„KIKERIKIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII", schallte es laut. Hermione riss ihre Augen auf und starrte in eine erkaltete Feuerstelle.
„KIKERIKIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII", grölte es unerbittlich, während aus Harrys Zimmer ein lautes Fluchen ertönte.
„KIKERIKIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!" Ein noch zerzausterer Harry als normal, kam aus seinem Zimmer. „Stell es ab!", rief er gegen den nächsten Weckruf an.
Sie griff nach ihrem Zauberstab und nach einem kleinen Schwingen war das Gekrächze bereits vorbei.
„Ich könnte schwören, dass du ganz Hogwarts damit aufweckst!", murrte er.
Hermione grinste in sich hinein. Nein, tat sie nicht. Sie hatte den Lärm auf die Räumlichkeiten der Schulsprecher reguliert, so dass es nur Harry und sie weckte. Er musste es nur nicht unbedingt wissen, dass das möglich war. Es war gut, dass auch er dadurch immer rechtzeitig aufstand. Sie streckte sich und gähnte ausgiebig. Gestern war sie doch tatsächlich direkt vor dem Feuer eingeschlafen.
„Ich geh als Erster ins Bad", murrte Harry ihr entgegen. Sie grinste. Es würde nicht lange dauern, bis ihr bester Freund mit seiner Katzenwäsche fertig war.
So, ließ sie noch einmal ein paar der gestrigen Begebenheiten, vor ihrem inneren Auge Revue passieren.
Sie war nicht einmal bei der Hälfte angekommen, als Harry bereits wieder aus dem Bad kam. Sie lächelte und betrat es nach ihm. Zugegeben, die Unterbringung der Schulsprecher war manchmal doch etwas besser, als die der anderen Schüler. Inzwischen hatte Hermione gelernt, dass es immer eine Mischung aus den beliebtesten und besten Schülern war, denen diese Ehre zuteilwürde. Diese hatten offensichtlich auch schon immer einen größeren Hang zu verbotenen Experimenten gehabt. Deshalb hieß es für sie, jeden Morgen die Wasserspeier zurück an ihren Platz zu treiben, bevor sie die Dusche genießen konnte. Seufzend entspannte sie, nach einer kleinen Hetzjagd, ihre Glieder unter dem warmen Nass, bevor sie sich schließlich für den Unterricht herrichtete.
Noch bevor sie die Schulsprecherräume durch das Porträt verließ, hörte sie ein Knurren. Harry war schneller gewesen. Diese 'nonverbale Konversation' die er nun mit Malfoy betrieb zeigte, dass nicht alles so rosig war, wie er es für sie, am Vortag hatte aussehen lassen.
Kaum hatten die beiden sie entdeckt, veränderte sich Malfoys Gesicht schlagartig. Während er noch Sekunden zuvor ausgesehen hatte wie ein Dobermann, kurz vor einem Angriff, kam er nun mit großen Schritten auf sie zu. In seinem Gesicht war keine Spur der vorangegangenen Aggression zu sehen. Harrys zusammengekniffene Augen fixierten ihn dabei, wie einen Schnatz. Malfoy strich eine ihrer Strähnen zur Seite und gab ihr ein beinahe keusches Küsschen auf die Wange. Sie musste an sich halten, um nicht das Gesicht zu verziehen.
„Hast du gut geschlafen?", fragte er sie nun. Hermione seufzte innerlich auf.
„Ja, danke", log sie schließlich. Sie würde ihm nicht gestehen, dass sie den ganzen letzten Abend damit verbracht hatte, in das Kaminfeuer zu starren, bis sie endlich vor Erschöpfung eingeschlafen war.
Harry drehte sich auf dem Absatz um und rauschte davon, während Malfoy ihm nur ein überhebliches Grinsen hinterherwarf. „Weißt du, was er mir alles angedroht hat, wenn ich dir das Herz breche?", gluckste er schließlich. Hermione starrte Malfoy an. „Wie bitte?"
Dieser zwinkerte ihr nur verschwörerisch zu. „Ich sperre dich persönlich in eine Zelle in Azkaban und werfe den Schlüssel anschließend weg", äffte er Harry nach. Hermione konnte nur die Augen verdrehen. „Wenn du diese ganze Sache wirklich durchziehen willst, musst du zumindest einen vorübergehenden Waffenstillstand mit meinen Freunden schließen." Selbst in ihren Ohren klangen diese Worte hohl. „Ich mit ihnen oder sie mit mir?", fauchte Malfoy sie an. „Du benimmst dich unmöglich", fuhr sie fort, während sie an ihm vorbeiging.
„Ich benehme mich unmöglich?", fragte Malfoy sie empört. Überrascht drehte sie sich um, als er ihr nicht nachkam. „Ja?", bemerkte er das denn nicht? Kurz glaubte sie, verletzten Unglauben auf seinem Gesicht wahrzunehmen. Doch nur einen Moment später, hätte sie sich schelten können, je etwas anderes als den arroganten Reinblüter, in ihm zu sehen. „Ich werde mich bemühen, deinen Ansprüchen gerecht zu werden", warf er ihr mit einem solch zynischen Lächeln entgegen, dass sich ihr der Magen umdrehte, wenn sie sich überlegte, was er wohl alles anstellen könne.
Sie gingen zusammen Frühstücken. Schweigend saßen sie nebeneinander am Tisch der Slytherins. Hermione brachte es immer noch nicht fertig, sich Ron direkt zu stellen. Auch die anderen Schüler um sie herum wurden merklich leiser, als sie sich mit an den Tisch setzte. Dies war einfach der Tisch, zu dem sie am wenigsten gehörte. Das konnte man nicht abstreiten.
Auch mit Malfoy schien kaum jemand zu reden. Die Stille war beinahe vorwurfsvoll. Insgeheim fragte sie sich, ob sie ihn dafür verantwortlich machten, dass sie nun hier saß. Nun ja, irgendwie war er das ja auch.
Nach dem Essen begleitete er sie noch in Richtung des Klassenzimmers für Verwandlungen.
Ein roter Schopf flog auf sie zu. Ginny....
Die kleine Hexe zog Hermiones linkes Augenlid mit Daumen und Zeigefinger auseinander. „Schau nach oben", befahl sie streng. Überrumpelt tat Hermione, was ihre Freundin sagte.
„Der Imperius ist es nicht", murmelte Ginny kurz darauf vollkommen nüchtern.
„Was hältst du von mir", ging Malfoy unwirsch dazwischen. „Nichts, was du nicht verdient hättest!", warf ihm Ginny entgegen. Hermione konnte sehen, wie Malfoy seine Zähne zusammenbiss, jedoch nichts darauf erwiderte.
„Ist schon gut Gin", versuchte Hermione ihre Freundin zu beruhigen.
„Sag mir einfach, dass es nicht wahr ist, du gehst nicht mit ihm aus, nicht mit dem Frettchen", bettelte Ginny Hermione beinahe an. Diese wollte ihr antworten, doch wusste sie keine Worte, mit denen sie es begründen konnte. Schließlich schob sich Malfoy zwischen sie. „Es ist wahr Wieslette, besser du findest dich früher damit ab, als später", meinte er jovial zu ihr.
Hermione zog ihn zurück. „Du sollst sie nicht beleidigen", fuhr sie ihn an. Malfoy hob nur eine Augenbraue. „Du bist meine Freundin, vergiss das nicht. Du solltest auf meiner Seite stehen, wenn MICH jemand beleidigt." Sie sah ihm trotzig entgegen. Dann sah sie, wie er nach ihrem Kinn griff und sich ungelenk ihren Lippen näherte. Hinter ihr wurde ein Raunen laut. Sie glaubte, Rons Stimme darin herauszuhören. Doch als sie sich umdrehen wollte, hielt Malfoy sie fest.
Sie versuchte dennoch, in Richtung Ron zu schielen. „Hermione." Sie folgte der Stimme und sah Malfoy an. „Schau mir beim Küssen immer in die Augen." Graue kalte Augen musterten sie. Dann senkten sich seine Lippen auf die ihren. Es war sanft und doch nur Schauspiel. Sie wussten es beide. Als sie sich trennten, flüsterte ihr Malfoy noch zu: „Dein Wiesel glüht vor Eifersucht."
Dann verließ er den Raum. Verwandlungen hatten sie mit den Ravenclaws.
„Ernsthaft Hermione? Mit Malfoy?", fragte Ginny, immer noch entsetzt von dem Kuss, bevor sie das Klassenzimmer verließ und zu ihrem nächsten Kurs eilte.
Übrig blieb Ron. Er redete nicht weiter mit ihr und als sie sich mittags an den Gryffindortisch setzte, tönte er laut: „Was tust du hier, du elendige Verräterin? Warum isst du nicht bei den Schlangen? Du fraternisierst doch sowieso mit dem Feind."
Hermione spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie erkannte nicht, wer versuchte sie zu trösten und wer Ron vom Tisch wegzog. Dieser verdammte Plan war zum Scheitern verurteilt.
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Die WinWin Situation (Dramione)
RomanceWill man einen Plan für eine gute Intrige spinnen, fragt man am Besten einen Slytherin. Doch in dieser speziellen Situation, ist es der Slytherin, der einer Gryffindor anbietet Teil einer Intrige zu werden, natürlich nicht ganz selbstlos. Aber Pläne...