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HARRY

Eine Woche später stand ich in der Küche und kümmerte mich um das Abendessen, als Louis von der Arbeit nachhause kam. "Hey, du bist ja schon wieder fleißig", begrüsste er mich, stellte sich neben mich und drückte mir einen Kuss auf den Mund. "Hey". "Was kochst du denn Gutes?". "Das wird ein Shepherds Pie". "Es riecht jedenfalls schon fantastisch". "Das freut mich, Baby".

Als die volle Auflaufform im Backofen war, zündete Louis sich an der Kücheninsel eine Zigarette an - und dann vibrierte mein Telefon, das direkt vor ihm lag, und es war Eric.

Fuck ...

Bis jetzt hatte Louis noch nicht mitbekommen, dass ich noch Kontakt zu Eric hatte. Hoffentlich verstand er das jetzt nicht falsch. "Willst du mich verarschen, Harry?". Okay, er verstand es definitiv falsch. "Louis...". "Willst du das Telefonat nicht annehmen?", unterbrach er mich. "Nein". "Warum nicht? Weil ich dann höre, was du zu ihm sagst?".

Fuck ...

"Louis...". "Hast du schon von Anfang an heimlich Kontakt zu ihm? Macht ihr zwei euch über mich lustig?". "Was? Nein!". Louis dämpfte die Zigarette im Aschenbecher aus und ging ins Wohnzimmer, und ich folgte ihm. "Ich bin so dumm! Jedes Mal, wenn du nach Baton Rouge gefahren bist, dann hast du dich hinter meinem Rücken mit ihm getroffen, oder? Und ich habe hier auf dich gewartet, ich Vollidiot". "Nein, so ist es nicht", sagte ich und Louis drehte sich abrupt zu mir um. "Wie ist es denn dann?".

Jetzt war es also soweit. Ich musste ihm die Wahrheit sagen. Ich hatte mich so sehr bemüht, ihn da nicht mit hinein zu ziehen, aber wenn er jetzt der Meinung war, dass ich ihn mit Eric betrog, dann durfte ich ihn nicht in dem Glauben lassen. Ich musste es richtig stellen.

"Ich war bei ihm in Baton Rouge, das stimmt, aber nicht aus dem Grund, den du jetzt vermutest". "Sondern?". Ich atmete einmal tief durch und setzte mich auf die Wohnzimmercouch. Louis blieb stehen und sah mich erwartungsvoll an. "Okay, ich sage dir jetzt die Wahrheit. Es stimmt, dass ich dir bis jetzt etwas verheimlicht habe, aber nur, um dich zu beschützen". "Beschützen? Vor was oder wem denn?". "Vor Eric". "Was? Wer ist denn dieser Typ?". "Er ist gefährlich. Er dealt mit Heroin und weiß Gott was noch, ich weiß es nicht, aber ... ich habe den Fehler gemacht, mich auf ihn einzulassen. Ich wollte in Baton Rouge ein eigenes Tattoostudio eröffnen, aber ich war pleite. Eines Abends war ich ziemlich frustriert, also bin ich in einen Schwulenclub gegangen, um mich davon abzulenken". "Und da hast du ihn kennengelernt?". "Ja. Er war nett zu mir und ich war total betrunken, also...". "Hattest du Sex mit ihm, du kannst es mir ruhig sagen, Harry". "Ja, ich hatte einen One-Night-Stand mit ihm. Er hat da dieses hässliche Tattoo auf dem Rücken, und ich habe ihm gesagt, dass ich ihm das viel besser gestochen hätte. So sind er und ich aufs Tätowieren gekommen und dass ich mich damit selbstständig machen will". "Und?". "Und da hat er mir angeboten, mir das Startkapital dafür zu leihen", sagte ich und strich mir selbst mit meiner Hand durch die Haare.

"Und du hast sein Angebot angenommen", stellte Louis fest. "Ja. Und dann ist alles schief gegangen. Das Tattoostudio war ein kompletter Flop, also konnte ich es ihm nicht zurückzahlen. Da hat er angefangen, mir sein wahres Gesicht zu zeigen". "Wie meinst du das?". Erneut atmete ich einmal tief durch - und dann sprach ich es einfach laut aus : "Ich musste einmal im Monat mit ihm schlafen".

Für zehn Sekunden starrte Louis mich schockiert an, und ich wartete auf seine Reaktion auf diese Hiobsbotschaft. "Du ... du hast einmal im Monat mit ihm geschlafen? Hinter meinem Rücken?". "Nein, Louis. Als es mit dir noch nicht ernst war, schon noch, aber dann nicht mehr. Ich würde dich nie im Leben betrügen. Mit niemandem". "Aber du warst doch trotzdem noch in Baton Rouge. Was hast du denn da gemacht?". "Ich war bei ihm, wollte aber keinen Sex mit ihm. Das hat ihm nicht gefallen. Er hätte mich fast erwürgt". "Der Handabdruck auf deinem Hals, natürlich!", rief Louis und fing an, unruhig herumzugehen.

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