Doktor Rachel Fox war bestürzt. Mehr als das. Lyana saß reuelos auf ihrem Sofa, fast schon großspurig und reserviert. Fox war schlicht und ergreifend schockiert über die simple Tatsache, dass ein einzelner junger Mann, dieser verdammte Rotschopf solch einen Einfluss auf sie hatte. Sie hatte große Stücke auf Lyana gehalten und sie hatte Vernunft, Schuld und Reue in den liebenswerten Augen dieses verletzten Mädchens gesehen. Sie hatte stets die Augen wie ein geprügelter Hund gehabt. Augen die so unschuldig und traurig waren. Doch Jerome Valeska hatte alles weggebrannt wie ein Fegefeuer.
Nun sah sie nur noch den Trotz, Blutrausch und purer Zorn in den Augen der jungen Dame. Ein Feuer war entfacht, ein dunkles, schwarzes Feuer der Sünde. Fox fühlte sich etwas enerviert, einfach aufgelöst und überfordert, denn sie war tatsächlich unsicher ob sich das wieder geradebiegen ließe. Lyana war zwar erst kürzlich auf den Pfad der Sünde abgedriftet, aber so tief und mit solch rasantem Tempo, dass es alle Hoffnung und Licht in ihren Augen verglüht hatte. Fox war sich wirklich unsicher, aber sie gab keine ihrer Patienten so schnell auf, war sie doch stets davon überzeugt, dass alles und jeder heilbar war.
Lyana war abgedriftet, sie musste sie nur wieder zurück auf die richtige Bahn lenken und Jerome Einhalt gebieten, damit der nicht wieder das Lenkrad herumreißen konnte. Zugegeben vielleicht hatte sie den Einfluss des Rotschopfes ein wenig unterschätzt. So hatte sie ihn nicht für so drastisch und dramatisch gehalten, zumindest nicht in der kurzen Zeit.
Sie hatte mit der oberen Etage über die Separierung der beiden debattiert, was nicht von allen Seiten Zuspruch erhalten hatte und sich daher in die Länge gezogen hatte, um auf eine Einigung zu kommen. Fox hatte es nicht für so dringlich und nötig gesehen diese Einigung zu beschleunigen und auf eine schnelle Einigung zu drängen und zu bestehen. Letztendlich hatten die jüngsten Ereignisse zu jener Einigung geführt und nun waren sich alle einig... vielleicht schon zu spät, wie Fox dumpf befürchtete. Aber sie hoffte es nicht.
Lyana protzte vor Selbstbewusstsein. Das erkannte Fox in der Haltung des Mädchens wie provokant sie auf dem Sofa saß und ihr nicht vorhandenes Eingeständnis von Schuld zur Schau stellte. Lyana hatte Blut geleckt und die Dunkelheit als süß erachtet, das präsentierte sie in ihrem ganzen Auftreten.
Fox seufzte resigniert „Bist du dir bewusst, was du getan hast?"
Lyana zuckte gleichgültig mit den Schultern „Hab zwei widerwärtige Arschgeigen abgestochen und?"
„Und?!" erwiderte Fox gereizt „Das ist alles was du dazu zu sagen hast."
„Ich hab Ihnen doch gesagt, sie haben angefangen. Sie haben Jerome und mich bedroht, sind mit Klappmesser und Baseballschläger auf uns los und sie wollten mich anfassen. Haben Sie gehört, Doktor Fox, sie wollten mich anfassen. Hätte ich die beiden bei Ihnen vorbei schicken sollen, ja? Hätten Sie ihnen nicht die Köpfe eingeschlagen?"
„Lyana..." begann Fox ruhig „Verstehst du nicht, es geht nicht um das warum du es getan hast. Die Gründe und Argumentation sind erst einmal irrelevant. Vielmehr geht es um das wie du es getan hast und vor allem um deine Einstellung danach. Es geht darum um deine mangelnde Resonanz an Schuld und Reue!"
„Warum sollte ich für zwei Widerlinge mich mit Schuld und Reue plagen? Die beiden haben es verdient und basta."
„Merkst du nicht wie Jerome dich verändert? Er formt dich als seist du eine Knetskulptur."
„Ich merks und wissen Sie was, es fühlt sich gut an! Er formt mich nicht, er weißt mir den Weg und hat mir nur etwas offenbart, das ist ein Unterschied."
„Jerome Valeska ist ein nihilistischer Psychopath und Fanatiker!" erwiderte Fox etwas schroff, vermutlich etwas zu schroff, aber die Psychologin war durchaus etwas aufgekratzt, denn Lyana lag ihr am Herzen, sie wollte das unschuldige, reine Mädchen nicht verlieren an das... das was vor ihr saß, die Kreation von Jerome.
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Super Psycho Love - [A Jerome Valeska Story] - Gotham
FanfictionDie junge Lyana Hawkins steht am Abgrund der Verzweiflung. Geplagt und gepeinigt von Ungerechtigkeit, Hilflosigkeit und Trostlosigkeit wird sie zu einem Mord im Affekt hingerissen und verliert sich tiefer in der Spirale der ausweglosen Hoffnungslosi...