Alexander
Die Borsten meines schwarzen Kammes, drängten sich durch die größten Strähnen meines grauen Haares. Dabei spürte ich, wie der Kamm langsam die Hoffnung mit meinem Haar aufgab, lag es doch immer wie es wollte. Es war rebellisch und sträubte sich gegen die Ordnung, welche ich vorlegen wollte. Doch manche Sachen konnte man einfach nicht erzwingen. Umso schneller legte ich den Kamm auch wieder beiseite.
Mit einem kritischen Blick sah ich nach draußen, der Wind brachte in einer schnellen Geschwindigkeit die Bäume zum tanzen. Die Hortensien schwangen ihre Blüten, wie ein schwingendes Kleid. Der Sommer schien sich allmählich zu verabschieden. Eine kleine Vorfreude auf den Herbst, blühte in mir auf und schaffte es den kritischen Blick in einen freudigen zu schminken. Mein Make up war die Lebensfreude, welche ich in vollster Ruhe beständig auslebte. Nur kurz nahm ich mir wieder die Sekunde und schloss meine Augen. Das sollte man viel öfters tun. Man küsste, liebte, lachte und meist weinte man auch mit verschlossenen Augen. Denn die Dinge die man dort fühlte, konnte man nicht mit der Linse erfassen, musste doch das Herz in diesem Moment die Gefühle zum Vorschein bringen.
Ich nahm den Wind wahr, welcher draußen tobte und mit Freude durch das Land zog. Das Tropfen des Wasserhahns. Die kleinen Wasserperlen trafen auf das weiße Keramik, sickerten in den Abfluss und ich versuchte mir vorzustellen, wie dieser Fall der Schwerelosigkeit und die Reise in diesen Schläuchen weiter gehen würde. Magnus hatte sich darüber immer amüsiert und gleichzeitig war er Neugierig, welche Fragen, auf die keiner so richtig eine Antwort wusste, ich mir an jedem neuen Tag stellte. Solange bis er irgendwann selbst damit angefangen hat, die Sternschnuppen als gefallene Superhelden zu betrachten und den unvermeidlichen Sturz mit Sorge aber auch mit vollen Respekt zu beobachten.
Weiche Lippen ergötzten sich an meiner Haut, welche meine Wangen bedeckte. Ich spürte wie das Blut darunter begann, sich zu erhitzen. Mit voller Liebe betrachtete mein Mann, das von Wärme aufgetragene Rouge in meinem Gesicht. "Das du immer noch rot wirst, wenn ich deine Wange küsse." Meine Schultern zuckten nach oben, vermittelten ihm, das ich dafür auch keine Erklärung parat hatte. "Manche Dinge ändern sich eben nie." Mit leicht abgespreizten Fingern fuhr er mir sacht durch das eben gerade gekämmte Haar. Dabei übte er einen kleinen Druck aus, massierte meine Kopfhaut, entlockte mir somit ein seufzen und flößte mir gleichzeitig einen Tropfen der Entspannung ein. Und auch hier schloss ich die Augen.
Mittlerweile machten mir die Nacht zum Tag. Meist mussten wir einen kleinen Mittagsschlaf halten, wobei Magnus immer länger schlafen konnte als ich. Mir machte diese Sache wenig aus. Wir waren Rentner und konnten den Alltag somit nach den Bedürfnissen unseres Körpers auslegen.
Noch während er mein Haar kämmte, sah ich auf ihn herab. "Ist dieses Outfit nicht etwas kalt für dieses Wetter?" Ich machte ihm keine Vorschriften was er zu tragen hatte. Aber ein kurzes Hemd bei diesem Wetter, entzündete in mir ein Funken der Sorge. Ich wollte nicht, das er sich erkältete. "Im Restaurant ist es doch immer etwas frischer. Das hast du schon beim letzten mal gesagt." Magnus sah an sich herab. "Da hast du wahrscheinlich recht. Ich gehe mir gleich nochmal etwas anderes anziehen." Mit einem kleinen Lächeln bedankte ich mich bei ihm. Nur er verstand es.
Heute würden wir Jace und seine Frau Clary wieder sehen. Eigentlich wollten wir uns gemeinsam bei Izzy und Simon treffen, doch da lag meine Schwägerin im Krankenhaus. Ich bin froh, das es ihr jetzt wieder besser ging. Wir vier hatten es zu unserer Tradition gemacht, das wir immer essen gingen. Dabei war das Restaurant immer das gleiche. An diesem Ort steckten viele gemeinsame Erinnerungen. Dort hatte ich Jace gesagt, das ich Homosexuell bin, das ich einen Freund hatte und dort hatte ich ihm auch Magnus vorgestellt. An diesem Abend bediente uns eine neue Kellnerin, welche jetzt die Mutter seiner Kinder und seine Ehefrau ist. Ich mochte es immer wieder dort zu sein.
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Der Weg
FanfictionMagnus und Alexander, ein glückliches Ehepaar, welches aufgehört hatten die Jahre zu zählen, die sie schon miteinander verbracht hatten. Aber sie fangen das zählen wieder an, als alles unklarer wird... und die schwarzen Wolken dichter werden.