Kapitel 23

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Chris entledigte sich seines Shirts. Er fühlte sich direkt ein Stück freier, als er das schweißnasse Shirt loswurde. Der Stoff war mit Löchern gespickt und teils ausgefranzt. Überall waren Schmutzflecken vorzufinden. Seufzend ließ er es zu Boden gleiten. Später würde er versuchen am Flusslauf die Mehrheit des Drecks aus dem Stoff zu waschen. Natürlich würde dies nur bedingt gut funktionieren und auch nur vorübergehend sein. Es gab eine Gruppe Jungs und Mädchen im Camp, die hin und wieder neue Klamotten anfertigten. Es war wohl Zeit, dass auch er neue Klamotten bekam. Auch seine Jeans war derweil löchrig, ausgefranzt und schmutzig.

Er strich sich über die Arme, über die Haut. Es kam ihm so vor als läge ein Schmutzmantel um ihn, der ihn fest und eng umklammert hielt. Die entstellten Gesichter der Scratchers kamen ihm wieder in den Kopf und eilig schüttelte er die Bilder ab.

Er musste versuchen nicht zu sehr an diese Schauergestalten zu denken.

Chris lief um das Gestrüpp herum, hinter dem er sich befunden hatte und seine Klamotten zurückließ. Dann tapste er ein wenig unsicher auf die Wasserquelle zu. Yunho saß schon im Wasser und ließ es sich wohlig gut gehen. Immer mal wieder waren wohlige Seufzer von dem Asiaten zu hören und wie er leicht im Wasser spielte.
Yunho saß mit dem Rücken zu ihm und hatte die Arme breit auf dem Rand aus Felsen abgelegt. Das Wasser war direkt tiefabfallend und der Rand bildete sich meist aus einigen, unebenen Felsen. Jetzt wo Chris einen freien Blick auf Yunhos Schultern hatte, musste er erneut feststellen wie breit sie waren und welch große Schulterblätter er hatte.

Er näherte sich langsam, weswegen Yunho ihm einen Seitenblick zuwarf.

„Ich beiß schon nicht." witzelte Yunho, als er Chris sah, der ein wenig wie ein schüchternes Mädchen rüberkam und aufgrund der Bemerkung sofort die Backen aufplusterte.

Er ging allerdings nicht weiter drauf ein und stieg dann über ein paar Felsen hinweg, ehe er den Fuß ins Wasser gleiten ließ. Sofort zuckte er wieder zurück.
„Scheiße ist das kalt!" rief er aus.

Die letzten paar Male als er im Tümpel gewesen war, war er meist alleine gewesen und das Wasser war ihm nicht so kalt vorgekommen wie heute. Die eigene Empfindsamkeit trügt dahingehend aber auch gerne mal. Vielleicht kam es ihm heute umso kälter vor, weil das Adrenalin ihm noch durch die Adern rauscht und er klatschnass geschwitzt war.

„Es hat geregnet. Das kühlt das Wasser ab und es ist nun mal keine heiße Quelle oder ein Luxuspool!" plädierte Yunho und winkte Chris dann her „Komm schon, sei keine Memme und komm rein. Das Wasser ist unheimlich wohltuend."
Das glaubte Chris ihm aufs Wort, denn er verspürte die ganze Zeit schon das dringende Bedürfnis sich waschen zu wollen. Er wollte sich befreien von all dem Ekel der gefühlt, wie Leim an seiner Haut klebte. Vermutlich hoffte Chris auch, dass das Wasser gleich die grausamen Bilder und Gefühle mit davonschwemmen würde.

Erneut setzte er einen Fuß ins Wasser. Diesmal ohne zurückzuschrecken und ließ ihn gänzlich eintauchen. Schnell folgte der Zweite und dann ließ sich Chris einfach gänzlich ins Wasser gleiten.

Sofort wurde er wohlig vom kühlen Nass umfangen. Auch wenn es ihn im ersten Moment ein wenig fröstelte, so fühlte sich das Wasser wirklich wohltuend auf seiner Haut an. In binnen von Sekunden fühlte er sich frei von Schmutz und Ekelgefühl.

Er ließ sich ein wenig im Wasser treiben, ehe er sich neben Yunho gesellte und auf einen der Felsbrocken setzte, von denen nur manche aus dem Wasser ragten, einige aber auch noch tief im Wasser lagen. Nur ihre Schultern und ein kleines Stück ihrer Oberkörper ragten nun noch aus dem Wasser.

„Hast du dich je gefragt was du als erstes machen willst, wenn du von dieser gottlosen Insel runter kommst?" fragte Yunho wie aus dem Nichts, eine Frage mit der Chris nicht gerade gerechnet hatte.
Er überlegte kurz und musste schlussfolgern, sich diese Frage tatsächlich nie gestellt zu haben. Er war zudem überrascht, dass er keine wirkliche Antwort darauf parat hatte.
„Keine Ahnung..." gestand Chris daher „...vermutlich einfach nur froh sein und mein Leben genießen. Vielleicht Familie und Freunde wiederfinden?"
Yunho schwieg kurz, ehe er sprach „Ich weiß genau was ich mach. Ich polier diesen Arschgeigen, die uns herbrachten erst einmal gehörig die Fresse und dann such ich mir was Anständiges zu Futtern!"

Die Fünf Elementare - Das Erwachen [Band 1 der Elementary-Trilogy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt