Kapitel 1

120 12 5
                                    

Seine geschlossenen Augen zuckten unstet umher als das Dröhnen in seinem Schädel einfach kein Ende fand. Er nahm einiges wahr, konnte die Augen dennoch nicht öffnen. Es war als befände er sich in einem Trance-Zustand zwischen dem Vorgang des Aufwachens und noch des Träumens. Oder als habe jemand seine Augenlieder zugekleistert und zu getackert. Sein Gehirn pochte, wie jemand den man in einen dunklen Raum gesperrt hatte und gegen die Mauer schlug. Ihm war übel und seine Ohren rauschten fürchterlich. Es war wie eine Mischung aus Tinnitus und verzerrtem Rauschen des Meeres.

Seinen Körper spürte er nicht, aber er wusste, dass er da war. Er wusste es einfach. Sein Bewusstsein war lediglich noch nicht recht wach. Bilder blitzten vor seinem inneren Auge auf. Er sah den Bug eines Bootes, Menschen, die ihn anstarrten, verzerrte Stimmen, die nicht zu verstehen waren. Er sah Häuser, Städte, ehe die Bilder mit einem Knall verpufften, der ihn zusammenzucken ließ. Die Bilder rauschten so schnell an ihm vorbei. Waren teils zu verzehrt. Er konnte nichts davon zuordnen. Er wusste nicht mal ob es einfach Bilder aus einem Traum waren oder Bilder aus Erinnerungen. Die Ereignisse überschlugen sich und er hätte am liebsten Geschrien, als alles immer unerträglicher wurde. Sein Kopf hörte nicht auf zu schmerzen und still zu sein. Seine Ohren schellten noch immer. Sein Magen drehte sich und würde sich am liebsten übergeben, aber sein Körper bewegte sich nicht. Es war als hätte man ihn festgeschnürt, den Mund zugeklebt oder ein Betäubungsmittel gespritzt was seine Glieder lähmte. Innerlich schrie er sich selbst an.
Wach endlich auf! Mach die Augen auf!

Aber sein Körper gehorchte nicht. Der Duft von Grün stieg ihm in die Nase, ein angenehmer Geruch, der ihn ein wenig beruhigte. Er erinnerte sich an den Duft. An Wälder, die nach frischem Laub, Nadelbäumen und nassem Holz dufteten oder an das feuchte Klima eines tropischen Dschungels. An Gras welches frisch gemäht wurde, dessen Duft einem in die Nase kroch. Aber er konnte nicht ausmachen, woher der Geruch kam oder wieso er ihm gerade jetzt in die Nase kroch. Die Bilder vor seinen inneren Augen hatten aufgehört und er sah jetzt nur noch die Dunkelheit, durch die manchmal Lichtblitze und Punkte zuckten, die keinerlei Sinn oder Zuordnung besaßen.

Er versuchte abermals sich selbst aus dieser seltsamen Trance wachzurütteln, denn allmählich verlieh ihm der Zustand blanke Panik. Schlimmer als jeder Albtraum. Es machte ihn wahnsinnig nicht recht zu wissen ob er wach war oder noch träumte. Der Zustand, in dem er sich befand war nichts Halbes und nichts Ganzes. Fast als stünde er mit einem Fuß auf der Schwelle des Todes und mit dem anderen noch mitten im Leben.

Abermals versuchte er seinen eigenen Körper wachzurütteln und das Taubheitsgefühl zu verbannen. Er spürte wie sich seine Finger bewegen ließen. Ein vertrautes Rascheln war zu vernehmen. Seine Fingerspitzen fühlten sich noch taub an, wie aufgebauscht, als wäre ihm die Hand eingeschlafen. Er strich mit den Fingern über etwas was er nicht recht definieren konnte, aber nach Stoff einer Bettdecke fühlte es sich nicht an.

War er überhaupt noch Zuhause? Die Frage schoss ihm wie ein Pfeil durch den Kopf. Und im nächsten Moment fuhr er schon ruckartig mit dem Oberkörper nach oben. Er schnappte nach Luft, als wäre er ein Fisch auf dem Trockenen oder hätte seit Minuten plötzlich wieder angefangen zu atmen. Seine Lungen füllten sich brennend mit Luft und sein Brustkorb hob und senkte sich beachtlich.
Schweißperlen sammelten sich auf seiner Stirn und seine Augen waren rotunterlaufen. Wild und unregelmäßig atmete er durch Nase und Mund, während er kerzengerade dasaß. Er spürte wie das Blut durch seine Adern pulsierte und wie sein Herz aufgeregt gegen seine Brust hämmerte.

Einige Minuten verstrichen bis er sich langsam etwas beruhigt hatte und er sich nun verwirrt umsah. Er bewegte die Finger und sah auf diese, als sie über den Erdboden glitten und sich durch das Laub wühlten. Dann sah er wieder auf, blickte rund herum die Bäume entlang. Durch die Baumkronen drang nur schwaches Licht was mehr schon einen grauen Schleier warf. Hinzu kam, dass der Boden mit einer leichten, beängstigenden Nebelschicht bedeckt war, wie man sie aus Horror-Filmen kannte.

Die Fünf Elementare - Das Erwachen [Band 1 der Elementary-Trilogy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt