Alexander
Der Tag. Er fing regnerisch an. Die einzelnen Perlen ließen sich von der Schwerkraft nach unten ziehen. Prasselten sie unaufhörlich auf den Boden. Bemalten sie ihn mit einem dunkleren grau. Nur für wie lange?
Schienen sie eine Einheit zu sein. Eine Einheit, die jedem einzelnen ermöglichte, er selbst zu sein. Jede Perle war ein Unikat und nur zusammen ergaben sie dieses unglaublich beruhigende Geräusch. Der Resonanzraum war der liebliche Fall. Zeus spielte zart die Natur. Gab es nichts, was diesen Klang so gut spielen konnte.
Dazu schafften sie es, ihren unverkennbaren Geruch in der Welt die vor mir lag zu verbreiten. Ihr Flakon waren die trüben Wolken. Welche besonders ruhig standen. Wollten sie diesem Schauspiel gerecht werden und jedem Flug, den sanftesten Aufprall gewährleisten.
Manche trafen direkt auf die Scheibe vor mir. Stumm verfolgte ich den Lauf. Mein Zeigefinger berührte das kühle Glas. Waren nur Zentimeter, die mich von dieser Perle fern hielten. Ich begleitete die Perle solange, bis sie mit dem Fensterrahmen eins wurde.
Ich wand meinen Blick von diesem malerischen Herbstwetters ab, als ich etwas auf mir spürte. Es waren die Blicke, die sich nur liebende zu warfen konnten. Wenig später schlangen sich mir so bekannte Arme um meinen Körper. Das Vertraute schmiegte sich an mich, wurde wie eine Perle eins mit mir. Ergänzte alles was mir selbst fehlte.
Der Duft, den jeder unterschiedlich wahr nahm und jeder dennoch als Heimat betitelte, umspielte meine Nase. Ich sog ihn tief in mir ein. Würde ich ihn immer wieder riechen wollen.
Meine großen blassen Hände legte ich über seine. Genoss ich diesen wärmenden Kokon, wie ein junger Schmetterling welcher noch nicht bereit war in diese Welt frei gelassen zu werden. Wusste ich dennoch, das er mich immer fliegen lassen würde. Unscheinbare Symbole zeichnete ich ohne jegliche Spuren zu hinterlassen auf seine, an Cognac erinnerte Haut.
Es nicht erwarten zu können, ihm in die Augen zu schauen, drehte ich mich in der Umarmung. Seine rosafarbenen Lippen verzogen sich zu einem sanften Lächeln. "Guten Morgen, Alexander." Diese sinnliche Stimme war nichts im Vergleich zu Engeln. Sie erbrachte mir immer wieder den Frieden auf dieser Welt.
Seine einmaligen braunen Augen, wurden durchzogen von goldschimmernden Tüpfeln. Waren sie so sehr im Einklang wie der Himmel und die Wolken. Es war der höchste Segen, diese Sprenkeln von nahem betrachten zu dürfen.
"Guten Morgen, Mags." Das Funkeln seiner Augen vermittelte mir ein Gefühl einen gefallenen Nachthimmel zu begegnen. Seine Augen, meine Sterne. Die Liebe in ihnen war mein Horizont, der soeben mit der Sonne verschmolz.
Ich trug den Lippenstift der Zärtlichkeit als ich meine Lippen auf seine legte. Ich küsste ihn, mit allem was ich besaß und das war materiell gesehen nicht viel. Doch ich besaß ihn und somit hatte ich viel zu verlieren.
Er trug alles was ich hatte mit sich herum. Meine Stärken, meine Schwächen, meine Fehler und unsere Vergangenheit. Er ist meine Zukunft. Alles liebkoste er mit seiner Liebe, vermittelte mir somit das ich zumindest für ihn genau richtig war.
"Was machen die Wasserperlen?" Lächelnd strich ich ihm eine Haarsträhne hinter das Ohr. Mein Zeigefinger fuhr seine Ohrmuscheln entlang. Mein Ehemann lehnte sich in diese Berührung, verschmolz er fast mit meiner haltenden Hand.

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Der Weg
Fiksi PenggemarMagnus und Alexander, ein glückliches Ehepaar, welches aufgehört hatten die Jahre zu zählen, die sie schon miteinander verbracht hatten. Aber sie fangen das zählen wieder an, als alles unklarer wird... und die schwarzen Wolken dichter werden.