15

229 14 1
                                    

HARRY

Im 'Twist' war es heute ruhig, also setzten Abbie, Mia und ich uns einfach gemütlich an einen Esstisch. Und dann kam Liam herein und strahlte Abbie an. "Hey!", rief er freudig und setzte sich neben sie. "Hi". "Wie geht es meinen Beiden?", fragte er Abbie, drückte ihr einen Kuss auf den Mund und legte seine Handfläche auf ihren noch nicht sichtbaren Babybauch. "Sehr gut", sagte sie.

Ich verstand gar nicht, was Louis hatte. Ich fand Liam sympathisch, und Abbie sah total happy mit ihm aus.

"Wie geht es dir, Harry?", fragte Liam mich. "Ganz gut, danke". "Jason Johnston bist du jedenfalls los, er wird mindestens fünf Jahre bekommen". "So lange?". "Klar. Besitz und Verkauf von Kokain, Entführung, Freiheitsberaubung, schwere Körperverletzung. Außerdem noch Diebstahl und Einbruch. Vielleicht werden es sogar zehn Jahre". "Wow". "Gottseidank, ich will ihn nicht mehr sehen", stellte Mia fest, und natürlich stimmte ich ihr zu : "Ich auch nicht". "Tja, wenn du wieder in Baton Rouge bist, dann musst du dir sowieso keinen Kopf mehr um ihn machen", sagte Mia, und ich atmete nachdenklich einmal tief durch.

Louis hatte absolut Recht : In Baton Rouge war zwar Niall, aber hier hatte ich Mum, Mia ... und Abbie, die mir schon sehr ans Herz gewachsen war. Und natürlich Louis, mit dem es langsam aber sicher immer ernster wurde. Und jetzt, da mir bewusst geworden war, dass ich selbst auch abgefuckt war, verurteilte ich die Leute hier nicht mehr. Jason war eine Ausnahme, aber Arschlöcher gab es überall, auch in Baton Rouge - und sooooo wunderschön war es dort auch nicht. Und Niall und ich konnten uns jederzeit gegenseitig besuchen. Doch dann fiel mir wieder ein, wie ich nach meinem Outing hier behandelt worden war, und das war für mich nach wie vor inakzeptabel.

Ich ging nicht auf Mias Kommentar ein und wechselte das Gesprächsthema : "Weißt du, ich würde Zayn gerne ein bisschen besser kennenlernen, denn immerhin ist er mit meiner Schwester zusammen", sagte ich und schlang meinen Arm um ihre Schultern. "Klar, das lässt sich machen. Ich werde ihm sagen, dass er morgen oder übermorgen hier Mittagessen soll, dann kannst du dich zu ihm setzen". "Okay".

Louis kam heute nicht, also fuhr ich nach der Sperrstunde nach hause.

Ich duschte, legte mich dann hin und schaltete Netflix ein. Dann schlief ich ein - und als ich wieder aufwachte, lag Louis neben mir. "Hey", sagte er und drückte mir einen Kuss auf den Mund. "Hey. Fuck, ich bin eingeschlafen". "Das macht doch nichts. Deine Mum hat sich sehr gefreut, mich zu sehen", teilte er mir mit und ich lachte. "Sie mag dich". "Das freut mich". "Allerdings ist sie der Meinung, dass es zwischen dir und mir nach wie vor nur Sex ist. Sie glaubt sicher, dass wir es jetzt gerade miteinander treiben", scherzte ich und sein Gesicht wurde dunkelrot. "Was?!". "Seit sie wieder zuhause ist, ist es heute das zweite Mal, dass du bei mir schläfst, also wird sie sicher nicht glauben, dass wir nur unschuldig nebeneinander liegen. Und ich bin nachts auch nicht immer zuhause". "Ach, ich schlafe heute bei dir?". Und schon war er wieder sassy. "Etwa nicht?". "Doch, klar, wenn du willst". "Ich will", sagte ich und er grinste mich breit an. "Tja, wenn deine Mum sowieso glaubt, dass wir unanständig sind...". Louis drückte seine Lippen auf meine und drang auch sofort mit seiner Zunge in meinen Mund ein. Ich saugte ein bisschen daran und er stöhnte auf.

Fünf Minuten später löste er sich von mir und deckte sich selbst zu. "Ist das alles? Und das nennst du unanständig?", fragte ich ihn, denn sassy konnte ich auch sein. "Du darfst doch noch nicht, du Arsch!", rief Louis und ich lachte, aber gleichzeitig dachte ich auch an Eric. Ihm war es scheissegal gewesen, ob ich durfte oder nicht. Und schon war mein unbeschwerter Gemütszustand vorbei. "Du hast Recht, kuscheln ist auch gut". "Jep".

Und genau das taten Louis und ich dann auch : Kuscheln.

Aber jetzt bekam ich Eric wieder nicht mehr aus dem Kopf, und fragte mich, ob er mich jemals endgültig in Ruhe lassen würde. Wahrscheinlich nicht. Ich musste mir etwas einfallen lassen, um ihn bezahlen zu können, denn falls das mit Louis tatsächlich noch ernst werden würde, dann konnte ich mich nicht mehr einmal im Monat mit ihm treffen. Oder ich verzichtete auf Louis und machte so weiter, aber das wollte ich nicht. Von Jason war definitiv kein Schmerzensgeld zu erwarten.

WallsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt