Die Fünf Elementare - Das Erwachen [Band 1 der Elementary-Trilogy]

Kapitel 37

„Denkt immer daran, ich hab euch geliebt!" sagte Yunho in makabrer Scherzhaftigkeit, weswegen Darek ein Lachen unterdrücken musste, Chris ein Schmunzeln nicht verhindern konnte und Darian mit den Augen rollte.
„Und ich werde verdammt sauer, wenn ihr vor mir abkratzt! Also wagt euch drauf zu gehen." fügte der Asiate dann noch an.

„Klar Yunho, erhöhe noch ein wenig den Druck!" gab Darian zurück.

Darek lachte nur wieder „Hey, immerhin hatte diese Drecksinsel eine gute Sache! Wir hatten uns!"

Alle nickten zustimmend, ehe sie wieder ernst geradeaus sahen.
„Macht euch bereit..." sagte Yunho leise, als derweil jeder bewaffnet war und allmählich alle einige Schritte vom Tor zurück machten.

„Wenn wir sterben, dann mit Würde und Ehre!" hängte der Asiate noch pathetisch an.
Der Spalt öffnete sich noch mehr und die Hände zogen sich urplötzlich zurück. Eine kurze, unheimliche Stille legte sich über die Insel. Das Poltern und die dumpfen Schläge gegen das Holz waren verstummt. Selbst die Schreie und das Ächzen der Scratchers waren gewichen.

Die Jungs und Mädchen standen nun alle in einem Pulk, einige Meter vom Tor entfernt. Auch wenn es ruhig war, so wusste jeder, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm war. Die Scratcher mussten bemerkt haben, dass der Widerstand am Tor weniger wurde und würden sicher gleich grölend durch das Tor preschen. Alle waren bereit, so bereit wie man eben in solch einer Situation sein konnte.
Furcht schimmerte in all ihren Augen, aber sie blieben tapfer beisammen und schienen bereit zu kämpfen. Zittrig hielt jeder eine Waffe und sah angespannt zum Tor. Jeder wartete nur darauf, dass es aufflog und die Scratchers das Camp stürmten, wie eine schwarze, verfaulte Welle, auch wenn jeder sich insgeheim wünschte, dass einfach nichts weiter geschah, dass die Scratchers einfach die Lust verloren hatten und gegangen waren.

Chris legte die Finger noch fester um den Griff der Machete. Er bemerkte wie seine Hände sich jetzt schon schweißnass anfühlten und die Anspannung zum Zerreißen war. Er spürte das Knistern in der Luft, als lag eine Elektrizität darin.

Die anspannenden Sekunden waren zum Zerreißen und kamen vor wie Stunden, bis das Tor mit einem Schwung nahezu aufflog und grölend eine Horde Scratchers das Camp stürmten. Im ersten Moment wichen die Jungs und Mädchen ein paar Schritte zurück, ehe sie dann mit Kampfgeschrei den Biestern entgegenkamen. Beherzt warfen sie sich ins Gefecht, auch wenn sie mit ihren rostigen Messern und krummen Stöcken, die als Speere dienen sollten, mehr wie eine jämmerliche und erbärmliche Armee aussahen.

Chris sah im Blickwinkel nur wie Yunho vorausstürmte und sich unter einem Angriff eines Scratchers hinwegduckte, um ihm dann seine Machete in die Seite zu rammen. Auch Darian und Darek warfen sich beherzt in den Kampf mit einer der Biester. Es war schwer zu sagen wie viele durch das Tor strömten, aber sie waren deutlich in der Überzahl, soviel ließ sich sagen in all dem ausbrechenden Chaos, bei dem man schnell den Überblick verlor.

Chris wurde nun ebenfalls von einem Scratcher attackiert und konnte so nicht länger nach seinen Freunden sehen, auch wenn es ihm Sorgen bereitete. Er hoffte, dass sie alle zurechtkamen.

Er duckte sich unter den langen Fingernägeln vorbei, die wahllos die Luft zerschnitten. Chris versuchte sein Kopf leer zu machen und nicht darüber nachzudenken was er tat, als er seine Machete über die Seite eines Scratchers streifen ließ, der augenblicklich aufheulte. Schon der nächste kam an getorkelt und versuchte Chris zu greifen, als wollte er ihn umarmen. Sofort wich Chris einige Schritte zurück, um dem Klammergriff zu entgehen. Der Scratcher setzte sofort nach und ein weiterer kam schon von der Seite an. Chris hatte ihn im Blickwinkel noch bemerkt und wirbelte sofort herum. Das Vieh stand unmittelbar vor ihm und starrte ihn an, als Chris seine Machete dem Scratcher im Brustkorb versenkte. Gurgelnd brach er ein paar stöhnende Laute von sich, während dunkles Blut seine Kehle emporblubberte und über den Rand seines Mundes schwappte wie eine schwarze, zähflüssige Teermasse.