Kapitel 21

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Yunho und Chris preschten durch die Finsternis des Dschungels. Blätter schlugen ihnen entgegen, die in der Dunkelheit teilweise kaum zu erkennen waren. Chris war überrascht, sogar erschrocken darüber, wie dunkel und furchterregend die Insel bei Nacht aussah. Die vergangenen Tage war er immer nur tagsüber bis zur Dämmerung hier durch das Dickicht gerannt. Jetzt wo die Sonne untergangen war, wirkten die Bäume so bedrohlich wie er sie in Erinnerung hatte, als er zum ersten Mal auf dieser Insel erwacht war. Auch hier hatte die Vegetation einen düsteren, angsteinflößenden Eindruck auf ihn gemacht.

Leichter Nebel glitt wieder über den Boden und tauchte die Umgebung in einen gespenstischen Schleier. Äste schnalzten ihnen entgegen, die Chris und Yunho versuchten mit den Händen rechtzeitig abzuwehren, es ihnen allerdings nicht immer gelang. Darauf konnten sie allerdings keine Rücksicht nehmen, denn sie sprinteten mit solch beachtlichem Tempo durch das Dickicht, dass die Blätter und Äste unmittelbar vor ihnen auftauchten. Ihnen blieb keine Zeit. Das Licht der Taschenlampe, die Yunho am Gürtel trug, erhellte zwar etwas die Umgebung, flackerte aber wahllos durch die Gegend und warnte so nicht rechtzeitig vor Ästen. Im Gegenteil der Lichtkegel ließ alles noch beängstigender wirken. Der Lichtstrahl verlieh dem Nebel einen seltsamen Schimmer, der die Szenerie nur noch gruseliger machte. Die Bäume schlugen monströse Schatten, die mit der wilden Bewegung der Taschenlampe sich hin und her bewegten, als wären sie lebendig.

Neben den festen Schritten auf dem Erdboden und dem Geraschel der Blätter, klirrten die Messer, die sie in einer Halterung an der Hüfte trugen. Sehr bald gesellte sich zu den beständigen Geräuschen, die heftigen Atemzüge der Jungs, aber sie verlangsamten nicht das Tempo.

Yunho durchbrach ein paar Büsche, dicht gefolgt von Chris, dessen Geäst sich in ihre Haut und Kleidung fraß und wie gierige Hände nach ihnen griffen.
Nur leise war das Plätschern des Wassers zu hören, welches der Fluss verursachte, dem sie folgten.

Chris Herzschlag ging aufgeregt, nicht nur wegen des Rennens, sondern auch vor Sorge um Darian. Er wollte sich nicht ausmalen, dass ihm etwas zustoßen könnte und es zeigte Chris einmal mehr, wie sehr er den Jungen derweil ins Herz geschlossen hatte. Darian hatte ihm immer zugehört und war für ihn da gewesen, nun wollte Chris für ihn da sein.

Ein schauderhafter Schrei hallte durch die Bäume und es zog Chris das Herz schmerzlich zusammen. Für einige Sekunden hörte es gar gänzlich auf zu schlagen. Es war nicht Darian gewesen, aber einer dieser Biester, die Scratchers, die diese schrecklichen Laute von sich gaben. Diesmal klangen die Schreie allerdings deutlich hysterischer und aufgewühlte. Jemand Schrie wie am Spies, als würde er gerade bei lebendigem Leib die Haut abgezogen bekommen oder irgendetwas anderes fürchterliches mit ihm angestellt werden.
Yunho zog augenblicklich das Tempo an, was Chris nicht gerade beruhigte. Die Laute kamen eindeutig näher. Menschliches Knurren tief aus der Kehle und angestrengtes Ächzen drang an ihre Ohren, als sie der Szenerie näherkamen.

Auch wenn Chris Beine sich derweil beschwerten, ebenso wie seine Lungen, die nach einer Pause schrien, rannte er einfach weiter.

Abermals preschten sie durch das Dickicht. Chris stolperte nahezu durch einige Büsche hinaus auf ein offenes Feld. Yunho war neben ihm stehen geblieben, weswegen die Taschenlampe ruhig stand und in die Ferne schien. Ein Feld lag direkt vor ihnen wie eine Plantage. Chris kannte den Ort, hier kam immer der Erntetrupp her, um Obst- und Gemüse zu pflücken, dass hier auf dem Feld der Insel wuchs.

In der Ferne konnten sie Bewegungen ausmachen auf einem kleinen Hügel, noch gut einige Meter von ihnen entfernt. Noch viel zu weit weg, um genau zu sein. Das Taschenlampenlicht reichte nicht mal bis dorthin und doch war im Schein des Vollmondes alles gut zu erkennen. Wie ein magischer Silberschleier beleuchtete er die Umrisse der Umgebungen.

Die Fünf Elementare - Das Erwachen [Band 1 der Elementary-Trilogy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt