Die Fünf Elementare - Das Erwachen [Band 1 der Elementary-Trilogy]

Kapitel 14

Überraschenderweise lief Erik zielstrebig voraus. Er schien sich auf der Insel auszukennen, weswegen Chris überrascht war, denn er hatte nicht angenommen, dass jemand wie Erik, einer vom Bautrupp sich auf der Insel offenkundig auskannte.

„Ich dachte nur Leute von Erntetrupp und Erkundungstrupp sowie die Jäger und Krieger halten sich hier draußen auf." warf Chris zu ihm nach vorne.
Es war durchaus anstrengend während dem schnellen Laufen zu reden, aber die Frage interessierte ihn brennend. So brennend, wie sich seine Lungen anfühlten als er sprach und gleichzeitig nach Luft schnappte.
„Die Anführer sind Ausnahme, da ich der Anführer des Bautrupps bin, hab ich die Berechtigung dazu. Außerdem nehme ich gerne Sachen selbst in die Hand. Meist bringt der Erkundungstrupp uns Baumaterial mit, aber nun ja." erklärte er und Chris war sogar erstaunt darüber, dass Erik sich zu spitze Bemerkungen diesmal ersparte.

Seit dem letzten Angriff dieses Reißzahns waren wieder einige zurückgetreten, die nun Angst hatten nach draußen zu gehen. Der Erkundungstrupp bestand fast nur noch aus Ayden selbst und auch der Erntetrupp war recht dezimiert. Die Diskrepanz zwischen Wagemut und Furcht war schwindend. Die Krieger und Jäger schienen als einzige noch ihre Tapferkeit zu wahren, aber Chris konnte es niemandem übel nehmen, dass sie mehr und mehr Angst bekamen das sichere Camp zu verlassen. Niemand hier wollte sterben. Das Problem daran war nur, würden alle sich im Camp verschanzen, während sie alle früher oder später dem Tod geweiht.

Nach einem ausgedehnten Fußmarsch kamen sie endlich an. Sie erreichten einen Abschnitt in dem ziemlich viel Bambus zu finden war, der schon fast wie ein Wall vor ihnen stand und Lianen, die wie Vorhänge von den dichten Baumkronen hingen. Auch einige Palmgewächse standen hier in der näheren Umgebung. Sie konnten hier also alles finden was Erik benötigte.

Sie legten eine kurze Atempause ein, ehe sie sich daran machten einige Bambushölzer mit Macheten zu durchtrennen und auf einen Haufen zu sammeln. Chris graute es schon vor dem Rückweg. Der Hinweg war schon immer anstrengend, wenn man stundenlang durch den Dschungel joggte, unter dessen Baumkronen diese erdrückende, schwüle Hitze herrschte, besonders wenn die Sonne im Zenit stand. Es war schon anstrengend genug, auch wenn man in Topform war und das war er gewiss. Einige im Camp würden schon auf halben Hinweg schlapp machen. Nur weil man in guter Form war, hieß noch lange nicht, dass es für einen ein Kinderspiel war oder es einen nicht die Schweißperlen auf die Stirn trieb.
Der Rückweg war immer nochmal deutlich mühseliger, weil sie meist irgendwelche Gegenstände mitschleppten. So wie letztens die Strandgutfundsachen und heute die ganzen Hölzer, Blätter und Lianen. Jedes zusätzliche Gewicht was man auf den Armen hatte, spürte man bis in die Beine beim Laufen.

Chris hackte mit einer Machete ein paar große Palmwedel ab, während Erik einige Lianen noch abschnitt.

„Weißt du, du solltest aufpassen." begann Erik mit einem mal konspirativ, der gerade dabei war das kleine Bündel Bambus mit Lianen zusammenzuschnüren, damit es ein kompaktes Parket ergab „Es gab schon mehr die den Helden spielen wollten und dann gehörig auf die Fresse geflogen sind."
Chris richtete sich auf „Ich versuche nicht der Held zu sein! Ich versuche nur zu helfen, wo ich kann. Hier geht's ums Überleben und darum das wir alle zusammenhalten, nicht darum das ich irgendwelchen Ruhm oder Anerkennung möchte! Verstehst du, dass denn nicht?"

Erik zischte nur abwertend und ungläubig über die verteidigenden Worte von Chris.

„Warum kannst du mich so wenig leiden? Nur weil ich ein Neuling bin? Wo ist dein Problem?" wagte Chris nun offen zu fragen.
Erik sah zu ihm auf, sein Blick war ungetrübt und voller Ehrlichkeit antwortete er unverblümt „Weißt du, ich bekomm das Gefühl nicht los, deine dämliche Fresse schon mal irgendwo gesehen zu haben."

Schweigend sahen sie sich eine Weile eingehend an. Chris Augen verschmälerten sich bei den Worten Eriks, als er über dessen Bedeutung nachdachte. Er kannte Erik nicht, zumindest hatte er nicht das Gefühl Erik schon mal gesehen zu haben. Niemand hier auf der Insel kam ihm bekannt vor. Er hatte bei keinem auch nur annähernd das Gefühl gespürt oder eine Regung gehabt, dass ihm jemand bekannt vorkäme. Es war also erstaunlich, dass Erik nun mit einer solchen Aussage kam. War es vielleicht doch möglich, dass sie sich von irgendwoher kannten oder schon mal gesehen haben? Viel wahrscheinlicher war jedoch, dass Erik sich einfach irrte oder das nur so dahinsagte, weil er einfach ein nachtragender, egoistischer und streitsüchtiger Arsch ist.