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HARRY

Louis fuhr nachhause und ich arbeitete noch zu Ende.

Ohne mich von Mia zu verabschieden, verließ ich das 'Twist' und fuhr nach hause. Ich war wütend auf Gott und die Welt - und auf Mia. Wie sie darauf reagiert hatte, dass ich mich mit Jason geprügelt hatte, ärgerte mich. Sie hätte gegen Jason sein müssen, nicht gegen mich. Ich war schwul und er homophob - und ich war ihr Bruder. Wenn Mia lesbisch wäre und jemand sie dafür beleidigen würde, dann wäre es mir scheißegal, ob der jenige hier regelmäßig aß und trank, oder nicht. Ich würde auf so einen Menschen gut und gerne verzichten können und ihm Lokalverbot erteilen. Aber Mia dachte nur an das Finanzielle, und das kotzte mich an.

Zuhause saß Mum auf der Wohnzimmercouch - und als sie mich sah, starrte sie mich schockiert an. "Schatz, was ist denn mit dir passiert?". "Gar nichts, ich bin okay". Ich wollte in die Küche gehen, als sie mich hinter mir fragte : "Jason Johnston?". Also drehte ich mich wieder zu Mum um und ging zu ihr. "Hat Mia dich angerufen?". "Ja". "Alles klar", sagte ich, setzte mich neben sie und sie blickte mich besorgt an. "Harry...". "Er ist ein homophobes Arschloch", unterbrach ich Mum. "Das weiß ich, und ich hasse diesen Kerl, aber dich mit jemandem zu prügeln, das passt nicht zu dir". "Aber er versteht es nur so. Ich habe es getan, und fertig", sagte ich, stand wieder auf und ging jetzt doch in die Küche, denn damit war es für mich erledigt.

Jason war ein Arschloch und jeder hier wusste das, aber  ich war jetzt derjenige, der sich dafür rechtfertigen musste, das getan zu haben, was jeder hier tun wollte.

Verkehrte Welt ...

Ich duschte ausgiebig, schluckte dann eine Kopfschmerztablette - und dann legte ich mich hin und schlief gottseidank fast sofort ein.

Als ich am nächsten Tag das 'Twist' betrat, fühlte ich mich wieder ganz gut. "Hey Hulk", begrüßte Abbie mich und ich lachte. "Hey". "Liam hat Jason gestern noch festgenommen", teilte sie mir mit und ich blickte sie überrascht an. "Warum?". "Er ist in eine Tankstelle eingebrochen, die schon geschlossen war, dieser Vollidiot. Jetzt ist er im Gefängnis, also hast du vorerst deine Ruhe vor ihm". "Gut", sagte ich und war erleichtert darüber, dass Jason vorerst weg war. Wer wartete schon gerne darauf, verprügelt zu werden? Gestern war ich ausgeflippt, aber Mum hatte recht, normalerweise war ich nicht so.

Louis kam heute nicht ins 'Twist', aber ich textete mit ihm - und nach der Arbeit fuhr ich zu ihm. Er wartete auf mich.

Louis und ich hatten atemberaubenden Sex miteinander - und als ich dann verschwitzt neben ihm lag, fühlte ich mich wie ein neuer Mensch. Er tat mir gut. Nicht nur der Sex mit ihm, sondern auch er selbst, was ich bedenklich fand, aber es war so.

Ich drehte mich zu ihm und gähnte herzhaft. "Du kannst gerne hier schlafen", bot Louis mir an und deckte uns beide zu. "Ja?". "Klar. Aber nur, wenn du mich morgen früh mit einem Blowjob aufweckst", sagte er und ich lachte. "Und wenn du vor mir aufwachst?". "Dann warte ich, bis du wach wirst und tue dann so, als würde ich noch schlafen". "Du willst einen Blowjob, alles klar". "Jep". "Aber hier zu schlafen, ist vermutlich keine gute Idee". Widerwillig setzte ich mich auf, aber Louis krallte seine Hand in meine Schulter und drückte mich wieder zurück auf die Matratze. "Liegen bleiben. Nur weil du hier schläfst, heißt das nicht, dass es zwischen dir und mir ernst wird. Du bist müde, also musst du jetzt nicht noch nachhause fahren. Es macht mir nichts aus. Du kannst einfach die Augen zumachen und einschlafen. Klingt das gut?". "Das klingt himmlisch", sagte ich und meine Augen schlossen sich automatisch. "Gut".

"Ich mag dich, Louis", murmelte ich, schon im Halbschlaf. "Ich mag dich auch, Harry". 

LOUIS

WallsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt