Kapitel 40

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„Ruht euch erst einmal aus. Ihr habt viel durchgemacht und der Flug wird eine Weile dauern bis wir wieder Festland erreichen." sagte der Mann noch, ehe wieder Schweigen eintrat, welches nur von den monotonen Fluggeräuschen der Maschine unterbrochen wurde.

Yunho hatte die Arme verschränkt und sich tiefer an die Metallwand fallen lassen. Auch Darian versuchte es sich weitestgehend gemütlich zu machen. Er saß mit angewinkelten Beinen da, die Arme um die Knie geschlungen und den Kopf an die Wand gelehnt. Er hatte die Augen geschlossen. Chris wusste nicht ob er versuchte zu schlafen oder einfach nur ein wenig alleine mit seinen Gedanken verbringen wollte. Ana saß direkt neben ihm. Im Gegensatz zu ihm sah sie allerdings aus dem Fenster und betrachtete das Meer unter ihnen. Darek saß seitlich an die Wand gelehnt, mit etwas Abstand saßen Erik, Sarah und Ayden, die ebenso schwiegen und ein wenig zusammengekauert an der Wand lehnten. Alle gaben sie dasselbe traurige Bild ab.

Chris Blick fiel letztendlich auf Ina, die weit abseits von allen saß und immer noch zusammengekauert in ihrem Eck hockte. Er überlegte kurz, ehe er sich dazu entschied aufzustehen und zu ihr rüber zu gehen. Sie sah nur vorsichtig unter dem Pony heraus zu ihm auf. Ihre Augen waren rot und verheult. Ihre Wangen glänzten noch, aber derweil schienen ihre Tränen erst einmal versiegt. Vorsichtig ließ Chris sich neben ihr nieder. Eilig wischte sie sich nochmal über die Wangen, als sei es ihr peinlich.

Er lächelte ihr zu, in der Hoffnung sie ein wenig aufmuntern zu können. Es war das mindeste was er tun konnte, ihr das Gefühl zu geben, nicht alleine zu sein und ihr etwas Halt zu geben, eine Stütze, an die sie sich lehnen konnte. Sanft versuchte sie zumindest ein wenig zurückzulächeln.

„Es tut mir echt leid..." begann Chris dann „Was mit... Jan passiert ist."
Sie nickte nur befangen, dann antwortete sie allerdings doch „Es ist so schrecklich... so viele verloren ihr Leben... Marc, Luke, sogar Jan...."

„Du und Jan, ihr standet euch nahe, oder?" wagte Chris vorsichtig zu fragen.
Sie lächelte leicht „Er war immer für mich da. Er war wie ein großer Bruder für mich. Ich war am Anfang schüchtern und zurückhalten, weswegen manche mich auf dem Kicker hatten, Jan hat mich immer verteidigt und dann wurde ich mit ihm Sani. Ich war froh, dass ich Menschen helfen konnte und gleichzeitig hat es mich traurig gemacht jeden Tag Verletzte behandeln zu müssen in dieser aussichtslosen Lage. Jan hat mich stets aufgebaut und an mich, an uns alle geglaubt... er hat es nicht verdient so zu sterben!"

Ihr Schmerz und ihre Trauer waren deutlich spürbar. Chris hatte von Anfang an gemerkt, dass Ina ein großes Herz hatte und nun war es auch deutlich ersichtlich, dass Jan ihr viel bedeutet hatte. Er konnte sie verstehen, dass sein Verlust ihr nahe ging, immerhin hatte er stets zu ihr gehalten. Jan war für Ina genauso wie Yunho oder Darian für Chris waren. Bezugspersonen, Freunde, die immer zusammengehalten hatten und die diese schreckliche Lage umso mehr zusammengeschweißt hatte. Sie waren alle wie ein Stützpfeiler füreinander, der verhinderte, dass das Dach über ihnen zusammenbrach. Darian und Yunho waren von Anfang an für Chris da gewesen und hatten ihn in das Leben im Camp integriert.

„Niemand hat verdient so zu sterben." bestätigte Chris und legte einen Arm um sie.
Sie rückte näher und lehnte den Kopf an seine Schulter. Chris wusste, dass Ina nun jemand brauchte, der ihr Halt gab und der ihr Geborgenheit schenkte. Sie hatten alle gemeinsam diese schreckliche Insel überlebt und gerade wegen dieser erbarmungslosen Grausamkeit, die sie dort erlebt hatten, den ständigen Stress und Druck jeden Tag ums Überleben zu kämpfen, die verzweifelte Ahnungslosigkeit, all das, hatte ihr Band der Freundschaft umso enger und fester geschnürt. Er wollte daher nun für Ina da sein, immerhin zählt sie genauso nun zu seinen Freunden.

Als er da mit Ina im Arm dasaß, wurde Chris wieder der Hass bewusst auf die Menschen, die ihnen das angetan hatten. Die Organisation Licht, was auch immer genau dahintersteckte und wer auch immer diese Leute waren. Es war grausam, gar barbarisch eine ganze Handvoll junger Menschen solch einer Gefahr auszusetzten und gar zuzulassen, dass einige davon sterben. Egal welche Beweggründe diese Organisation hat, es gäbe keinen Grund, der diese Tat rechtfertigen würde, absolut keinen. Menschen, die noch viel zu jung zum Sterben waren und es gewiss nicht verdient hatten.

Die Fünf Elementare - Das Erwachen [Band 1 der Elementary-Trilogy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt