Als der Wecker sie am nächsten Morgen weckte, kam nur ein Stöhnen aus Harrys Schlafzimmer. Er musste selbst wissen, wann er aufstehen musste. In Windeseile machte sich Hermione fertig. Vielleicht war das Kind noch nicht komplett in den Kessel gefallen. Sie wollte retten, was zu retten war.
Als sie das Porträt öffnete, erwartete sie gähnende Leere. Dort wo der blonde Slytherin bisher fast jeden Tag auf sie gewartet hatte, stand einfach niemand. Irgendwie hatte sie erwartet... oder vielmehr gehofft, dass diese Routine immer noch in seinem Tagesablauf enthalten wäre. Wie viel früher hatte er aufstehen müssen, dass er hier bereits auf sie warten konnte?
Sie wagte es nicht, beim Frühstück sich an den Slytherintisch zu setzen, und so endete sie neben Ron.
„Was? Gar kein Begrüßungskuss", fing dieser schon in aller Früh an zu motzen. „Susan hat mich jeden Morgen zur Begrüßung geküsst." Hermione verdrehte die Augen und drückte ein Küsschen auf Rons Wange, das ihn nicht zufriedenzustellen schien, aber zumindest ruhig stellte. „Ist nicht so, dass nur dein morgendlicher Ablauf gestört ist", grummelte sie.
„Ach, was hat denn bei dir nicht gepasst?", fragte Ron gedehnt. Sie ging auf den Spott in seiner Stimme nicht ein.
„Draco hat immer vor dem Porträt auf mich gewartet. Heute war er nicht da...", ihre Stimme hatte wieder sämtlichen Klang verloren und wirkte künstlich.
Ron stöhnte laut auf. „Dann werde ich morgen eben früher aufstehen, um dich abzupassen, bevor dieses Frettchen auf die Idee kommt, dass er es da noch einmal probieren könnte."
Das riss nun Hermione aus ihren Tagträumen. „Bitte was?", fragte sie, da sie komplett den Bezug verloren hatte.
„Er wird sich nicht an die Abmachung halten. Er ist kein Gentleman. Natürlich wird er versuchen, dich mir wieder wegzunehmen, aber das lasse ich nicht zu." Und mit diesen Worten umschlang Ron sie mit seinen Armen, um sie zu küssen. Sie wich dem Kuss aus.
„Verdammt Hermione, sei nicht so verklemmt. Du bist meine Freundin!", kam es nun von Ron.
„Lass mich raten, Bones war nie so verklemmt, nicht war?", giftete sie ihn an.
„Nein, war sie nicht, und du mit dem Frettchen auch nicht", das stimmte bedingt. Aber sie könnte Ron nicht sagen, dass alles nur gespielt gewesen war, zwischen Draco und ihr. Draco war ein so verdammt guter Schauspieler.
Sie erinnerte sich plötzlich daran, dass Draco sie gewarnt hatte, wenn sie es zu weit trieben, könnten sie beide es am Ende glauben. Hätte sie doch nur auf ihn gehört. Jetzt war das Kind sprichwörtlich in den Kessel gefallen. Sie warf einen sehnsuchtsvollen Blick in Richtung Slytherintisch. Draco war nicht da. Sie hoffte, dass er sich nicht immer noch vom Vortag erholen musste.
Sie hoffte, dass es nur Sorge um einen Freund war, die sie umtrieb, nicht Liebe. Das, was sie für Draco empfand, war so anders, als ihre Gefühle für Ron. Aber so seltsam es auch war, sie waren nicht um so viel geringer, als sie hätten sein müssen. Mit Ron hatte sie so viel Zeit verbracht und so viel zusammen mit ihm durchgemacht.
Bei Draco war es eher das Gegenteil, dachte sie und lächelte in sich hinein. Sie hatte so viel gerade wegen ihm durchgemacht. Nein, sie hatte die Hänseleien und kleinen Gehässigkeiten ihrer Kindheit nicht vergessen. Aber er war so anders geworden, so rücksichtsvoll... so sanft.
„Magst du Kirschmarmelade?", wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.
„Nein, da ist zu viel Zucker drin, das ist schlecht für die Zähne", antwortete sie Ron.
„Schade, Susan hat immer Kirschmarmelade gegessen... ihre Küsse waren nach dem Frühstück immer so süß...", fing er an zu schwärmen. Hermione biss entnervt in das Ei, das sie gerade geschält und gesalzen hatte und verzog prompt das Gesicht. Sie hatte es unglaublich versalzen. Ron würde wohl keinen süßen Kuss bekommen, dachte sie verbittert.
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Die WinWin Situation (Dramione)
RomanceWill man einen Plan für eine gute Intrige spinnen, fragt man am Besten einen Slytherin. Doch in dieser speziellen Situation, ist es der Slytherin, der einer Gryffindor anbietet Teil einer Intrige zu werden, natürlich nicht ganz selbstlos. Aber Pläne...