Kapitel 3

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Chris schreckte auf als er eine Hand an seinem Mund spürte. Sofort riss er panisch die Augen auf. Als er allerdings Darian erblickte, verflüchtigte sich seine Panik. Er spürte auch, dass die Hand nur sanft auf seinem Mund lag. Niemand der ihn ersticken wollte. Zudem hatte Darian einen Finger an seine Lippen gelegt, um Chris zu bedeuten er solle ruhig sein. Dann winkte er ihn hinter sich her. Noch etwas verwundert darüber, dass er geweckt worden war, schwang er sich aus der Hängematte und wäre beinahe auf jemanden drauf getreten. Er stolperte schnell über den schlafenden Jungen hinweg und stellte dann fest, dass die gesamte Hütte voll war mit schlafenden, jungen Menschen. Gestern als er einfach in der Hängematte eingeschlafen war, da war er noch der einzige im Raum gewesen. Er musste erschreckend fest geschlafen haben, was er auf den Schock schob.

Chris arbeitete sich vorsichtig durch den Raum. Er stieg über Schlafende hinweg und passte auf niemanden auf die Finger zu treten. Wenn die Hütte so voll war, dann erschien sie gar nicht mal mehr so groß. Schätzungsweise war die Hütte mit um die vierzig bis fünfzig Leute gefüllt. Auf der einen Seite schliefen nur Jungs, während auf der anderen Hälfte die Mädchen lagen. Alle wirkten friedlich und entspannt, dass es Chris fast ein wenig erstaunte. Wenn er die ruhigen Gesichter sah und die Schnarchgeräusche so hörte, dann machte das alles wirklich mehr den Eindruck als handelte es sich um eine Klassenfahrt oder einen Campingausflug. Als ihm diese Erkenntnis kam, fiel ihm erneut erstaunt auf, dass er solcherlei Dinge kannte, aber nicht wusste wie er hier her kam. Er wusste nicht mal ob er je überhaupt auf einer Schule gewesen war.

Er erreichte endlich den Ausgang, wo Darian schon auf ihn wartete. Er winkte ihn weiter energisch hinter sich her. Chris folgte ihm einfach und fragte sich was so dringlich erschien, zumindest kam der Junge ihm so vor.

Er führte ihn zu einem der vier Türme, dessen Leiter sie dann erklommen. Darian lehnte schon am Holzgeländer, während Chris die letzten Leiterstufen empor stieg. Ein leichtes Lächeln der Zufriedenheit legte sich auf die Lippen des rostbraunhaarigen, als er Chris verblüfften Gesichtsausdruck sah. Langsam lief er vor ans Geländer und starrte über die Bäume hinweg. Der Dschungel war voll mit den unterschiedlichsten Pflanzen. Das erstaunliche daran war, dass die Vegetation wie ein wahrloses, ineinander verschlungenes Gewächshaus wirkte. In einem Eck brachen hohe Bäume, mit dichten Baumkronen hervor, wenige Zentimeter weiter schwang das tiefe dunkelgrün, fast schon dunkles Türkis in ein tiefes hellgrün um. Über Mangroven, bunte Tropenpflanzen, über Palmen bis hin zu Laub- und Nadelbäume, die wirkten als seien sie fehl am Platz hier und hatten sich irgendwie auf die Insel verirrt, so wie Chris. Die Insel schien ein Pflanzensammelsurium aus allerlei. Alles schien vertreten zu sein. Es war ein heilloses Durcheinander an Pflanzen die eigentlich nicht hier nebeneinander stehen sollten. Das Bild wirkte so falsch und faszinierend sogleich. Als Chris seinen Blick genauer schweifen ließ, kam es ihm gar fast so vor als wären die einzelnen Waldgebiete wie in Abschnitten unterteilt.

In der Ferne erkannte er dann den weiten Horizont des Meeres. Er sah spitze Felsen, die gefährlich aus dem dunklen Wasser ragten, was stellenweise mehr schwarz als dunkelblau erschien. Fast wie der Schlund irgendeines Seeungeheuers, wohingegen die spitzen Felsen die messerscharfen Zähne bildeten. Ab und an zogen sich weiße, schäumende Schleier im Wasser, die durch den wohl starken Wellengang verursacht wurden. Ansonsten war weit und breit nichts zu sehen. Keine Segel am Himmel, keine andere Insel, nicht irgendeine Spur von Land oder Leben. Einfach nichts als der Horizont und das Meer.

„Gut geschlafen?" fragte Darian.
Chris nickte leicht unsicher, schüttelte den Kopf und nickte dann doch wieder.
„Schon irgendwie...wesentlich fester als ich angenommen hatte."

Nichtsdestotrotz fühlte sich sein Hirn noch immer so zermürbt und zermartert an als hätte es jemand durch den Fleischwolf gedreht. Auch sein Magen fühlte sich noch malträtiert an. Er hatte geschlafen ja, aber irgendwie fühlte es sich nicht so an.
„Ich weiß, du hattest gehofft, du würdest aus dem Alptraum erwachen. Jeder von uns hat das gehofft in der ersten Nacht." durchschaute Darian sofort.

Die Fünf Elementare - Das Erwachen [Band 1 der Elementary-Trilogy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt