Kapitel 30

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Chris bekam kein Auge zu. Ständig wälzte er sich von einer auf die andere Seite in seiner Hängematte. Es nervte ihn selbst, dass er einfach nicht einschlafen konnte. Allerdings schien er nicht der einzige zu sein. Es war deutlich weniger Schnarchen zu hören als sonst und es war so still, dass man ständig hörte, wenn sich jemand umdrehte und ebenso im Bett herumwälzte wie Chris. Egal ob der Stoff der Hängematten oder das Rascheln des Strohs zu hören war. Hier und da ließ jemand ein entnervtes Seufzen hören und zwei waren sogar mitten in der Nacht aufgestanden, um frische Luft zu schnappen. Es war so dunkel, dass Chris nicht erkennen konnte um wen es sich handelte. Er hatte nur zwei dunkle Schatten in der Finsternis ausmachen können, die sich vorsichtig einen Weg durch die Hütte bahnten und über die anderen stiegen.

Dauernd machte Chris sich Gedanken und Sorgen um die Sachlage. Ständig kamen ihm die Worte von Erik in den Kopf, wie er ihm sowie Darian und Yunho die Schuld zuschrieb. Er bekam es einfach nicht aus dem Kopf. Hinzu kamen das Krakeelen und Stöhnen der Scratchers, welches in der Stille der Nacht noch lauter erschien als sonst. Die vergangenen Nächte hatte man diese Geräusche auch stetig gehört und Chris hatte sich irgendwann daran gewöhnt und die Geräusche gar nicht mehr wahrgenommen, seit heute, drangen sie allerdings wieder aufdringlich und laut an sein Ohr. Das Schlurfen und Heulen der Biester hatte man fast den ganzen Tag über gehört. Nur kleine Momente hatte es gegeben an denen es mal kurzzeitig ruhig war und die Kette der Geräuschkulisse abgerissen war.
Es jagte Chris einen eiskalten Schauer ein wenn er nur daran dachte, dass die Scratchers da draußen vor dem Wall lauerten und keuchend und gurgelnd hin und her schlurften. Genau so hörte es sich auch an. Er fragte sich ob diese Biester eigentlich gar nie schlafen mussten, wenn sie nun tagsüber und auch bei Nacht sich vor dem Camp herumtrieben. Vielleicht hatte man die Dinger tagsüber nicht gesehen, weil sie wirklich schlicht die Sonne nicht mochten, weswegen sie plötzlich eine Ausnahme machten, war demnach fragwürdig. Es war als haben die Mistviecher vergessen, dass sie Sonne nicht mögen, wobei es wirkte, als verkrochen sie sich tagsüber mehr im Schatten der Bäume, belagerten dennoch aber das Camp und hielten sich in dessen Nähe auf. Irgendwas muss die Scratchers dazu bewegt haben nun von ihren gewöhnlichen Verhaltensmustern abzuweichen und hier zu hausieren, als hatten sie eine Belagerung gestartet...

Ebenfalls etwas was Sorge bereitete...was wenn die Scratchers weiter hier ausharrten und nicht mehr wichen? Wie sollten sie dann noch an Nahrung kommen und diese beschaffen? Solange die Scratchers in solch großer Anzahl das Camp belagerten, konnten sie nicht nach da draußen gehen, um Nahrung zu besorgen. Wie lange könnten sie also mit den Vorräten hier drinnen ausharren? Darüber wollte Chris sich gar keine Gedanken machen, der er war sicher, die Chancen stünden schlecht...

Er drückte angestrengt das Kissen irgendwann auf seine Ohren und schrie innerlich seinen Kopf an, dass er endlich die klappte halten sollte. Irgendwann gelang es Chris sogar endlich einzuschlafen.

Sein Geist driftete wieder in eine Erinnerung. Diesmal war er wesentlich älter. Die Erinnerung schien noch nicht allzu alt zu sein, denn er musste schätzungsweise um die 15 bis 16 Jahre alt sein.

Ahnungslos wurde er in das Geschehen geworfen. Männer in schwarzer Vollmontur, mit Sturmmasken und Schutzwesten hatten ihn gepackt und schliffen ihn durch einen langen Flur. Selbiger steriler, weißer Flur wie aus seinen anderen Erinnerungen, auch wenn hier zumindest einige Bilder an den Wänden hangen und keine Innenfenster waren, durch die man in andere Räume spähen konnte. Einfach ein schlichter, weißer Flur mit Bildern an den Wänden und dunklem Fliesenboden.

Die Männer packten ihn an Armen und Beinen, während Chris sich lautstark dagegen wehrte. Er hatte absolut keine Ahnung was abging.
Er strampelte wie wild und versuchte um sich zu schlagen. Dabei riss er einige Bilder von der Wand, die klirrend auf dem Boden aufschlugen und die Rahmen zertrümmert wurden. Er erkannte die Männer nicht, ohnehin war nicht viel von deren Gesicht zu sehen hinter den Sturmmasken. Nur die Augen waren zu erkennen.
„Haltet ihn fest verdammt nochmal!" knurrte einer heftig.

Die Fünf Elementare - Das Erwachen [Band 1 der Elementary-Trilogy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt