Alexander
"Mr. Lightwood-Bane, wie geht es Ihnen?" Mit verschränkten Armen lehne ich im Türrahmen zum Wohnzimmer. Das Adrenalin, hatte ich in dem Café gelassen. Die Erschöpfung bildete somit wieder meine Muskeln und die Schuldgefühle ließen mich wie ein Soldat, der sich nicht rühren durfte, gerade stehen.
Ich hätte gern etwas, was sich Ruhe nannte. Doch ich konnte nicht einfach meine Kinder heraus schmeißen. Gerade Max, der sich nach der erneuten Verabschiedung von Will vollständig in eine Hülle seiner selbst aufgelöst hatte. Er schien mit einem starren Blick gewandelt zu sein. Im kältesten Wind saß er draußen, neben den babyblauen Hortensien.
Rafael hielt Anni im Haus, die sich natürlich um ihren Mann sorgte. Doch Max brauche jetzt das, was ich mir ebenfalls sehnlichst erwünschte. Ruhe. Zeit für sich, abseits des ganzen Trubels, der hier herrschte. Ich konnte nur schwer erahnen wie er sich jetzt fühlen musste.
Er schien meinen väterlichen Blick zu spüren. Unsere Augen trafen sich durch das Fenster hinweg. Da war alles und dennoch nichts. Es war eine Frage, die ich ihm stellte und mit einem kleinen nicken beantwortete er diese.
Das schmerzhafte Zischen meines Mannes, brachte mich wieder zu der Situation vor meiner Nase zurück. Dr. Garroway war hier her gekommen um sich Magnus Bein anzuschauen. Wir mieden das Krankenhaus. So wie wir es festgelegt hatten.
"Alexander?" Seine Hand streckte er nach mir aus. Ohne zu zögern, stellte ich mich neben ihn, hielt seine Hand. Ich bot ihm den Halt, den ich für mich selbst nicht fand. Wahrscheinlich würde ich ihn so schnell auch nicht wieder finden. Meine Konzentration lag auf das liebliche Wesen neben mir.
Nie besessen hatte ich sie, die Kontrolle. War sie immer nur eine Illusion. "Es scheint nur verstaucht zu sein. Hochlagern, kühlen und wenig Belastung für die ersten Tage. Danach komme ich wieder und schaue es mir nochmal an." Mechanisch nickte ich.
Die Gefühle, die heute alles mitgenommen hatten, ermüdeten mich nur noch mehr. Von dem Gespräch mit Max, bis zu dem raubsamen Schlaf, das Verschwinden, das Wiedersehen und das Jetzt. Das Hoch war vorbei und seitdem wir in unseren vier Wänden angekommen sind, frage ich mich, ob ich das alles noch kann.
Fast klang es so, das ich aufgeben wollte. Aber auch ich konnte meine Augen nicht überall haben. Es klang egoistisch aber ich wusste nicht wie viele Tage uns blieben. Ich wollte sie mit Magnus gemeinsam genießen. Ohne jegliche Verantwortung über seine Sicherheit. Ohne diese Schuldgefühle und die Frage, ob ich denn alles gemacht hatte.
Zum anderen könnte ich niemals das Wohlergehen in fremde Hände legen. Die Schuld, sie würde immer bleiben. Genau so wie das Gefühl, versagt zu haben. Bitterlich. Ich stand im Zwielicht. Es blendete mich, konnte ich nicht erkennen was der richtige Weg war. Oder ob sich bereits der Abgrund auftat.
Schon es öfteren hatte ich das Bedürfnis mit meinem früheren Magnus zu reden. Meinem persönlichen Sekundenzeiger und der, der mir den Wind aus den Segeln nahm, damit ich inne halten konnte. Inne halten um im nächsten Moment, den Atem der Erde nicht nur mit den Segeln sondern auch mit meinem Herzen zu fühlen.
Ich würde ihn gern fragen, wie er handeln würde und was er an meiner Stelle tun würde. Einfach wieder mit ihm ein Gespräch führen, ohne auf irgendwelche Regeln zu achten. Ihn wie mein Mann zu behandeln und nicht wie ein Mensch der an Demenz erkrankt ist.

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Der Weg
FanficMagnus und Alexander, ein glückliches Ehepaar, welches aufgehört hatten die Jahre zu zählen, die sie schon miteinander verbracht hatten. Aber sie fangen das zählen wieder an, als alles unklarer wird... und die schwarzen Wolken dichter werden.