Kapitel 4

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Chris erwachte erst wieder als jemand an seinen Schultern rüttelte. Er murrte unzufrieden und wollte eigentlich nicht die Augen aufmachen.

„Chris!"

Er murrte nur erneut und wedelte mit den Händen als versuchte er eine störende Fliege zu vertreiben, die nervig vor seinem Gesicht durch die Luft surrte.

„Jetzt mach schon!"

Langsam und widerwillig schlug er die Augen auf und erblickte Darian, der vor ihm in der Hocke saß.
„Mann, du hast vielleicht nen festen Schlaf!" lachte der rostbraunhaarige.

Chris schenkte ihm nur einen mürrischen Blick und rieb sich die Augen „Was weckst du mich denn auch?"
„Dachte du freust dich meine hübsche Fresse zu sehen!" scherzte sein gegenüber, was Chris tatsächlich ein Schmunzeln entlockte, ehe er zu seinem gegenüber aufsah und ihn herausfordernd ansah „Hübsch?"
„Ey!" rief Darian spielerisch verärgert aus und stieß Chris etwas an „Na hübscher als du alle mal!"
Chris lachte nun gänzlich und fasste es so auf wie es gemeint war, nicht böse, sondern schlicht als Scherz. Irgendwie war er dankbar und froh darum, dass Darian ihn so herzlich empfing und ihm die Situation erleichterte. Chris wusste eigentlich nicht, was er ohne Darian machen würde. Der rostbraunhaarige machte seine Sache gut. Die Lockerheit und die Scherze minderten den Zustand. Sie vertrieben die Situation, die Fragerei, die Frustration und Hilflosigkeit der Lage. Chris war wirklich dankbar dafür. Er erkannte, wenn alle so miesgelaunt und feindselig wären wie Erik oder nur deprimiert in einem Eck sitzen würden, dann würde es die ganze Situation nicht bessern. Im Gegenteil es würde alles noch schlimmer und dramatischer machen.
Chris war sich fast sicher, dass Darian deswegen hier das Sagen hatte. Er kannte ihn noch kaum, aber das was er bisher von ihm mitbekommen hatte war schon überzeugend. Er wirkte ernst und diszipliniert sobald es die Lage verlangte, aber er wirkte auch verständlich, freundlich und optimistisch. Es benötigte so jemanden um alles zusammenzuhalten. Um alle bei Motivation zu halten.

„Na los Dornrösschen, beweg deinen Hinten hoch. Es gibt was zu Essen."

Chris horchte auf und tatsächlich meldete sich in dem Moment sein Magen. Er hatte einen Riesenhunger. Aufgrund der verfahrenen und seltsamen Situation in die er einfach so ratlos geworfen worden war, hatte er seinen Hunger völlig vergessen. Er wusste nicht mal mehr wann er zuletzt etwas gegessen hatte. Vor seiner Ankunft auf der Insel womöglich.

Chris erhob sich also eilig, weswegen Darian über ihn lachte.
Gemeinsam verließen sie den winzigen Waldabschnitt, die Oase, wie Chris den Ort liebevoll getauft hatte. Von weitem sah er dann schon ein Lagerfeuer. Funken tänzelten in der Dunkelheit und stiegen empor als versuchten sie die Sterne zu erreichen, ehe sie jämmerlich verglommen. Angenehm knisterte das Holz als die Wärme an diesem nagte. Das Feuer spendete eine angenehme Wärme und eine schöne Atmosphäre. Es schien nicht nur die Dunkelheit zu vertreiben, sondern auch die Sorgen.

Das sanfte Farbenspiel an Orange und Rot berührte Herz und Seele wie beruhigender Balsam. Die Schatten tanzten freudig im Spiel der Flammen und die größtenteils noch fremden Gesichter, wirkten gar nicht mehr so befremdlich im sanften Schein der Flammen.

Er folgte Darian an einigen vorbei. Chris beobachtete fasziniert die Menschenmenge. Alle wirkten so ausgelassen und erstaunlich fröhlich in Anbetracht dessen, dass sie ahnungslos auf einer Insel fest saßen. Einige tanzten lachend um das Feuer, während wieder andere mit ihren Gläsern und Steinkrügen anstießen. Baumstämme boten Sitzplätze, die gut gefüllt waren. An allen Ecken und Kanten saßen Leute, die sich angeregt zu unterhalten schienen. Als Chris das alles so sah, machte die Szenerie wieder mehr den Anschein nach einem Camp, einem harmlosen Camping-Ausflug.

Darian reichte ihm ein Glas, drückte es ihm mehr schon in die Hand. Chris nahm es sogleich in Augenschein. Das Glas war voll mit einer leicht rötlichen Flüssigkeit. Probehalber schwenkte er das Glas leicht um die Konsistenz als sehr flüssig und leicht durchsichtig einzustufen. Das Glas selbst erinnerte an ein eingemachtes Marmeladenglas nur ohne Deckel.

Die Fünf Elementare - Das Erwachen [Band 1 der Elementary-Trilogy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt