(28) Zimmer 417

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[Volkan]

Und noch eine Ampel schaltete vor meiner Nase auf rot. "Das kann doch nicht war sein", flüsterte ich mir genervt selbst zu. Ich hatte Steffanie geschrieben, um 14 Uhr bei ihr im Krankenhaus zu sein und war sowieso schon spät dran, weil ich noch ein Sandwich für sie gekauft hatte. Das war wohl das Mindeste, das ich machen konnte, nachdem ich mich schuldig für den Unfall fühlte. Ich hätte bei ihr stehen bleiben müssen, anstatt auf Iwan loszugehen. Ich setzte meine Sonnenbrille ab und strich mir durchs Haar. Jetzt fing es auch noch an zu regnen. Ich drehte den Radio auf, um etwas bessere Laune zu bekommen.

Die Uhr im Flur des Krankenhauses ließ mich wissen, dass ich fünfzehn Minuten zu spät war und umso mehr eilte ich Richtung Zimmer 417, indem Steffi lag. Ich riss die Tür auf und keuchte, ein wenig außer Atem von den vielen Treppen: "Sorry, dass ich so spät bin. Der Verkehr war-". Abrupt blieb ich stehen. Hatte ich mich verschaut? Celine lag in dem Bett neben Steffanie und grinste mir nur schelmisch entgegen. Was machte sie hier? Und war sie gestern auch schon hier?

"Äh, Volkan?", riss Steffanie mich lachend aus meinen Gedanken. Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf und Celine drehte sich um zu ihrem Handy. "Sorry", nuschelte ich und setzte mich auf den unbequemen Stuhl neben Steffis Bett, "Ich hab dir ein Sandwich mitgebracht, ich hoffe du hast Hunger". Ich hielt ihr die Tüte hin und sie grinste breit: "Oh ja, das hab ich, das Essen heute war grauenhaft. Danke". Sofort packte sie es aus und biss genüsslich rein. Ich lehnte mich zurück und meine Blicke huschten immer wieder zu Celine rüber. Hatte sie Steffanie etwas erzählt?

"Oh, ich werde übrigens schon in zwei Tagen entlassen", sagte Steffi stolz und ich schaute sie erstaunt an. "Das ist toll!", antwortete ich und versuchte normal zu klingen, doch das gelang mir wohl nicht ganz. Steffanie schaute mich fragend an, aber ich ignorierte ihre Blicke und strich ihr stattdessen eine Haarsträhne aus dem Gesicht und drückte ihr einen Kuss auf die Backe. "Ich geh schnell aufs Klo. Ich bin gleich wieder da", teilte sie mir mit und verschwand im Badezimmer.

Ich ergriff die Chance, um mich an Celine zu wenden: "Was machst du hier?". "Ich liege im Krankenhaus, was sonst?", verdrehte sie die Augen. "Und wieso?", wollte ich weiter wissen. "Ich hatte eine Blinddarmoperation. Aber keine Angst, ich erzähl deiner kleinen Freundin schon nichts", antwortete Celine und setzte ein Grinsen auf, das ich nicht genau deuten konnte. "Sie ist nicht meine Freundin", murmelte ich und war mir nicht sicher ob sie mich gehört hatte. Doch da kam Steffanie auch schon wieder zurück und wollte sich wieder ins Bett legen, aber ich hielt sie am Handgelenk fest und sie wirbelte herum. Ich zog sie etwas zu mir herunter und küsste sie zärtlich. Dieser Kuss war wohl eher aus Provokation gegenüber Celine gedacht, doch er ließ mich wieder in eine Welt fallen, in der kein Platz für Celine war. Und auch für kein anderes Mädchen.

Ich spürte Steffanies Lächeln durch den Kuss und ich ließ sie wieder los. Zufrieden setzte Steffi sich zurück in ihr Bett und ich lehnte mich erneut zurück.

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