Kapitel 22 - Das nennt man Entertainment

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Ein Knall ertönte gefolgt von panischen und erschrockenen Aufschreien. Jerome hatte es zur Gewohnheit gemacht sich mit einem Schuss aus seiner Lieblingsschrotflinte anzukündigen. Zum einen vermutlich, weil er die panischen Blicke liebte und sofort alle Aufmerksamkeit jedes einzelnen Anwesenden im Raum hatte und zum anderen aus dem simplen Grund, weil er es liebt mit der Flinte herumzuballern. Die hatte so schön Wums und der dumpfe, laute Knall war einfach Musik in Jeromes Ohren.

Verängstigt und verunsichert starrten die Darsteller, die gerade auf der Bühne für die nächste Theateraufführung geprobt hatten, zu dem Rotschopf und seiner Begleiterin, die beide lässig den Theatersaal betraten und zwischen den Sitzplätzen des leeren Publikums auf die Bühne zu schritten.

„Hallöchen! Wir stören ja nur sehr ungern, aber wir müssen ihnen leider mitteilen, dass eure eigentliche Aufführung gestrichen wurde, weil sie zu langweilig ist." trällerte Jerome melodisch.

Lyana lächelte in Zustimmung und richtete beide Pistolen ins dichte Gemenge der Darsteller, kaum als sie zu Füßen der Bühne angekommen war „Planänderung also! Wir wollen, dass ihr stattdessen eine Aufführung über die Geschichte eines verletzten Mädchens macht, die vergeblich auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt und Gerechtigkeit war."

Jerome schwang sich keck in einen der roten Sitze in der ersten Reihe, überschlug die Beine und legte die Schrotflinte darauf ab.

„Das Casting startet genau hier und jetzt." verkündete er dann.

Die Darsteller tauschten völlig ratlose Blicke untereinander aus. Sie waren alle verängstigt und wussten nicht, wie sie nun handeln sollten. Sollten sie mitspielen oder nicht? Oder was wollten die beiden Irren konkret von ihnen? All diese Fragen standen ihnen ins Gesicht geschrieben.

„Na hopp, hopp!" scheuchte Jerome die Darsteller auf, als die sich noch immer vor Ratlosigkeit nicht rührten und wie verlorene Seelen, armselig und unbewegt, auf der Bühne standen.

Lyana indes hatte sich neben Jerome niedergelassen, wedelte jedoch noch immer demonstrativ mit den Pistolen.

Einer der Darsteller wagte sich vorzutreten. Er spielte nervös mit den Fingern und wirkte mehr als eingeschüchtert und unwohl in seiner Haut.

„Ehm...entschuldige...wir verstehen nicht recht...was sollen wir nun genau tun?"

Jerome verdrehte die Augen und stöhnte gequält „Na unterhaltet uns! Das ist doch ein Theater, eine Bühne also entertaint uns gefälligst!"

Erneut irritierte Blicke von den Darstellern, die sichtlich überfordert und aufgeschmissen wirkten. Jerome wurde das zu blöd und seine Laune senkte sich bereits beachtlich, weswegen er sich kurzerhand erhob, zur Schrotflinte griff und den ersten Darsteller einfach niederschoss. Die anderen kreischten auf und wichen zurück. Ein Mädel würgte und ergab sich gar, als sie auf die Knie sackte.

Geräuschvoll lud Jerome die Flinte nach und sah mahnend zu den Verbleibenden.

„Noch jemand der keine Ahnung hat? Ihr seid doch Darsteller! Künstler! Also improvisiert gefälligst und unterhaltet uns, ist dass denn so schwer?!" rief Jerome seufzend und ließ sich wieder auf seinen Platz nieder.

„Und sowas nennt sich Darsteller und Künstler, pah! Da bin ich ja ein weitaus besserer Improvisationskünstler als die." grummelte Jerome missgestimmt und gelangweilt.

Lyana schmunzelte in Zustimmung, denn in Sachen Improvisation und Entertainment konnte Jerome niemand so schnell das Wasser reichen. Beides hatte er erst kürzlich demonstriert mit dem Auftritt beim Fernsehsender, was sein schauspielerisches Improvisationstalent bewiesen hatte und sein künstlerisches Gespür mit dem Feuerwerk voll wilder, kunterbunter Farben, welches er Gotham beschert hatte.

Super Psycho Love -  [A Jerome Valeska Story] - GothamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt