3 Malfoys Freundin

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Sie konnte nicht glauben, dass sie gerade eingewilligt hatte Malfoys Freundin zu werden, als sie das Klassenzimmer verließ. „Spiel einfach mit und versuch dich halbwegs natürlich zu verhalten", flüsterte er ihr zu. Halbwegs natürlich? Was daran, dass sie Malfoys Freundin war, war halbwegs natürlich? Sie zuckte zusammen, als sie seinen Arm spürte, der sich um ihre Schultern legte.

Dann biss sie die Zähne aufeinander und so gingen sie durch die Flure. Nicht wenige drehten sich nach ihnen um. Ein Flüstern begleitete sie überall hin, das wenn sie größere Gruppen passierten, zu einem Raunen anschwoll.

So ging er an ihrer Seite zu Verwandlungen, betrat das Klassenzimmer aber nicht mit ihr. Er verabschiedete sich kurz mit den Worten: „Wir sehen uns bei Pflege magischer Geschöpfe". Alle Anderen waren schon drinnen, so dass weder Ron noch Harry von ihrer seltsamen Begleitung Notiz nehmen konnten. Da Pflege magischer Geschöpfe direkt nach Verwandlungen kam, glaubte sie, dass ein boshaftes Funkeln in Malfoys Augen spielte, weil er sich darauf freute, es Ron und Harry persönlich unter die Nase zu reiben. Es war auch für sie die beste Lösung. Ihr Magen knurrte, als sie das Klassenzimmer betrat.

Wann hatte sie noch das letzte Mal so lange nichts gegessen? Ihre letzte Mahlzeit war über 24 Stunden her und da war sie nach dem FDH-Prinzip vorgegangen – Friss Die Hälfte. Inzwischen bereute sie es.

Sie entschuldigte sich kurz bei Professor McGonagall, die sie wegen ihrer Verspätung etwas verwirrt betrachtete, es jedoch ohne Kommentar durchgehen ließ. Ron und Harry ignorierten sie immer noch und so versuchte sie, angestrengt, dem Unterricht zu folgen, was ihr mehr oder weniger gut gelang. Erst im Praxisteil spürte sie, wie sehr der Nahrungsmittelentzug an ihr nagte. Sie war zwar immer noch besser, als die Meisten, da sie einfach mehr in ihrer Freizeit übte, aber trotzdem blieb sie hinter ihren sonstigen Leistungen zurück.

Professor McGonagall musterte sie scharf, zog ihre Lippen zusammen und kommentierte ihre Arbeit nicht weiter. Sonst war diese Stunde immer diejenige, in der sie Extrapunkte für Gryffindor holte. Heute ganz offensichtlich nicht. Wie sollte es auch anders sein.

Glücklicherweise fiel es sonst niemandem auf, dass sie hinter ihren Leistungen zurückblieb.

Nach der Stunde packte sie schweigend ihre Sachen zusammen. McGonagall kam auf sie zu.

„Ist mit ihnen alles in Ordnung Miss Granger?", fragte sie. Hermione nickte stumm und flüchtete vor dem strengen Blick der Lehrerin.

Die nächste Stunde war, wie von Malfoy angedroht, Pflege magischer Geschöpfe. Sie hatte es am Ende doch nicht übers Herz gebracht, Hagrid auch dieses Jahr im Stich zu lassen. Schließlich konnte sie auch Ron und Harry überzeugen, dieses Wahlfach doch noch einmal zu belegen. Aber auch andere hatten sich erneut für die Stunden entschieden. Warum ausgerechnet Malfoy, der Geschöpfe aller Art zu verachten schien, sich weiter um Tierwesen kümmern wollten, verstand sie nicht.

Da sie schon bei dem Gedanken war, was wäre Malfoys nächster Schritt? Ihr wurde schlecht, wenn sie nur daran dachte. Leider war sie sich sicher, dass er die nächste Stunde dafür nutzen würde.

Beklommen schlich sie hinter den anderen Schülern her, die noch nicht ahnten, was für eine Überraschung auf sie wartete.

Malfoy war bereits bei Hagrid, der geduldig auf die letzten Schüler wartete. Hermiones Magen drehte sich um, als sie die Besen sah, die in sauberen Reihen vor Hagrids Hütte standen. Es ließ keine Zweifel daran, dass es heute hoch in die Lüfte gehen würde. Wenn ein Besen eine wirkliche Hexe ausmachte, wie Madame Hooch einmal in ihrem Unterricht verkündet hatte, war sie wohl keine.

„Humm...", murmelte Hagrid laut in seinen Bart hinein, „da seid ihr ja endlich. Heute habe ich eine wirklich schöne Aufgabe für euch gefunden, richtig schön, ja, die euch gefallen wird." Die Klasse sog synchron die Luft ein. Was Hagrid als 'schön' oder 'spannend' bezeichnete, war oftmals lebensgefährlich.

Der Halbriese grinste und hob den übergroßen Besen in seinen Händen. „In der Nähe des Schlosses hat sich eine kleine Kolonie Schnatzer angesiedelt. Leider reißen immer wieder Katzen der Schüler aus, um diese vom Aussterben bedrohten Vögel zu jagen." Beinahe wie durch Zufall begegnete sein Blick Hermiones für eine Sekunde. Warum hackten eigentlich alle immer auf Krummbein herum? „Deswegen wollen wir heute die Vögelchen in einen neuen Bereich des verbotenen Waldes umsiedeln. Eure Aufgabe für diese Stunde ist, die kleinen Piepmatze einzufangen."

Stille, dann lautes Jubeln. Jeder schien sich auf die Aufgabe zu freuen, außer Hermione.

„Immer ruhig, immer ruhig", versuchte Hagrid die Schüler zu beschwichtigen, war aber sichtlich erfreut, dass er endlich etwas gefunden hatte, das seiner Klasse gefiel. „Bildet zuerst einmal Zweiergruppen."

Ron und Harry stellten sich sofort zusammen. Hermione war wie immer das dritte Rad am Wagen. Dann kam Malfoy auf sie zu. Ron fixierte ihn sofort mit den Augen. „Was willst du hier, Todesser?", zischte er dem Slytherin an. Dieser begegnete Ron mit einem überlegenen Grinsen. „Muss ich jetzt schon über jeden Schritt den ich mache Bericht erstatten? Darf ich dich daran erinnern, dass das Zaubereigericht mich freigesprochen hat? Aber damit du zufrieden bist: Ich will mit meiner Freundin ein Team bilden!"

„Wer würde denn bitte dich als Freund haben wollen?", wollte Ron in einem spöttischen Tonfall wissen. Als Malfoy besitzergreifend einen Arm um Hermiones Schultern legte, sog er jedoch scharf die Luft ein. Hermione schloss ihre Augen. Sie konnte den vorwurfsvollen Blicken ihrer Freunde nicht begegnen.

„Hermione!", keuchte Ron. Aber auch Harry schien die Fassung zu verlieren. „Sag, dass das nicht wahr ist!" Ein Kloß, groß wie ein Ochsenfrosch steckte in ihrer Kehle.

Glücklicherweise übernahm Malfoy für sie das sprechen. „Es ist wahr. Ich habe sie heute nach der Zaubertrankstunde gefragt und sie hat eingewilligt."

Sie spürte Malfoys trockene Lippen auf ihrer Stirn. Ihr wurde noch schlechter bei dem Gedanken, dass sein Mund sie berührte. Es war immer noch Malfoy! Sie öffnete ihre Augen auch nicht, als er sie von ihren Freunden wegzog.

„Hermione das ist nicht dein Ernst!", rief Ron ihr nach, „komm sofort zurück."

Sie konnte spüren, wie Malfoy sich umwandte. „Was denn Wiesel? Glaubst du, jeder hat einen so schlechten Geschmack wie du? Tipp: Schleck einfach weiter an deinem Knochen herum, wie du es sonst auch immer tust, und lass uns in Ruhe."

Es war eine dumme Idee gewesen. Eine unsichtbare Kraft zog sie zurück zu ihren Freunden, zerriss sie, als er sie mit sich fortführte. „Malfoy", flüsterte sie. „Draco" korrigierte er sie, „du bist jetzt meine Freundin, du solltest mich Draco nennen."

Es war genau so laut, dass ihre Freunde die sanft gesprochenen Worte hören mussten. Sie schwieg und ihre Seele wurde weiter zerrissen.

Er löste sich von ihr. Etwas berührte sie vorsichtig in ihrem Gesicht. Sie blickte auf. Malfoys Finger lagen auf ihrer Wange. Er wirkte... besorgt. Was war er doch für ein grandioser Schauspieler.

„Alles in Ordnung?", fragte er, seine Stimme ruhig und gefasst. Alles das, was sie nicht war.
„Nein", krächzte sie und versuchte ihren Kopf zu drehen, um Ron und Harry zu sehen. Doch Malfoy hielt sie davon ab. „Schau mich an", flüsterte er, „die beiden sehen nicht glücklich aus. Ich wette, Ron ist bereits jetzt eifersüchtig." Er grinste sie überlegen an.

„Dann können wir das Ganze ja beenden!" Sie versuchte Malfoy bei diesen Worten wegzudrücken, aber er bewegte sich keinen Zentimeter von ihr weg.

„Nein", der Ton seiner Stimme war plötzlich kalt wie Eis, „bisher habe nur ich etwas für dich getan, wo ist dein Teil der Abmachung? Und wenn du jetzt zu den beiden zurückläufst, kannst du morgen das Wiesel wieder beobachten, wie es vor dem ersten Unterricht an seinem Knochen herum nagt. Du musst ihm zeigen, dass du mehr Wert bist. Je länger wir dieses Schauspiel aufrecht erhalten, desto mehr wird er merken, was er verloren hat."

Sie wollte nicht auf Malfoy hören. Aber der Gedanke, wie Ron Susan Bones küsste, war ebenso unerträglich. Und so blieb sie an Malfoys Seite, so sehr sie seine Nähe auch anwiderte.


Die WinWin Situation (Dramione)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt