Alexander
Die Klarheit war der Kavalier, der Krankheit die unser Leben bestimmen wollte. Und die Krankheit? Die Krankheit war ein ungebetener Gast, ein Straftäter. Sie war die Diebin der Erinnerung und des Verstandes. Lebenslänglich würde sie an den Ort zurück kehren, wo sie das fand, worauf sie so besessen war. Magnus Kopf. Sie wäre immer auf der Flucht und immer wieder würde sie etwas neues mitnehmen oder vielleicht auch wieder bringen. Doch am Ende würde sie alles besitzen. Sie zwang mich förmlich, sie ebenfalls zu lieben, würde sie doch irgendwann Magnus besitzen.
Und dennoch wurde es von Tag zu Tag besser. Ich lernte den Kavalier immer mehr zu schätzen und mit seiner Abwesenheit zu leben, mit einer Fassade welche die Traurigkeit und den dumpfen Schmerz versteckte. Man konnte nichts ignorieren, fiel es jetzt selbst in seiner Sprache auf. Immer wieder fehlten im Wörter. Der Kühlschrank war der Eisschrank und die Hosen wurden jetzt wieder Beinkleider genannt. Die Kreuzworträtseln waren eine Beschäftigung, während der Mond über uns wachte und somit auch Chloe. Am Tage schaffte ich es mittlerweile, das wir immer wieder irgendetwas anderes machten.
Wir gingen einkaufen, spazieren, tanzten, gingen in den Garten und zweimal waren wir auch in einem Café. Es klang so alltäglich, dabei hatte ich und somit auch ihn von der Außenwelt zurück gezogen. Dort wo Magnus hin ging, so fand man auch mich. Ließ ich ihn nur noch ungern allein.
Erst gestern wollte er Milch aufkochen, nur fünf Minuten später kochte sie über. Sofort erinnerte ich mich an Rafael und Max, welche sich ebenfalls darüber lustig gemacht hatten, das sie es nie hinbekamen. Einmal blinzeln reicht, hatten sie gesagt. Es war Magnus, der mit einem Tipp anfangen wollte.
Mein Ehemann hatte sich dafür entschuldigt, dabei war alles in Ordnung. Solang ihm nichts passierte. "Alexander?" Von Anfang an genoss ich es, wenn er meinen vollen Namen aussprach. Mittlerweile sog ich diesen Klang förmlich auf, wie ein Schwamm sein Wasser. Ich würde nie wissen, wann er ihn das letzte mal so aussprach. Blinzelnd fanden meine Augen, die Schönheit meines Lebens.
Wir waren gerade spazieren. Magnus war bei mir untergehakt, in der anderen Hand hielt ich meinen Gehstock. "Wo warst du gerade?" Mittlerweile gab ich nur noch ungern zu, das mein Kopf in Erinnerungen schwelgte. In meinen Ohren klang es hämisch.
"Ich habe nur wieder festgestellt, das du der wundervollste Teil an mir bist. Du liebliches Wesen." Sein Lächeln war der schönste Verdienst, etwas was mich wahrscheinlich immer auf dieser Erde halten würde, dabei war die Sinnlichkeit nicht von dieser Welt. "Es kommt mir so bekannt vor" flüsterte er neben mir. Ich blätterte in meinen Kopf zurück, bildete mir sogar dieses Geräusch ein, wenn schnell Seiten auf die anderen Seiten treffen.
Flashback
"Du bist verrückt, Alexander." Betrunken von der endlosen Freude meines Freundes, konnte ich ebenfalls nur lachen. Ein Jahr mit ihm und es war das schönste in meinem bisherigen Leben. Mit ihm war jedes Tief, ein Tauchgang welche mir dennoch die Schönheit des Riffes zeigte. Solang man nur immer wieder neu lernte sich neu in dieses Leben zu verlieben. Und das tat ich jeden Tag.
Genau so wie ich Magnus an jedem neuen Kalendertag ein Stück mehr liebte, als gestern und das war ein Gefühl welches ich jeden Tag spürte. Es wäre ein für immer in diesem Leben. Ein für immer im nächsten Leben. Ein für immer, immer.
"Wieso?" Ich lehnte mich an seinen Schreibtisch, spielte mit einem Kugelschreiber. Mit ungläubigen Blick sah er zu mir auf. "Wieso? Alexander, ich muss noch packen und fragen ob ich die Projekte die noch anstehen, auf Montag verschieben kann. Wir müssen doch planen." An seiner Krawatte zog ich ihn an mich heran.
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Der Weg
أدب الهواةMagnus und Alexander, ein glückliches Ehepaar, welches aufgehört hatten die Jahre zu zählen, die sie schon miteinander verbracht hatten. Aber sie fangen das zählen wieder an, als alles unklarer wird... und die schwarzen Wolken dichter werden.