fuhr ich sofort wieder und würdigte ihn keines Blickes.
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Walls
FanfictionLouis lebt in Jennings... Noch nie gehört? Macht nichts! Harry ist aus seiner Heimatstadt geflüchtet in ein neues Leben, muss jetzt aber zurückkehren um im Familienbetrieb auszuhelfen. Es dauert nicht lange bis ihm wieder einfällt, warum er hier nic...