Kapitel 14 - Rot, die Farbe der Gerechtigkeit

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Knirschend knabberte Jerome an ein paar Chips. Er stopfte eine nach der anderen in sich rein und zerbiss sie geräuschvoll, während er gebannt auf dem Sofa saß. Genüsslich leckte er sich die Finger ab, zog die Beine an und hopste gänzlich auf das weiße Sofa, so dass er nun in der Hocke darauf saß, während er erneut in die Chipsdose griff.

Er atmete geräuschvoll und etwas genervt aus und ließ dann den Kopf scheel zur Seite fallen, um einen Seitenblick auf seinen Nebenmann zu werfen. Der Mann sah ihn aus verängstigten, großen Augen an.

„Sie muss noch einiges lernen..." seufzte der Rotschopf dem Mann zu, der nur weiterhin starrte und keine Antwort gab.

Er konnte auch gar nicht antworten, aufgrund des lästigen Stofffetzens in seinem Mund.

Jerome stöhnte leicht genervt auf und warf die Chipsdose dem geknebelten Mann in den Schoß „Halt mal!"

Dann erhob sich der Rotschopf leichtfüßig und schlenderte rüber zu Lyana, die mitten im Wohnzimmer stand und mit einer Pistole herumhantierte.

„Nein, nein, nein!" warf Jerome ein „Du bist noch viel zu angespannt und steif! Mach dich mal locker! Beine weiter auseinander! Und hör auf die Pistole zu feste zu umklammern! Ich sagte locker! Lässig und einfach aus dem Handgelenk heraus, ist nicht schwer!"

Lyana seufzte leidig und etwas demütig, denn für ihn war das vielleicht einfach, für sie aber nicht. Sie, die keinerlei Ahnung von sowas hatte und erst mal ein Gefühl dafür entwickeln musste. Sie hatte nie zuvor eine Pistole in Händen gehalten, zumindest keine echte.

Jerome nahm sie ihr aus der Hand. Er nahm demonstrativ und prüfend kurz das Magazin raus, setzte es wieder ein und entsicherte die Waffe mit einem Klick. Alles völlig flink, nahezu leichtfertig.

„So, du musst die Waffe so halten." demonstrierte er dann und legte zum Zielen an.

„Hab dein Ziel immer genau vor Augen. Stell es dir vor und denk nicht nach. Drück einfach ab."

Lyana seufzte neuerlich und sah etwas entmutigt zu ihren Schießübungen. Genauer standen vor einer großen Leinwand positioniert zwei Herren und eine Dame. Alle drei waren gefesselt und geknebelt und alle drei hatten sie diese fürchterliche Angst in Augen. Wären sie nicht festgebunden würden ihre weichen Knie gewiss nachgeben und sie würden einfach zusammenklappen. Sie zerrten an ihren Fesseln, schnitten sich aber nur unweigerlich selbst ins Fleisch als das raue Seil ihre Handgelenke und Fußknöcheln aufscheuerte. Lyana und Jerome kümmerte es nicht.

Jerome begutachtete die Waffe mit einer Faszination als würde er selbst zum ersten Mal eine Pistole in der Hand haben.

An der Leinwand hinter den Gefesselten waren bereits mehrere Einschusslöcher. Einen wirklichen Treffer hatte Lyana jedoch noch nicht gelandet.

„Wir wärs mit ner kleinen Demonstration?" fragte Lyana dann mit erhobener Augenbraue.

Jerome ließ sich nicht zwei Mal bitten. Er griente nur kurz und kicherte dann schon freudig. Er legte lässig an, zielte auf die Schulter des Mannes und versenkte die Kugel mitten ins Schwarze. Der Mann wandte sich vor Schmerz, soweit es der Spielraum seiner Fesseln erlaubte und er stöhnte gedämpft durch den Stofffetzen in seinem Mund. Blut klatschte an die Leinwand hinter ihm und verteilte punktuell ein paar Spritzer.

Jerome zuckte lässig mit den Schultern, kicherte erneut und drehte eine Pirouette. Er schoss lässig aus der Hüfte heraus, ohne hinzusehen und traf dennoch. Die Kugel bohrte sich direkt in den Oberschenkel des Mannes und erneut keuchte er schmerzlich auf und wieder besprühte er mit Blut die Leinwand.

Die Frau, die neben ihm stand, kreischte gedämpft und hysterisch. Sie wandte sich panisch, riss an ihren Fesseln, jedoch ohne Erfolg. Tränen verschmierten ihr Make-Up und die schwarze, heruntergelaufene Farbe ihres Eyeliners verpassten ihr ein schauriges Aussehen.

Super Psycho Love -  [A Jerome Valeska Story] - GothamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt