Kapitel 10 - Der Antrieb aus Hass und Abscheulichkeit

264 19 0
                                    

Rachel Fox hatte keine leere Drohung gemacht. Sie hielt ihr Versprechen. Lyana wurde in Zellblock B verlegt. Noch am gleichen Tag hatte sie ihre Sachen packen müssen und war rüber in eine Zelle in Block B verlegt worden. Block B hatte eine eigene Kantine und einen eigenen Gemeinschaftsraum. Sie würde Jerome also bestenfalls und höchstens in der Bibliothek oder auf dem großen Innenhof antreffen können, allerdings hatte Fox ihr auch gesagt, dass Lyana unter zusätzlicher Beobachtung stünde. Ihr Aufpasser sollte sicher gehen, dass sie sich nicht mit Jerome treffen würde. Das hatte Fox zwar nicht wörtlich erwähnt, aber das lag auf der Hand. Lyana war schließlich nicht dumm.

Jerome war allerdings auch nicht dumm.

Lyana stapfte wütend zur Bibliothek. Es nervte sie und kotzte sie dermaßen an, dass ihr der Aufpasser auf Schritt und Tritt folgte, schlimmer als die gewöhnlichen Wärter es zu genüge ohnehin taten. Die Wärter hatten sie meist irgendwohin begleitet oder von Sprechstunden abgeholt. In der Bibliothek hatte sie immer alleine sein können, doch Mister Kaugummi klebte wahrlich an ihr dran wie ein lästiger Kaugummi am Schuh. Noch dazu hatte sie belauscht, wie er dem Wachmann vor der Bibliothek aufgetragen hatte, dass er Jerome Valeska keinen Zutritt gewähren solle und sofort Bescheid geben solle, sollte der Rotschopf auftauchen. Aber Jerome tauchte nicht auf, da er das gar nicht nötig hatte.

Lyana suchte indes wütend die Regale ab, nach einem Buch. Ein Buch was sie schon länger unbedingt lesen wollte. Sie fand es endlich und zog es heraus. Irritiert blinzelte sie als ein Eck aus dem Buch herauslugte. Ein Eck eines Stücks Papier.

Lyana begriff sofort. Sie sah sich kurz prüfend um. Ihr Aufpasser stand am Ende des Gangs, lehnte mit der Schulter gegen das Regal und sah gelangweilt durch die Gegend und immer mal wieder prüfend zu ihr. Lyana wandte ihm den Rücken zu und klappte das Buch auf. Sie tat als würde sie darin herumblättern.

Dabei schlug sie die Seite mit dem Zettel auf. Es war eine Nachricht von Jerome. Lyana lächelte herzerwärmend und ergriffen. Sie konnten noch so sehr versuchen sie beide zu separieren, aber das würde ihnen nicht gelingen. Im Gegenteil, sie würden die beiden nur noch mehr zueinander treiben.

Hi Fälkchen,

Du musst nicht mehr lange ausharren, wir kommen schon bald hier raus

Wirst schon sehen. Wir sehn uns spätestens morgen Abend.

Jerome

Sie lächelte und packte den Zettel schnell unter ihre Kleidung. Dann klappte sie das Buch zu und wandte sich ihrem Aufpasser zu, der war jedoch plötzlich verschwunden. Lyana kniff verwundert die Augen zusammen, denn wo war der hin? Er hatte sie doch sonst nie aus den Augen gelassen, auch wenn er immer gelangweilt und desinteressiert dreingeblickt hatte. Langsam ging sie den Gang entlang und trat zwischen der Regalfront hervor. Sie sah sich um. Weiterhin keine Spur von ihrem Aufpasser, doch dann erspähte sie plötzlich ein paar Schuhe, im Gang daneben. Sie lugten nur ganz leicht heraus.

Lyana näherte sich und spähte um die Ecke. Sie atmete erschrocken ein. Jemand hatte ihren Aufpasser K.O. geschlagen. Tot sah er nicht aus, bewusstlos schon.

Lyana schrie auf. Der Schrei wurde jedoch gedämpft als jemand ihr sofort eine Hand auf den Mund legte.

„Shhhtt!" zischte jemand befehlend ins Ohr und sofort jagte es ihr einen Schauer über den Rücken.

Sie wusste genau wer es war.

Er drehte sie an den Schultern um und drängte sie mit dem Rücken ans Regal. Und dann konnte sie seine dämliche Visage sehen.

„Maverick." zischte sie abfällig.

„Na, hast mich vermisst? Ich hab euch nicht vergessen und ich halt Wort. Ich sagte du wirst bezahlen. Keine Sorge dein Rotschopf auch noch. Aber erst einmal knöpf ich mir nun dich vor, jetzt wo dein Plagegeist nicht mehr an deiner Seite ist."

Super Psycho Love -  [A Jerome Valeska Story] - GothamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt