(27) Kaffeebecher

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[Steffanie]

Vorsichtig öffnete ich meine Augen. Mein Kopf schmerzte. Über mir zogen Lichter vorbei und um mich herum waren Menschen die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Sie schoben mich auf einer Trage durch einen kahlen, weißen Flur und tauschten hektische Sätze aus, die ich kaum verstand. "Wo bin ich?", flüsterte ich leise aber es kam kaum ein Ton heraus. Ich war müde und es war schwer die Augen offen zu behalten. Schließlich fielen sie mir wieder zu.

Ich spürte eine sanfte Berührung an meinem Unterarm und wachte auf. Ich lag in einem ziemlich unbequemen Bett und war mit zahlreichen Kabeln an irgendwelchen Geräten angeschlossen. Es war viel zu hell um meine Augen ganz zu öffnen. Neben mir saß eine männliche Person, die behutsam meinen Arm streichelte. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte ich die gewohnte Sonnenbrille und mir wurde etwas warm ums Herz.

"Steffi?", hörte ich Volkans raue Stimme, als er bemerkte, dass ich wach war, "Ey, wie geht's dir?". "Ganz gut, schätze ich", antwortete ich verschlafen, "Wo bin ich?". "Im Krankenhaus", sagte er und nahm meine Hand. "Was ist passiert?", fragte ich überrascht und setzte mich auf. "Du bist von einem Auto angefahren worden. Du hattest echt Glück und hattest nur eine Gehirnerschütterung und eine Platzwunde am Kopf", erklärte Volkan ruhig. Jetzt fiel mir alles wieder ein, da war Iwan und dieses Auto und auf einmal war alles nur noch schwarz. Verwirrt fasste ich mir an den Kopf, er tat immer noch etwas weh. "Hast du Schmerzen?", erkundigte sich Volkan besorgt und sah mich durch die Sonnenbrille an. "Nein, alles gut", verleugnete ich, "Wie spät ist es denn?". "Halb zwei, oder so. Hab die ganze Nacht gewartet, bis du wieder wach wirst. Ich denke die vielen Kaffeebecher erklären sich von selbst", erzählte er und deutete auf einen kleinen Tisch vor meinem Bett. "Süß", grinste ich und unterließ die Frage nach Iwan, denn ich wollte diesen Moment ungern zerstören.

"Willst du nicht nach Hause, um zu schlafen?", fragte ich. Er nahm seine Brille ab und überlegte kurz: "Schon, ist es okay wenn ich dich alleine lasse? Ich kann später wieder kommen?". "Alles gut, ich schaffe das", lächelte ich und Volkan kam etwas näher: "Na gut". Er küsste mich liebevoll und verabschiedete sich dann.

Ich versuchte wieder einzuschlafen, doch plötzlich ließ mich eine andere Stimme aufschrecken: "Also, Apache 207 ist dein Freund?". Erschrocken drehte ich mich um und bemerkte, dass ich nicht die einzige in diesem Zimmer war. Neben meinem Bett stand noch eins, darin lag ein junges Mädchen, etwa mein Alter. Sie hatte kurze blonde Haare und trug das gleiche, hässliche Patientenshirt wie ich. Ich versuchte mich wieder auf ihre Frage zu konzentrieren und stotterte: "Oh, ähm Volkan? Nein, wir sind nur gute Freunde". Ich wusste, dass es unglaubwürdig rüberkam, doch es war die Wahrheit.

"Naja, sah nicht so aus. Aber ich denke jeder würde das im zu liebe verheimlichen, oder?", redete die Blondine weiter. "Kann sein", zuckte ich mit den Schultern. "Ich bin Celine, und du bist?", stellte sie sich vor. "Steffanie", grinste ich ihr zu. Zwischen unseren Betten war ein hellblauer Vorhang, den Celine mittlerweile schon aufgezogen hatte. Jedoch war er noch zugezogen, als Volkan noch da war, also woher wusste sie dass mich "Apache 207" besuchen war? War seine Stimme so eindeutig?

"Wieso bist du im Krankenhaus?", fragte ich nach. "Ich hatte eine Blinddarmoperation. Nichts wildes", antwortete Celine. Ich nickte verständnisvoll und wollte eigentlich schlafen doch sie löcherte mich weiter mit Fragen: "Woher kennst du Apache?". "Hatte ihn nach einem Konzert getroffen und dann immer öfter auf der Straße oder so", beantwortete ich kurz. "Ah. Echt süß, er hatte die ganze Nacht dort gesessen und deine Hand gehalten", grinste Celine und starrte den Stuhl an auf dem er saß. Sie kam mir etwas komisch vor, aber vielleicht war sie auch nur so müde wie ich. "Bist du ein Fan von ihm?", fragte ich aus reiner Neugier. "Naja, so eine Art", sagte sie und gähnte, "Ich bin mir sicher du willst schlafen. Tut mir leid, falls ich genervt habe". "Alles gut", winkte ich mit einem gezwungenem Lächeln ab und drehte mich auf die Seite um endlich zu schlafen.

Meet & Greet (Apache 207)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt