62. Kapitel

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„Das ist erbärmlich, Conner." Blake, Lysan und Leigh standen in seinem Wohnzimmer und betrachteten ihn missbilligend. Conner lag noch immer in den Sachen des Vortages gekleidet auf dem Sofa und leerte die Bierflasche mit einem Zug. Die leere Flasche landete polternd auf dem Fußboden und stieß klirrend mit den Anderen zusammen. „Verpisst euch! Ich will euch nicht sehen."

Leigh überkreuzte die Arme vor der Brust. „Redet man so mit seiner jüngeren Schwester?"

„Warte unten im Auto auf uns, Leigh. Wir regeln das. Du solltest dir das nicht ansehen." Blake trat ein paar leere Bierflaschen aus dem Weg und kam langsam näher. Stöhnend setzte sich Conner auf. Sein Schädel brummte, ihm war schlecht und es roch bestialisch. Er hatte keinen Zweifel daran, dass er es war, der einen solchen strengen Duft absonderte. Doch es war ihm egal. Alles war egal. Was war jetzt noch wichtig? Er hatte alles versaut. Er verdiente den Schmerz, die Trauer und die Wut, die ihn seit Tagen quälten. Er hatte Scheiße gebaut. Jetzt musste er dafür büßen und damit leben. Irgendwann würde es besser werden. Irgendwann würde es nicht mehr schmerzen. Irgendwann wäre alles vergessen. Und bis dahin würde er seinen Frust in Bier ertränken. „Ich gehe nirgendwohin."

„Gott, du stinkst wie eine Schnapsbrennerei."

Conner zuckte mit den Schultern. „Der Alkohol verlässt mich nicht. Er hilft mir."

„Er redet wirres Zeug", stellte Leigh fest und erntete einen mahnenden Blick von Lysan. „Was denn? Der Alkohol kann ihn nicht nicht verlassen. Er ist keine Konstante im Leben."

„Der Alkohol ist mein bester und einziger Freund."

Blindlings griff er nach der offenen Weinflasche auf dem Tisch. Das würde seine Kopfschmerzen lindern. Seine Hand stieß gegen die Flasche, schob sie über die Tischkante. Die Flasche landete auf dem Teppich. Der Inhalt ergoss sich auf dem weissen, flauschigen Stoff. „Nein. Nicht der Teppich. Nicht der Teppich." Conner glitt von der Couch, krabbelte um den Tisch herum und versuchte die dunkelrote Flüssigkeit auf zu tupfen.

„Der ist ruiniert, Conner." Eine Hand legte sich auf seine Schulter, aber Conner schlug sie weg. Die Welt um ihn herum begann sich zu drehen. Er riss sich das Hemd vom Körper und versuchte verzweifelt die Flüssigkeit aus dem Teppich zu bekommen. „Nicht dieser Teppich. An diesem Teppich hängen so viele Erinnerungen."

Der rote Fleck wurde immer größer. Das durfte doch nicht wahr sein. „Erst die Frau und jetzt auch noch unser Teppich .. Wieso mache ich nur alles kaputt?"

„Will ich wissen, in welcher besonderen Verbindung der Teppich, Conner und Aimee stehen? Findet das noch jemand seltsam?"

„Leigh!", zischte Blake. Conner streckte sich auf dem Boden aus und umklammerte den Stoff. „Mein armer, armer Teppich."

„Weint er da etwa?"

„Pack das Handy wieder weg, Leigh!", rief Blake, der immer wütender wurde. „Auf. Gar. Keinen. Fall. Das zeige ich irgendwann meinen Neffen und Nichten!"

„Hilf mir, Lysan." Jemand riss ihm den Stoff aus den Händen. „Ey, was soll das? Gebt mir .."

„Halt die Klappe, du Idiot", schimpfte Blake und packte ihn grob unter den Achseln. Seine Beine wurden ebenfalls angehoben und er wurde aus dem Wohnzimmer getragen. Dabei stieß er mit dem Kopf gegen den Türrahmen und fluchte. Nur verschwommen nahm er war, dass Leigh ihm ihr Handy direkt ins Gesicht hielt. Er knurrte, was seine hinterhältige Schwestern zufrieden glucksen ließ. „Und abgeschickt."

„Wieso genau haben wir sie mitgenommen?", hörte er Lysan vor sich fragen. Gekonnt stieß er mit dem Fuß die Tür zu seinem Badezimmer auf. „Ich wusste nicht, dass sie im Auto war. Sie ist einfach reingeklettert."

Bleib doch wo der Pfeffer wächst, Arschloch!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt