Kapitel 20

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Die Tage verstrichen und Chris wusste derweil gar nicht mehr wie lange er jetzt schon auf der Insel war. Er spürte wie die Alltage mehr schon in einem Trott verliefen, wie in einer niemals enden wollenden Dauerschleife und das schnürte den Frust und die Verzweiflung in ihm. Immer öfter erkannte er hinter den Masken des Optimismus aller Jungen und Mädchen hier wie Zweifel sich in ihr Gesicht schrieb. Alle waren bemüht stets aufgeweckt und fröhlich herüberzukommen, aber Chris merkte wie diese Fassade mit jedem Tag mehr begann zu bröckeln. Erik hatte recht, dass alles hier war mehr gute Miene zum bösen Spiel und eine beschönigte Scheinwahrung. Mit jedem verstrichenen Tag mehr, wurde es schwerer und schwere diesen Schein zu wahren, als sammelte sich immer mehr Blei an den Sohlen, bis sie so schwer waren, dass man die Füße nicht mehr heben konnte.

Allmählich fragte sich jeder ob sie von dieser Insel überhaupt jemals runter kamen und er erkannte in den Gesichtern, dass die Mehrheit bereits eine Antwort darauf hatte, dass sie mehr dazu tendierten, nie von hier wegzukommen. Es schien als fehlte allmählich ihnen die Kraft weiter den Optimismus zu wahren, als wäre die Luft aus einem Luftballon allmählich draußen.

Besonders Darian war weiterhin stets bemüht alle bei Laune und Mut zu halten. Er entfachte immer wieder Hoffnung und Kampfgeist, was Chris jedes Mal zum Staunen und zur puren Faszination brachte. Er bewunderte Darian dafür. Auch bei Ana erkannte er nur selten Zweifelfalten auf ihrer Stirn. Aber bei ihr hatte Chris ohnehin schnell erkannt welch starke Persönlichkeit sie hatte. Dann war da noch Yunho, der sowieso immer eine Gelassenheit an den Tag legte, die nicht von dieser Welt stammen konnte. Chris war sich sogar derweil sicher, dass den Asiaten absolut nichts unterkriegte und dass sein Sarkasmus und sein ausgelassener Gleichmut durch nichts auf der Welt ins Wanken käme. Er war sich derweil nicht mal mehr sicher ob Yunho so etwas wie Pessimismus empfinden konnte oder wirklich verstand wie diese Emotion funktionierte.

Bei Yunho waren niemals Zweifel oder Frust über die Situation zu erkennen. Er war einfach nicht unterzukriegen. Wenn er Zweifel und Frust verspürte und rausließ, dann nur darüber, dass die andren so lange Gesichter zogen.
Erik und seine Kumpels hingegen versuchten ihren Frust nicht mal mehr im Ansatz zu verstecken und zeigten stets wie angepisst und verärgert sie über die Situation waren. Die Problematik lag nur darin, dass es leider die falschen abbekamen, denn hier im Camp konnte niemand etwas für diese Situation. Keiner hatte sich diese Lage hier gewünscht, ausgesucht oder sogar zu verantworten. Schließlich saßen sie alle im selben Boot.

Mit jedem Tag mehr wuchs also bei Chris der Hass auf diejenigen die Schuld an ihrer Lage hatten. Diejenigen die sie auf diese Insel geschickt hatten. Derweil war Chris sogar sicher, dass es keinen Grund gibt der rechtfertig ein Haufen junger Menschen auf eine solche Insel zu werfen mit gemeingefährlichen Kreaturen ihrem Schicksal zu überlassen. Genügend hatten schon ihr Leben gelassen, waren verletzt worden und er selbst hatte mehrfach schon dem Tod ins Auge geblickt. Er wusste nicht welche Art von Menschen das sein konnten, die keine Moral besaßen und junge Leute eiskalt hier her verfrachteten, aber er wusste, dass er derartige Menschen verachtete.
Chris fasste gar den Entschluss, dass wenn er je von dieser Insel runterkam, er diesen Leuten gehörig die Meinung geigen würde. Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass er je auf irgendjemand einen solchen Hass entwickeln würde. Damals hatte er das noch etwas scherzhaft zu Yunho gesagt, aber jetzt meinte er es Todernst.

Mit jedem Verletzten und mit jedem Toten mehr, schnürte sich diese Verbitterung weiter zu, wie ein Seil, das sich um seinen Hals immer enger legte.

Was Chris noch nicht ahnte war, dass sich diese Abscheu in den kommenden Tagen noch weiter, gar drastisch anhob auf pure Verachtung und Rachsucht. Dabei dachte er, dass diese Antipathie gar nicht mehr aufschäumen könnte.

Alles hatte am Abend begonnen als eine kleine Gruppe Jungs und Mädchen panisch durch das Tor gerannt kamen. Sie waren von Kopf bis Fuß schweißgebadet und der blanke Horror stand ihnen ins Gesicht geschrieben bis auf die Knochen, denn ihre Haut war kreidebleich. Sie rangen schwer nach Atem. Einige stützten die Hände auf die Knie und andere hatten sich direkt auf den Boden sacken lassen. Alle zitterten sie am ganzen Körper, als würde das Grauen höchstpersönlich sie durchschütteln. Einer der Jungs lag gänzlich im Gras und schluchzte bitterlich. Blut klebte an seinen Händen und seine Mimik sprach von Entsetzlichkeit. Eins der Mädchen hielt sich den Arm, an dem einige tiefe Schnitte klafften.

Die Fünf Elementare - Das Erwachen [Band 1 der Elementary-Trilogy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt