(22) Tränen

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"Guten Morgen", flüsterte Celine mir müde zu. "Guten Morgen", antwortete ich und stieg aus dem Bett. Ich zog mir meine Hose an, die immer noch auf dem Fußboden lag. Lächelnd kam Celine auf mich zu und küsste mich zärtlich. Ich erwiderte den Kuss zwar, wusste aber, dass es falsch war.

"Ich hab dich die ganze Zeit über so vermisst", gestand sie schmunzelnd und zog sich ebenfalls ihre auf dem Boden liegende Hose an, bevor sie das Schlafzimmer verließ und auf die Küche zusteuerte. Sie sah so glücklich aus und ich wollte sie ungern verletzen. Doch ich hatte keine Wahl.

"Warte", hielt ich Celine auf. Sie drehte sich zu mir um und sah mich erwartungsvoll an. "Hör zu, es tut mir leid. Ich denke ich kann das nicht. Es fühlt sich nicht mehr richtig an", versuchte ich zu erklären. Von einer Sekunde zur anderen verschwand das fröhliche Lächeln von ihrem Gesicht. Ungläubig starrte Celine mich an: "Meinst du das ernst?". "Ja", sagte ich etwas verlegen, "Ich dachte es könnte wieder so werden wie früher, doch das wird es nicht". Celine nickte nur bedrückt und drückte sich an mir vorbei ins Schlafzimmer, um ihre restlichen Sachen zu holen. "Das T-Shirt kannst du behalten", sagte ich kühl, ohne mich umzudrehen. Ich spürte Celines Blicke auf meinem Rücken.

Erneut drückte sie sich an mir vorbei. Wie erstarrt blieb sie plötzlich stehen und drehte sich zu mir. Ich schaute tief in ihre blauen Augen. Sie waren wunderschön und erweckten Erinnerungen. "Dann, tschüss", riss Celine mich aus meinen Gedanken und ging auf die Haustür zu. "Tschau", antwortete ich und folgte ihr ein paar Schritte, blieb aber dann mitten im Flur stehen, als die Tür zufiel.

Ich atmete tief durch und bewegte mich in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen. Auf der Küchentheke lag mein Handy, ich sah es aufleuchten und nahm es in die Hand. 10 neue Nachrichten von Steffanie. Verwirrt tippte ich auf den Chat.

"Volkan?"

"Iwan hat mir geschrieben"

"Wo bist du?"

"Er will vorbei kommen"

"Ich hab Angst"

"Bitte komm her"

"Was machst du?"

"Ich brauche deine Hilfe!"

"Volkan?"

"Bitte"

Mein Mund klappte auf, als ich diese Nachrichten las. Steffanie, ich hatte sie völlig vergessen! Schnell zog ich mir ein T-Shirt und Schuhe an und lief die Treppen nach unten.

Nach zehn Minuten kam ich bei Steffi an und eilte die Stufen, bis zu ihrer Wohnungstür hoch. Nervös klingelte ich. Langsam ging die Tür auf und ich stürmte sofort hinein. "Es tut mir so leid! Ist er noch da?", fragte ich Steffanie hastig. Sie schloss die Tür und verschränkte ihre Arme: "Er ist schon weg. Wo warst du? Ich hab dir gestern Abend geschrieben". "Ich weiß, sorry. Meine Ex war da und wir haben gef-". Ich hielt inne. Ich redete ohne nachzudenken. "Was habt ihr? Gefickt?", Steffis Stimme wurde wütender und sie zog ihre Augenbrauen hoch. Ich antwortete nicht. Ich wollte ihr nicht sagen, dass es stimmte. "Ernsthaft? Ich hätte dich gebraucht, Volkan", hörte ich Steffanies aufgebrachte und zugleich zitternde Stimme, "Weißt du was er getan hat? Er hat mich dazu gezwungen mit ihm ins Bett zu steigen!". Tränen bildeten sich in ihren Augen und ich sah sie erschrocken an. Mir fehlten die Worte. Ich fühlte mich einfach nur schlecht. Ich hätte für sie da sein müssen.

"Es tut mir so leid, Steffi", stotterte ich. "Du kannst Spaß haben mit wem du willst, das geht mich ja nichts an, aber du hast gesagt du hilfst mir jederzeit. Und diesmal hab ich dich wirklich gebraucht", schluchzte Steffanie. "Ich weiß", flüsterte ich. Ich hatte sie im Stich gelassen. Langsam ging ich ein paar Schritte auf sie zu, doch Steffi wich zurück. Tränen flossen über ihr Gesicht und ihr Rücken berührte die kahle Eingangstür. "Ich habe mich auf dich verlassen und dir vertraut. Verstehst du, Volkan?", erklärte sie und brach noch mehr in Tränen aus.

Meet & Greet (Apache 207)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt