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LOUIS

Im ˋTwist’ auszuhelfen machte zur Abwechslung richtig Spass.

Mia rockte wie immer die Küche und ich half Harry an der Bar. Da ich vom Drinks mixen keine Ahnung hatte, bediente ich die Tische. Gerade zur Mittagszeit war die Hölle los und ich musste ordentlich schwitzen. Nachdem der erste Schwung weg war ging ich mit Mia eine rauchen.

“Harry macht seinen Job echt gut.”, sagte ich zu ihr und Mia verdrehte ihre Augen. “Ich kann ihm einfach nicht verzeihen, dass er sang- und klanglos abgehauen ist, das hat mich verletzt. “Weisst du denn warum er gegangen ist?” “Nein, bis heute nicht.” “Warum fragst du ihn nicht einfach danach?” “Weil es mir egal ist.” “Das glaube ich dir aber nicht.” “Komm schon Louis, hör auf mich zu quälen. Wir werden uns schon wieder vertragen, aber noch bin ich zu verletzt.” “Okay, aber vielleicht könntest du ein bisschen netter zu ihm sein, denn ihn verletzt dein Verhalten nämlich auch.” Mia verdrehte erneut die Augen und nickte dann: “Ich werde es versuchen.” “Danke!”, sagte ich und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

“Oiii, Mann, du hast mir nur zehn Dollar gegeben und ich brauche aber dreizehn!” “Es waren fünfzehn!” “Nein, nur zehn!” “Alter, wenn du nicht rechnen kannst, dann solltest du nochmal zur Schule gehen!” “Du hattest einen Pitcher Bier und einen Burger, macht zwölf fünfundsiebzig und du hast mir einen Zehner gegeben, den ich noch hier in meiner Hand halte.”, erklärte ich genervt. Wutschnaubend warf der Gast noch drei zerknitterte Dollarnoten auf den Tisch und ich begann im Kleingeld nach fünfundzwanzig Cent zu suchen. “Der Rest ist Trinkgeld, du Schwanzlutscher.” “Hey du fooking Loosah, wen nennst du hier Schwanzlutscher?” “Dich, du Schwuchtel!” “Oi, du…” “Louis! Ruhe jetzt! Und du, Jason Johnston, nimmst deine fünfundzwanzig Cent und machst, dass du aus meiner Bar verschwindest!”, sagte Mia streng und ich warf das Retourgeld auf den Tisch.

Nach diesem Erlebnis brauchte ich eine Zigarette und ging hinten raus und zündete mir meine Zigarette an. Harry kam zu mir und sagte: “Lass dich von diesem Wixer nicht runterziehen.  Die ganze Stadt besteht aus kleinkarierten Arschlöchern. Deshalb musste ich einfach hier weg, ich hab es nicht mehr ausgehalten.” “Ich wurde noch nie so offen eine Schwuchtel genannt.”, gestand ich ihm. “Das tut mir Leid.” Er legte mir eine Hand auf die Schulter und küsste mich auf die Wange. “Nimm es dir nicht so zu Herzen, das wird noch öfter vorkommen. Los komm, die Tische bedienen sich nicht von selbst.” “Können wir tauschen? MIr zittern noch die Knie.” “Klar.”, antwortete Harry und wir gingen wieder hinein.

“Alles okay, Lou?”, fragte mich Mia und ich nickte. “Danke, es geht schon wieder.” “Im Museum ist es da ruhiger, oder?” “Dort hat mich noch niemand als Schwanzlutscher bezeichnet.”, grinste ich. “Ich kenne Jason noch aus der Schule, er ist eines der größten Arschlöcher der Stadt.”, sagte Harry und Mia gab ihm Recht. “Ich hasse den Kerl, aber er lässt genug Geld hier und normalerweise, wenn Mum hier ist, ist er ganz kleinlaut aber da sie nicht da ist, denkt er, er kann sich alles erlauben.”, sagte sie und Harry wischte den Tresen ab.

Der restliche Tag verlief gottseidank ohne weitere Zwischenfälle und als es Zeit für die Sperrstunde war, war ich total erledigt und wollte nur noch nach Hause und ins Bett. Und zwar alleine.

HARRY

Als Louis weg war, ging ich in die Küche, um Mia noch beim Aufräumen zu helfen. Sie hielt mich vielleicht für ein Arschloch, aber ich war keines.

"Danke", sagte sie, als alles fertig war, und grinste mich sogar ein bisschen an. "Kein Problem". Ich drehte mich um, um zu gehen. "Weißt du, Harry...". Abrupt blieb ich stehen und wandte mich ihr wieder zu. "Ja?". "Vielleicht bist du gar nicht so übel". "Vielleicht? Du weißt aber schon, dass du mich kennst, oder? Ich bin noch derselbe wie vor zwei Jahren, Mia, auch wenn ich nicht mehr hier wohne". "Ach ja?". "Ja. Du hättest jederzeit zu mir nach Baton Rouge kommen können, dann wüsstest du das, aber du wolltest ja in den letzten zwei Jahren nichts mit mir zu tun haben". "Das stimmt nicht. Aber ich bin wütend auf dich, weil du mich hier zurückgelassen hast". "Das tut mir leid. Wirklich. Aber ich musste einfach weg". "Warum?". "Weil man mich hier wie eine tödliche Krankheit behandelt hat". "Du meinst, nach deinem Outing?". "Ja". "Wenn du mit mir darüber geredet hättest, dann wäre ich für dich da gewesen", sagte Mia, und ich sah, dass sie nasse Augen bekam, also stellte ich mich direkt vor sie und legte meine Handflächen links und rechts auf ihre Schultern.

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