Alexander
Es vergehen Tage bevor wir die weiße Wand mit den akkurat platzierten Bildern betrachten. Die Wohnpflanze, in der linken Ecke hatte ihre besten Tage bereits erlebt und dennoch sorgte sie für ein gewisses Pol des Wohlfühlens. Vielleicht auch, weil manche Menschen keinen grünen Daumen hatten und es sie dadurch an ihr eigenes zu Hause erinnerte? Spürten Blumen und Pflanzen eigentlich wenn ihr Zustand schlechter wird? Was fühlten sie dabei? Und fühlten sie sich manchmal auch so zurückgelassen, hilflos, umbedeutsam? Sie waren auf uns angewiesen, waren sie genau so verletzt wenn man ihnen nicht half oder verstanden sie, das manche Menschen einfach nicht für Blumen geschaffen waren? War das abreißen einer Blüte oder sogar eines Blattes, wie der Schmerz eines Verlustes? Wünschten sie vielleicht manchmal größer zu sein? Stellten sie ihre Schönheit auch in Frage?
Die blass gelben Stühle waren bequem und vermittelten einem vielleicht auch so das Gefühl, das man gern länger warten würde, solang man bequem saß. Ich war ewig nicht mehr hier. Jetzt wo ich darüber nachdachte, war ich froh darüber. Doch heute musste es sein. Noch nie zu vor, war ich so aufgeregt, waren die Fragen über unsere Welt in der wir lebten nur ein kurzer Ort der Zuflucht. Wie eine Haltestation des Zuges, wo niemand ausstieg und das Gefährt trotzdem eine kurze Pause benötigte. Zumindest war das meine Vorstellung.
Magnus saß neben mir, betrachtete die Bilder worauf mehrere Farbstriche kein genaues Muster bildeten, eingehend. Seine Hand lag sicher in meine. Die letzten Tage waren so wie das verschwinden des Erdbodens. Immer wieder war er verwirrt, immer wieder konnte er sich nicht konzentrieren, immer wieder trieb es mir die Tränen in die Augen. Es war ein schönes Durcheinander. Vielleicht das schönste und beschwerlichsten welches ich je gesehen habe. Er hatte seine klaren Stunden und Momente, wo der Nebel sich dichter zog. Ich wusste nicht wie ich ihm helfen sollte und so war ich einfach nur da.
"Wie viel der Künstler wohl mit diesen Gemälden verdient hat?" Es war nur ein Flüstern von ihm. Ich betrachtete es ebenfalls genauer. "Bestimmt mehr als wir jetzt schätzen würden. Dabei könnte ich das genau so gut." Ich war nie begabt in Kunst und das wusste mein Ehemann nur allzu gut. "Deswegen Augen auf bei der Berufswahl." Gemeinsam kam dieser Satz über unsere Lippen. Das Kichern versteckten wir in einem räuspern.
"Mr. und Mr. Lightwood-Bane bitte in das Sprechzimmer." Die Arzthelferin, welche erst neu angefangen hatte, rief uns auf und deutete mit der einen Hand auf das bekannte Zimmer. Mir wurde unweigerlich schlecht. Ich spürte das wenige Frühstück aufsteigen. Nur das erinnern, das es jetzt allein um meinen Mann ging, stoppte das vorgehen in meinem Körper.
Dr. Garroway war ein Arzt mittleren Alters. Er hatte die Hausarztpraxis seines Vaters direkt nach seinem Medizinstudium genommen. Ich mochte ihn. Er nahm sich immer Zeit für die Patienten. Mit einem Hand schütteln begrüßte er uns und bat uns dann uns zu setzen. Magnus ließ meine Hand nicht los und das wollte ich auch gar nicht.
"Auch wenn es vielleicht gar nicht so passt aber es ist schön sie beide mal wieder zu sehen. Wie geht es Ihnen?" Als ich den Termin ausgemacht hatte, bat ich darum mit Dr. Garroway schon mal im voraus zu reden. Er wusste ungefähr worum es ging und sah deswegen bei der Frage auch zu Magnus. Ich sah meinen Mann an, wusste das er vor ein paar Minuten noch den Nebel durchdringen konnte. Doch dieser verschleierte Blick, welches das Funkeln in seinen Augen perfekt verstecken konnte, nahm immer mehr zu.
Magnus sah den Arzt an und dieser wartete geduldig. "Mr. Lightwood-Bane?" Ich strich sanft über seinen Handrücken. Mein Daumen liebkoste seine Haut, sprach ihm kurz Mut zu. "Ja?" Mr. Garroway lächelte ihn ehrlich an. "Wie geht es Ihnen?" Auf den Lippen, die ich schon so oft in meinem Leben geküsste hatte, bildete sich ein schiefes Lächeln. "Haben Sie das nicht gerade schon gefragt?" Diese ganze Situation ließ selbst meine Mundwinkel etwas heben. Auch wenn mir danach vielleicht nicht zu Mute war, aber Mags war immer noch mein Ehemann. Er sah zu niedlich gerade aus. Würde ich nicht wissen, das mit ihm etwas nicht stimmt, dann könnte man beinahe davon ausgehen das er gerade Spaß machen würde.
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Der Weg
FanfictionMagnus und Alexander, ein glückliches Ehepaar, welches aufgehört hatten die Jahre zu zählen, die sie schon miteinander verbracht hatten. Aber sie fangen das zählen wieder an, als alles unklarer wird... und die schwarzen Wolken dichter werden.