Kapitel 16 - Der schmale Grat zwischen Rache und Gerechtigkeit

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Ein leises Wimmern erfüllte den Raum. Lyana paradierte entlang des Tisches und sah herablassend auf die Familie, die dort gefesselt auf den Stühlen Platz gefunden hatten. Vater, Mutter und Tochter. Allen dreien stand die blanke Furcht im Gesicht.

Lyana hopste auf die Tischkante, überschlug lässig die Beine und betrachtete mit Genugtuung die Furcht in den Gesichtern der Gefangenen.

„Was wollt ihr von uns?" fragte der Vater in einem mutigen Ton, er wollte offenbar stark wirken für seine Familie.

Lyana dachte kurz gespielt nach „Oh...also uns ist die Nussbutter bedauerlicherweise ausgegangen und ich wollte fragen ob Sie noch welche da haben?"

Der Vater, die Mutter sowie die Tochter sahen Lyana völlig verdattert an. Lyana schlug heftig mit der flachen Hand auf den Tisch, so dass die Mutter und die Tochter ebenso heftig zusammenfuhren.

„Was denken Sie denn?! Sie sind Arzt, dachte Ärzte seien immer so schlau! Erkennen Sie mich wirklich nicht mehr? Haben Sie mich so schnell vergessen und aus dem Gedächtnis gelöscht...das ist noch bedauerlicher als ich dachte..."

Der Mann kniff die Augen zusammen und dann schien es ihm wie Schuppen von den Augen zu fallen „...du bist...die Tochter von Tamara Hawkins...."

„Korrekt!" trällerte Lyana applaudierend „Und Sie waren der behandelnde Arzt meiner Mutter und Sie haben meine Mutter sterben lassen. Wissen Sie noch?"

„Nur weil die Versicherung nicht-" grätschte der Mann sofort verteidigend ein, doch Lyana fuhr ihm scharf ins Wort „Ja, ja das wissen wir! Und deswegen denken Sie, Sie wären unschuldig und fein raus, mh? Sie wussten wie ernst die Lage war! Sie wussten sie würde sterben, wenn sie nicht behandelt wird! Und Sie sind Arzt, verdammt! Ich dachte Ärzte legen ein Gelübde ab, schwören hoch und heilig, dass sie Menschenleben retten, dass es ihnen nur darum geht, doch in Wahrheit geht es immer nur um Geld und Macht..."

„Hörn Sie..." begann der Arzt vorsichtig zu erklären „...mir sind leider die Hände gebunden. Ich kann nicht einfach eine teure Behandlung verabreichen, wenn keiner diese bezahlt!"

Lyana zischte abfällig und breitete dann die Arme aus „Sehen Sie sich um! Sie haben eine Wohnung von der andere nur träumen können. Sie können mir nicht weismachen, dass Sie nicht die Mittel und Möglichkeiten gehabt hätten ihr zu helfen. Sie wollten nur nicht, weil es zu risikoreich und aufwendig für Sie gewesen wäre, also kommen Sie mir nicht mit solchen erbärmlichen Ausreden! Ihnen geht's nur ums Geld und Ihren Job. Die Menschenleben sind Ihnen egal. Die sind nur zweitrangig."

Es klirrte, weswegen alle zur Seite sahen. Jerome kam gerade aus der Küche geschlendert und kaute genüsslich ein frisches Erdnussbuttertoast, welches einen angenehmen, warmen Duft von Röstaroma versprühte.  

„Nun leben Sie mit den Konsequenzen. Ich zeig Ihnen was schmerzlicher Verlust bedeutet."

Jerome schob das letzte, große Stück Toast in den Mund, leckte sich die Finger ab und zückte die Pistole „Kommen wir jetzt endlich zum spaßigen Teil?"

Lyana nickte.

Jerome lächelte erfreut.

Er umrundete die Mutter und die Tochter, platzierte sich zwischen den Stühlen der beiden und beugte sich zwischen sie. Er legte die Hände auf den Rückenlehnen ab und sah süffisant zu den beiden. Beide wurden sofort panisch.

„Nein...was habt ihr vor?"

„Wer zuerst?" fragte Jerome an Lyana gewandt, ohne auf das Jammern und Flehen des Arztes einzugehen.

„Spielt keine Rolle."

Jerome zuckte mit den Schultern, lockerte lässig das Handgelenk und deutete mit der Pistole zwischen der Frau und der Tochter hin und her.

Super Psycho Love -  [A Jerome Valeska Story] - GothamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt