(23) Polizei

898 19 0
                                    

"Ich versteh dich, und es tut mir leid", sagte ich, ging ein paar Schritte rückwärts und verschwand dann in der Küche. Überfordert strich ich mir mit beiden Händen die Haare zurück. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie schrecklich das für sie gewesen sein musste.

Auf der Küchentheke stand eine Schachtel Taschentücher. Ich griff nach ihr und eilte zu Steffi zurück, die immer noch tränenübergossen an der Eingangstür lehnte. "Hier", flüsterte ich sanft und überreichte ihr die Taschentücher. Dankend nahm Steffanie diese an und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, während ich meine Sonnenbrille abnahm und sie auf einen kleinen Tisch neben der Tür legte.

"Es tut mir leid", erklang plötzlich Steffis Stimme und sie stellte die Schachtel ab. "Was?", fragte ich überrascht nach und runzelte die Stirn. "Ich habe etwas über reagiert. Es ist nicht selbstverständlich, dass du mir helfen willst. Ich sollte dir danken", erklärte sie. "Nicht so schlimm. Ich kann das nachvollziehen", antwortete ruhig und strich mir noch einmal durchs Haar. Steffanie verschränkte schüchtern ihre Arme.

"Aber jetzt mal ehrlich", fing ich ernst an, "Du musst zur Polizei gehen. Das geht echt viel zu weit, der Typ muss bestraft werden". "Ich weiß, du hast Recht. Aber ich habe Angst, dass es dann noch schlimmer wird oder dass er die Bilder veröffentlicht", erwiderte Steffi. "Das wird schon nicht passieren. Versprich mir nur, dass du morgen zu Polizei gehst und Anzeige erstattest", sagte ich einfühlsam und legte meine Hände auf ihre Schultern. Sie schaute mir tief in die Augen und fragte dann: "Kannst du nicht mitkommen?". "Leider nicht, ich muss morgen ins Studio und ein paar Sachen klären. Aber ich kann dich hinfahren und vielleicht auch wieder abholen", schlug ich vor. Zustimmend nickte Steffanie.

Ich warf einen Blick auf mein Handy. Schon 17:20 Uhr. Schnell eilte ich zu meiner Haustür. Ich hatte Steffi versprochen um halb sechs bei ihr zu sein, um sie zur Polizeiwache zu bringen.

Glücklicherweise kam ich noch pünktlich an und setzte Steffi mit ein paar aufmunternden Worte ab. Danach fuhr ich schnell weiter zum Studio.

Gottseidank dauerte die Session nicht lang und somit konnte ich Steffanie noch abholen. Das Wetter hatte sich verschlechtert und es regnete in Strömen. Vor der Polizeiwache stand Steffi wartend unter einem kleinen Vordach. Ich parkte am Rand des Bürgersteigs und als sie mich sah lief sie sofort auf mich zu und stieg in mein weißes Auto ein. "Und? Alles gut?", fragte ich gespannt nach und sah zu ihr rüber. Steffanie nickte nur bedrückt und ich merkte, dass sie nicht reden wollte. Ich drehte den Radio etwas auf und fuhr los.

Es herrschte eine unangenehme Stille die ganze Fahrt über und Steffi rührte sich kein Stück. Erst als im Radio plötzlich ein Lied von mir gespielt wurde, drehte sie sich um und aus dem Augenwinkel sah ich, dass sie lächeln musste.

Ich begleitete Steffi noch hoch zu ihrer Wohnung. Immer noch hatten wir kaum ein Wort gewechselt. Trotzdem umarmte ich sie vor der Eingangstür sanft und flüsterte ihr zu: "Es wird alles wieder gut, ja?". Schmunzelnd nickte sie und verabschiedete sich, bevor ich die Treppen wieder runterlief.

Meet & Greet (Apache 207)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt