(26) Eis

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[Steffanie]

"Und wohin willst du gehen?", fragte ich nach, während ich an meiner Cola nippte. "Ich weiß nicht, in einen Park? Der nächste ist nicht weit weg", antwortete Volkan. Er strich sich eine Strähne hinters Ohr und ich musste schmunzeln. Ich liebte seine Haare. Allgemein ihn.

Draußen war es mittlerweile dunkel geworden, als wir mit dem Essen fertig waren. Volkan bezahlte und wir verließen das Restaurant. Ich hatte nicht bedacht, dass es mit der Zeit kälter wurde und so bereute ich es, mir nur ein Kleid angezogen zu haben. Doch meinem Begleiter fiel das wohl auf, denn er eilte zu seinem Auto und holte von dem Rücksitz eine schwarze Lederjacke hervor. "Dir muss doch kalt sein, oder? Zieh die an", sagte er und hielt mir die Jacke aufmerksam hin. Ich nahm sein Angebot dankend an, auch wenn mir die Jacke viel zu groß war. "Süß", lächelte Volkan und griff geschickt unter die Jacke nach meiner Taille. Er zog mich an sich und gab mir einen leichten Kuss auf die Stirn. Mein Bauch fing an zu kribbeln und ich bekam Gänsehaut. Ich biss mir auf die Unterlippe und schaute zu ihm hoch. Ich hatte schon wieder vergessen wie groß er doch war. Ich wollte ihn eigentlich küssen, doch Volkan unterbrach mein Vorhaben: "Komm, wir müssen in die Richtung".

Gemeinsam liefen wir den kaum beleuchteten Gehweg entlang. "Ich war noch nie in dieser Gegend", bemerkte ich nach einiger Zeit leise. "Ich nur ein paar Mal. Aber ich weiß noch, dass dort hinten eine Eisdiele ist. Hast du Lust auf einen Nachtisch?", schlug Volkan vor und ich spürte seine erwartungsvollen Blicke auf mir. "Natürlich, ich liebe Eis", lächelte ich.

Ich bestellte Erdbeereis und Volkan Vanilleeis. Mal wieder wollte er unbedingt bezahlen und ich wollte ihn eigentlich davon abhalten, doch er hörte nicht auf mich. "Ich schulde dir was", stellte ich fest und nahm mein Eis. "Du schuldest mir nur einen Kuss", schmunzelte er und kam näher. Diesen Wunsch konnte ich ihm mit Vergnügen erfüllen und stellte mich auf Zehenspitzen. Seine Lippen waren so weich und ich spürte sein Lächeln, während ich ihn küsste.

Zufrieden schmunzelte er mich an und wir verließen die Eisdiele wieder. Weiterhin liefen wir den unendlich erscheinenden Gehweg entlang. "Ich dachte es wär nicht weit bis zum Park?", warf ich Volkan erschöpft vor und leckte an meinem Eis. "Dachte ich auch", lachte er. Beleidigt schlug ich ihm auf die Schulter und er lachte nur lauter.

Ungeschickt stolperte ich an der nächsten Straßenlaterne und versuchte mich mit einer eleganten Drehung zu retten. Daraufhin kam Volkan mit einem vergnügtem Lächeln auf den Lippen auf mich zu und nahm meine Hand. Er hielt sie hoch und ich drehte mich um meine eigene Achse und fiel anschließend in seine Arme. Ich hatte keine Ahnung, was er bei solchen Situationen fühlte und ich war mir auch nicht sicher wie ich meine eigenen Gefühle deuten sollte. Eigentlich hatte ich mir geschworen nach dem mit Iwan, nicht mehr so schnell feste Bindungen zu neuen Leuten einzugehen. Doch bei Volkan konnte ich es kaum verhindern. Seine Art brachte mich jedes Mal regelrecht zum Schmelzen und ich wollte ihn am liebsten die ganze Zeit um mich haben.

Verträumt schloss ich meine Augen während ich mich immer noch in Volkans Armen befand. Ich spürte seine warmen Atemzüge in meinem Nacken. "Ist das jetzt ein Date?", flüsterte ich in sein Ohr. "Willst du denn, dass es eins ist?", raunte er in meins. "Ja", hauchte ich und öffnete meine Augen wieder. Doch ich erstarrte. Nur ein paar Meter von uns entfernt beobachtete uns ein Mann. Ich wusste sofort wer er war. Ich bekam Angst und fing an zu zittern. Das fiel Volkan wohl sofort auf, denn er fragte: "Du zitterst, ist dir kalt?". Aber ich konnte nicht antworten. Ich dachte die Anzeige bei der Polizei oder Volkans Hilfe könnten meine Angst vor Iwan lindern, doch das war nicht so. Nichts ließ mich vergessen, was er mir angetan hatte.

Volkan löste sich aus der Umarmung und sah mich fragend an: "Was ist los?". Ich starrte nur weiter in die Richtung in der Iwan stand und Volkan drehte sich um. Er verstand sofort was ich hatte, doch plötzlich kam Iwan näher. Ängstlich ging ich immer mehr Schritte nach hinten. Ich hörte gar nicht mehr, was Volkan zu Iwan sagte. Ich bewegte mich nur weiter rückwärts, ohne nachzudenken. Auf einmal stolperte ich über die Bürgersteigkante und versuchte vor Schreck noch das Gleichgewicht zu halten. Doch plötzlich sah ich ein Auto auf mich zukommen.

Meet & Greet (Apache 207)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt