4. Kapitel

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Der Kerl war eindeutig noch ihr Tod. Aimee umfasste fest den Griff der Tür. Ihre Knöchel traten bereits weiß hervor und ihre Knie zitterten. Sie hatte ihre Augen geschlossen und wagte es nicht, vor sich aus dem Auto zu schauen.
Sie musste auch nicht hinsehen, um zu bemerken, dass Phoenix in diesem Augenblick erneut fest auf das Gaspedal trat und der SUV mit einem lauten Aufheulen des Motors beschleunigte. Erneut wurde sie abrupt nach rechts geworfen, dann wieder links, rechts, links.

Ihr wurde übel und in ihrem Kopf drehte sich alles, während sie mit der zweiten Hand ebenfalls nach dem Türhalterung griff. „Mir ist schlecht, richtig schlecht", murmelte Aimee, während sie gegen ihren rebellierenden Magen kämpfte.

„Sie übergeben sich nicht in mein Auto", knurrte Phoenix und fuhr weiterhin Schlangenlinien um die anderen Autos auf dem Highway.

„Dann hören Sie auf wie ein Irrer zu fahren! Sie sind doch nicht mehr ganz dicht."

„Wenn Sie nicht getrödelt hätten, dann müsste ich mich jetzt nicht beeilen."

Widerwillig löste Aimee eine Hand von dem Griff und legte sie über ihren Mund. Sie spürte wie ihr Mageninhalt sich allmählich aus dem Magen heraus kämpfte. „Ich glaube, ich muss mich gleich übergeben."

Sie hickste auf und presste schnell die zweite Hand auf ihren Mund, als sie das drückende Gefühl nicht länger im Zaum halten konnte und sie das erste bisschen Mageninhalt in ihrem Mund schmeckte.

„Scheiße", fluchte Phoenix und verlangsamte sofort.

Phoenix stoppte das Fahrzeug und hielt auf dem Seitenstreifen. Sobald das Fahrzeug stand, löste Aimee den Gurt und sprang aus dem Fahrzeug zur Leitplanke. Mit einer Hand hielt sie ihre Haare am Hinterkopf fest, während sie sich mit der anderen Hand auf der Leitplanke abstürzte und jeglichen Widerstand aufgab.

Angewidert wand sie ihren Blick von dem Erbrochenen ab und strich sich mit einer Hand ein paar nasse Strähnen aus dem Gesicht. Ihr war schlecht und ihre Umgebung drehte sich.

Sie waren gerade einmal eine Dreiviertelstunde unterwegs und diese Autofahrt hatte sich wie die Fahrt in die Hölle angefühlt. Phoenix Fahrweise war eine Kombination aus dem freien Fall und einer Achterbahnfahrt, bei der man kopfüber Loopings flog. Aimee hatte immer angenommen, dass niemand schlechter Fahren konnte als die dicke Berta, die sie als Teenie zur High School gefahren hatte. Doch Phoenix hatte sie soeben eines Besseren belehrt.

Erneut krampfte sich ihr Magen zusammen und Aimee lehnte sich über die Leitplanke. Scheiße. Das war schlimmer als diese Unterleibskrämpfe, die sie während ihre Periode quälten gepaart mit dem Kater, nach einer durchzechten, alkoholintensiven Nacht mit Nadja in einem der Clubs.

Mit geschlossenen Augen richtete sich Nadja auf und hielt sich an der Leitplanke fest, während sie tief durchatmete.

Das war die Hölle.

**

Conner machte einen Satz nach vorne, als die Frau wankte und dann in sich zusammen sackte. Seinen guten Reflexen sei Dank hatte er sie gepackt, bevor sie mit dem Asphalt kollidierte.

Wütend presste er die Zähne zusammen, schob einen Arm unter ihre Beine und hob sie hoch, während er sie zurück zum Fahrzeug trug. Na wunderbar, das hatte ihm gerade noch gefehlt. Sie waren nicht einmal eine Stunde unterwegs und diese närrische Analystin wurde schon auf der Anfahrt schwach.

Das war noch lächerlicher als der Bibliothekar, mit dem er vor knapp einem Jahr an einem Fall von illegalen Waffenhandel gearbeitet hatte. Vierundzwanzig Stunden nach Beginn ihrer Ermittlung hatte er sich beim Anblick einer Waffe eingenässt. Dabei hatte es sich bei der Waffe nur um eine Spielzeugpistole für Kinder gehandelt. Angeekelt verzog Conner bei der Erinnerung das Gesicht. Es war ein warmer Sommerabend gewesen und der Gestank des Urins hatte ihn noch Stunden später verfolgt. Damals hatte er gedacht, dass das der wohl lächerlichste Moment seiner Karriere gewesen war, aber diese jämmerliche Frau hatte ihn heute eines Besseren belehrt.

Bleib doch wo der Pfeffer wächst, Arschloch!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt