7. Kapitel

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„Aimee Farrell, du bist ein verdammtes Genie!" Zufrieden lehnte Aimee sich auf dem ausgesessenen Bürostuhl zurück und begutachtete ihr Werk. In Windeseile hatte sie den ersten Punkte ihrer To-Do-Liste, die sie gemeinsam mit Nadja vor ihrem Aufbruch entworfen hatte, abgearbeitet. Das war ihre erster Streich und sie musste sich bemühen sich nicht selbst für ihre glänzende Einarbeitung zu loben. Man musste schon ganz genau hinschauen, um ihren kleinen Pitbull zu entdecken. Sie hatte die winzige Programmierung mit viel Fingerspitzengefühl auf der ersten Ebene versteckt. Er war quasi ein Muttermal auf der Epidermis des Netzwerks und fiel in Mitten des langen Quelltext mit den unzähligen Verweisen und Definitionen gar nicht auf. Ihre letzte Programmierung lag zwar Monate, wenn nicht sogar Jahre zurück und es war nicht leicht gewesen, aber sie hatte es geschafft und ihren Pitbull mit einer Reihe clever Funktionen ausgerüstet, bei der jeder Profiprogrammierer neidisch werden würde.
Mit fiel Feingefühl hatte sie ihrem Pitbull den Befehl erteilt, sich bei der kleinsten, weiteren Bewegung am Quelltext an der Wade des Eindringlings festzubeißen und ihn bis zu seinem Internetanschluss zu verfolgen, während er im selben Augenblick einen Alarm auslöste. Sie hoffte, dass sie den Alarm sofort bemerkte und ihrem Pitbull zügig zur Hilfe kommen konnte. Sie musste damit rechnen, dass der Häcker auf der anderen Seite kein Laie war und ihren Pitbull entdeckte. Damit hatte sie zur Ortung der Zielperson nur begrenzt Zeit. Sie musste also schnell und sehr geschickt sein, um ihn binnen weniger Minuten ausfindig zu machen.

Aimee atmete tief durch. Ihr Pitbull stand bereit und sie konnte nur hoffen, dass die Täter im richtigen Moment eindrangen und sie in diesem Augenblick nicht anderweitig verhindert war.

Ein letztes Mal überflog Aimee die Befehle und nickte. Wenn alles nach Plan lief, würde ihr Pitbull ihnen eine Menge Arbeit ersparen und die ganze Sache wäre beendet, bevor es wirklich hatte ernst werden können.

Erschöpft strich sie sich mit einer Hand durch das Haar. Ihr Magen knurrte laut und erinnerte sie daran, dass sie heute noch nichts gegessen hatte. Es war bereits kurz nach zwölf. Und nach ihrer Auseinandersetzung mit Phoenix am Morgen hatten sie keine Zeit zum frühstücken gehabt. „Dienstags ist Donuttag. Sicherlich sitzen alle gerade glückselig in ihren Boxen und essen ihre leckeren Gebäckstücke. Und ich .. Ich sitze in dieser kleinen, scheußlichen Abstellkammer und habe die Anweisung mich draußen nicht blicken zu lassen."

Wütend sprang sie auf und trat an die Fensterscheibe. Immer mehr Mitarbeiter verließen die Bank und die Lobby leerte sich. Abgesehen von zwei Mitarbeiterinnern und ein paar Rentnern war kaum jemand zu sehen. Wenn sie jetzt eine Gruppe Bänker anschloss, könnte sie unerkannt das Gebäude verlassen und ihre Bedürfnisse stillen. Allerdings hatte sie keine Ahnung wie sie genauso unentdeckt in ihr Kämmerchen zurückkehren konnte. Und außerdem war Phoenix seit heute morgen nicht wieder aufgetaucht. Was bedeutete, dass es die Wahrscheinlich das er in näherer Zukunft hier auftauchte sehr hoch war. Wobei was interessierte sie Phoenix? Dieser Mistkerl konnte sich zum Teufel scheren.

Ihr Magen knurrte erneut. Diesmal jedoch lauter.

Es hatte keinen Zweck. Aimee musste etwas Essen. Und zur Toilette musste sie auch. Sie presste fest die Beine zusammen, schnappte sich ihre Handtasche und machte sich auf dem Weg zur Tür. In diesem Zustand war es ihr unmöglich die restlichen Stunden hier zu verbringen und produktiv zu sein.

Bevor sie die Hand auf den Türknauf legen konnte, wurde dieser nach unten gedrückt und die Tür schwang auf.

Erschrocken sprang Aimee einen Schritt zurück und sah Phoenix aus großen Augen an. Seine dunklen Augen funkelten sie angriffslustig an, während er die Tür leise hinter sich schloss und sich mit dem Rücken dagegen lehnte. „Was denken Sie, was Sie jetzt tun werden?"

Perplex starrte Aimee ihn an. „Was?"

„Sie halten Ihre Tasche in der Hand und stehen nur wenige Meter von der Tür entfernt. Sie hatten doch wohl nicht vor Ihre Räumlichkeit zu verlassen."

Bleib doch wo der Pfeffer wächst, Arschloch!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt