52. Kapitel

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Mit ausdrucksloser Miene starrte Conner auf die Rasenfläche im Garten hinaus. Es waren drei Tage vergangen und er fühlte sich noch genauso beschissen wie an dem Tag, an dem alles den Bach runterlief. Es hieß doch Die Zeit heilt alle Wunden. Das war gelogen. In Wahrheit reißen die Wunden wie ein Loch in einem Sack Reis immer weiter auf, es schmerzt und Stück für Stück fühlt man sich immer ausgelaugter. Drei Tage sind seither vergangen und er kam sich leer und ausgesaugt vor. Von dem Adrenalin und der Lebensfreude, die normalerweise durch seine Adern flossen, fehlte jede Spur.

Leigh kam aus der Garage und warf ihm einen merkwürdigen Blick zu. „Du siehst aus wie der Tod. Behalt das bei und Dad kann dich an Halloween als perfekten Kinderschreck in der Vorgarten stellen, damit er und ich mehr Süßigkeiten zum naschen haben." Er reagierte nicht. „Mein Gott. Du bist ja grauenhaft."

„Du bist so emphatisch wie ein Elefant im Porzellanladen", sagte er mit rauer Stimme.

„Ein Tiervergleich? Sie muss echt eine Wucht gewesen sein."

„Ich rede nicht über sie."

Leigh hob abwehrend die Hände und ging dann an ihm vorbei die Treppen hoch. Seine Aufmerksamkeit galt dem Garten, so bekam er nur am Rande das Gespräch seiner Mom mit Leigh mit. „Immerhin nimmt er keine Drogen und ertrinkt seinen Kummer in Alkohol", sagte Leigh in diesem Moment und polterte dann die Treppe hoch.

Conner wog grade die Vor- gegen die Nachteile für den Kampf gegen den Kummer in Verbindung mit Drogen ab, als ein weitere Schwester aus der Garage auf ihn zu kam. Hatten sie sich da versammelt?

Isabella fasste ihre langen, braunen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und lies sich neben ihm auf der Treppe nieder. „Hast du einen Moment zum Reden?"

„Ich will nicht reden."

„Einmal muss man es sich von der Seele reden, danach geht es einem gleich viel besser." Sie stupste ihn mit der Schulter an. „Früher hast du uns immer zum Reden aufgefordert, wenn die Zwillinge oder mich etwas bedrückt hat. Verschließ dich nicht vor deinen eigenen Methoden."

„Worüber soll ich denn reden? Dazu gibt es nichts mehr zu sagen. Es ist doch alles ziemlich offensichtlich."

„Was ist offensichtlich?" Conner verdrehte die Augen. „Das ich mich in der Frau geirrt habe. Sie ist genauso verlogen und hinterhältig wie die, deren Namen ich verdrängt habe. Irgendwann werde ich sie genauso vergessen. Was anderes hat sie nicht verdient."

„Denkst du wirklich, dass sie damit etwas zu tun hatte? Ich dachte, ihr habt einander viel anvertraut."

„Es war alles gelogen. Parker und sie - sie passen wirklich zusammen. Wenn sie nicht im Gefängnis verrotten würde, hätten sie sicherlich eine Menge blonder Meisterkriminelle bekommen." Conner biss die Zähne fest aufeinander. Es tat verdammt weh. Bis Aimee kam hatte er nie über Kinder nachgedacht, und jetzt .. jetzt fühlte er sich als hätte man ihm nicht nur seines Herzens und der Frau, die er liebte sondern auch seiner noch nicht existenten Nachkommen beraubt. Es wären sicherlich schöne Kinder gewesen.

„Ich verstehe es nicht, Conner. Ich meine, wieso verbringt sie jede freie Minute mit dir in den letzten drei Wochen, wenn sie doch einen Mann hat?"

„Weil Kriminelle das nunmal so machen."

„Wieso erzählt sie dir so viele private Dinge, wenn du nur ein Mittel zum Zweck bist?"

„Weil Kriminelle das nunmal so machen."

„Aber es ist doch total aufwendig, sich das alles ausdenken. Mehrere Banküberfälle und das abschließende Verschwinden geht doch sicherlich auf einem einfacheren Weg."

Bleib doch wo der Pfeffer wächst, Arschloch!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt