Kapitel 6 -Der Dreizack der Furchtlosigkeit

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Seufzend und wütend klappte Lyana das Buch zu. Sie fand einfach keinerlei Konzentration. Sie lehnte den Kopf an den Fensterrahmen und sah nach draußen, winkelte die Beine an und legte Arme wie Buch auf ihre Oberschenkel ab. Gedankenverloren sah sie nach draußen. Die riesigen Hochhäuser Gothams waren in der trüben Ferne zu sehen. Der Himmel war grau und blass, aber es regnete nicht.

Sie seufzte neuerlich. Das Ereignis mit Maverick lag nun schon ein paar Tage zurück und Jerome hatte sie seither nicht mehr gesehen. Er und Maverick waren auf der Krankenstation versorgt worden, wie Lyana gehört hatte. Des Weiteren hatte man den beiden nicht gestattet in ihre normalen Zellen zurückzukehren. Als Strafe, um über ihre Auseinandersetzung nachzudenken, wurden beide in separate Zellen verfrachtet und mussten dort einige Tage alleine versauern. Sie durften kein Kontakt zu den anderen haben. Unter den Insassen wurden die Strafzellen gerne mal als Loch bezeichnet. Eine schäbige Zelle ganz alleine, in der man den ganzen Tag ausharren musste und sie nicht verlassen durfte.

Lyana empfand es als ungerecht. Sie hatte Maverick geschlagen und Jerome hatte sich letztendlich nur mit Maverick geschlagen, weil er sich befreit hatte und die beiden dann aufeinander losgegangen waren. Sie hatte nicht ins Loch gemusst, vermutlich hatte sich Doktor Fox dafür eingesetzt. Dafür hatte sie die Standpauke von der Psychologin erhalten. Jerome und Maverick hingegen waren aufgrund ihrer Schlägerei ins Loch geworfen worden. Das war nicht fair, dass Jerome also alleine die Zeche dafür zahlen musste.

„Wusste doch, dass ich dich hier finde."

Lyanas Kopf ruckte herum und dann erblickte sie ihn. Wie er lässig da stand und überbreit grinste. Jerome Valeska.

Seine eine Wange war noch immer leicht bläulich-gelb verfärbt und auch an seinen Lippen zeugte noch ein Grind vom Überrest seiner aufgeplatzten Lippe. Er trug sogar noch ein Verband um die Stirn weswegen einzelne, rotorange Haarsträhnen wirr in alle Richtungen abstanden. Alles in allem sah er aber gut und munter aus.

„Jerome!" rief sie und konnte ihre Freude und ihr Überraschen nicht zügeln.

Ihr lag auf der Zunge zu sagen, dass sie froh sei ihn wohlauf zu sehen und er endlich wieder zurück sei, doch die Worte kamen ihr nicht über die Lippen. Stattdessen sah sie etwas verloren und unsicher zu dem Rotschopf, offenbar nicht wissend, wie sie weiter reagieren sollte. Die plötzliche Zurückhaltung ihrerseits ließ sie selbst peinlich berühren.

Jerome streckte sich ausgiebig

„Endlich wieder aus dem Drecksloch draußen." sagte er und ließ dann schlagartig die Schultern und den Kopf hängen „Es ist so fürchterlich langweilig im Loch."

Lyana konnte es sich vorstellen.

„Und du?" hakte Jerome nach und sah Lyana an „Lass mich raten, hast ne Standpauke von deiner Psychotante bekommen, hab ich recht?"

„Sozusagen." gestand Lyana und schien nicht vor zu haben näher ins Detail zu gehen, was Jerome offenbar nicht störte.

Er zuckte gleichgültig mit den Schultern „Die halten mich doch alle fürn Psychopath, na und? Sollen sie ruhig."

„Jerome..." begann Lyana nun sanft und vorsichtig „Du weißt, dass Maverick das nicht auf sich sitzen lassen wird, oder?"

„Ich weiß." gab er locker und selbstverständlich zurück, was Lyana überraschte.

„Hast du keine Angst?"

„Angst? Wovor oder weshalb?"

„Vor Maverick?"

Jerome schüttelte den Kopf und lächelte dann „Wieso? Endlich ist mal Spannung und Action hier."

„Darum geht es dir also..." murmelte Lyana nachdenklich und erinnerte sich unweigerlich an die Worte von Fox.

Super Psycho Love -  [A Jerome Valeska Story] - GothamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt