Zur selben zeit bei... Alexander....
Ich riss die Augen auf und blickte in das besorgte Gesicht von Anni.
"Alec? Magnus ist weg."
Sofort strotzte mein Körper nur so vor Adrenalin. "Was? Er kann nicht weg... Ist Max.." Als mein Sohn hinter Anni auftauchte war mir klar, das Magnus wirklich verschwunden war. Wie konnte ich auch nur einschlafen? "Papa, es tut mir leid. Ich hätte es.." Mit meinem Gehstock schaffte ich es aufzustehen. Ich sah Max tief in die Augen, erkannte meinen kleinen Jungen. Ich gab ihm gar keine Schuld. "Damit konnte doch niemand rechnen. Aber wir müssen ihn suchen, bitte." Liebevoll sah ich ihn an. Ich wollte nicht das er sich schuldig fühlte.
Nur wie sollte ich jemals wieder ruhig schlafen können? Ich habe noch darüber nachgedacht, das ich für seine Sicherheit verantwortlich bin und dann schlaf ich einfach so, sorglos ein. Am liebsten würde ich mich selbst verfluchen. Die Schuld die ich in mir trug, war schwerer als sämtliche Bürden dieser Welt. Er fand sich dort draußen nicht mehr zu recht. Nicht allein.
Was ist wenn er über eine rote Ampel läuft oder angefahren wird? Er könnte fallen oder sich weh tun. In dieser Zeit, wo er getrennt von mir ist.. er könnte alles vergessen. Oder ist das bereits passiert? Was ist, wenn jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, wo er sich in seinem eigenen zu Hause nicht mehr wohl fühlte? Wie sollte ich damit umgehen? Das hier war immer unser kleines Paradies. Von Anfang an, hatten wir uns hier am wohlsten gefühlt. War jetzt vielleicht der Zeitpunkt gekommen, wo wir als gesamte Familie, sein Wohlergehen nicht mehr gewährleisten konnten? Sollten wir so schnell versagt haben?
"Du kannst genau so wenig dafür, Alec. Es wäre vielleicht auch passiert,wenn du nicht geschlafen hättest. Ich meine, Max ist ein paar Jahre jünger als du und hat es nicht gehört oder mitbekommen. " Anni versuchte mich nur zu beruhigen. Aber zum ersten Mal in dieser ganzen Zeit hatte ich das Gefühl, das die Krankheit mich überlistet hat. Ich konnte sie keines Falls aufhalten. Aber wir wollten sie ausbremsen. Bis jetzt war es uns auf irgendeine Weise gelungen. Magnus fühlte sich soweit ich es beurteilen konnte, sicher und geborgen.
Meine Augen blickten durch das Fenster, zeigten mir das, was ich schon befürchtet hatte. "Die Sonne geht bald die imaginären Treppen ihres Throns herunter" flüsterte ich eher zu mir selbst. "Papa? Dad? Max?" Rafael kam vollkommen außer Atem in das Haus gestürmt. Sofort fielen sich meine Jungs in die Arme. Nur kurz zuckten meine Mundwinkel. Wenigstens bei ihnen hatten wir alles richtig gemacht.
"Papa, wie geht es dir?" Rafi sah mich so voller Mitgefühl an. Sah man mir an, das die Kraft schwand? Sie verdunstete mit jedem Atemzug, wo ich nicht bei ihm war. "Ich möchte euren Vater nur wieder sicher wissen." Alle Anwesenden nickten. "Rosalie kommt ebenfalls gleich. Sie hält bereits Ausschau."
Mit einem Willen, den niemand klein bekommen würde, ging ich in den Flur um mich anzuziehen. Der Wind, der sich durch die Stadt wie eine Dieb schmuggelte, schien gleichzeitig eine Kälte zu hinterlassen. Friert er gerade? Denkt er vielleicht sogar an mich? Oder weiß er gerade gar nicht mehr das ich existiere? Warum ist er nur weg gelaufen?
"Papa, wo möchtest du hin?" Meine Jungs kamen mir hinter her, sahen mich an als hätte ich den Verstand verloren. Vielleicht hatte ich diesen Zustand auch bereits erreicht. "Ich werde ihn suchen gehen." Rafael trat neben mich. Seine Hand legte sich auf mein Schulterblatt. "Das übernehmen wir. Du bist auch keine zwanzig mehr. Vielleicht kommt er wieder. Dann muss jemand zu Hause sein."
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Der Weg
FanfictionMagnus und Alexander, ein glückliches Ehepaar, welches aufgehört hatten die Jahre zu zählen, die sie schon miteinander verbracht hatten. Aber sie fangen das zählen wieder an, als alles unklarer wird... und die schwarzen Wolken dichter werden.