„Nott, warum tust du das?", wollte Hermione wissen. Ihre Hände verkrampften sich erneut um die kalten Gitterstäbe. Nie hätte sie gedacht, dass der Raum der Wünsche auch solch einen Raum haben konnte. Nott hatte sie in einem großen Käfig eingeschlossen. Es stank bestialisch. Was immer hier vorher gelebt hatte, es war definitiv karnivor gewesen – zumindest ließen die vielen abgenagten Knochen darauf schließen. Komische klebrige Seile, deren Berührung sie erschaudern ließen, hingen von der Decke. Was für ein Tier...
Nott lachte nur schäbig. „Diese Information hilft dir verdammt wenig in deiner aktuellen Situation."
Sie betrachtete ihn. Seine schwarzen strähnigen Haare und die schäbige dunkle Kleidung standen im strengen Kontrast zu seiner blassen Haut. Die etwas zu große Nase stach aus seinem Gesicht geradezu hervor und wäre er nicht so mager gewesen, er hätte eine gewisse Ähnlichkeit mit Snape aufgewiesen.
Warum war er ihr vorher noch nie aufgefallen? Er war so unscheinbar unter all den Slytherins. Dann verbesserte sie sich. Doch, er war ihr aufgefallen... Nott hatte ihren Streit damals mit Malfoy zu interessiert belauscht. Wäre sie nicht so aufgebracht gewesen, hätte sie vielleicht mehr darüber nachgedacht. Und danach hatte sie erfahren, dass Draco mit einem Messer angegriffen worden war.
„Jemanden mit einem Buttermesser anzugreifen, auf so eine Idee kann nur wer kommen der aus mindestens drei Generationen reinem Zaubererblut abstammt." Das waren Madame Pommfreys Worte gewesen. Nott war eine der unantastbaren 28 Familien. Es waren mehr als drei Generationen Zaubererblut, die in ihm schlummerten.
Aber meinte Blaise nicht, dass es jemand sein müsse, der Rache an Draco nehmen wollte, weil er das dunkle Mal trug? Aber Notts Vater war in Askaban eingesperrt worden, weil er ebenfalls ein Todesser war. Statt zu antworten sah Nott sie nur lange an. Dann grinste er sadistisch. Seine Hand griff in seine Robe.
„Willst du den hier?", fragte er und holte Hermiones Zauberstab dabei heraus. Sie starrte darauf. Wenn sie ihre Fähigkeiten noch hätte, dann wäre er das Ticket nach draußen...
„Hier", er warf ihn durch die Gitterstäbe und lachte gehässig, „du kannst ihn sowieso nicht brauchen." Ihr Blick musste fragend genug gewesen sein, um ihm eine Antwort zu entlocken. „Ich hab Malfoys Vortrag gehört... wo sind deine Locken geblieben, liebe Hermione?", sie hasste es, wie er ihren Vornamen aussprach, als wären sie befreundet, „nicht zu vergessen, dass du als Oberstreberin plötzlich alle Kurse geschwänzt hast. Wäre Malfoy nicht so verdammt faul, hätte er das auch bemerkt."
Hermione starrte ihn lange an. Ernsthaft? Nott hatte bei ihr alle Zeichen des Schocks bemerkt, aber bei Draco nicht? Gut, sie waren weniger offensichtlich bei ihm gewesen und ihre plötzliche Abwesenheit in den meisten Fächern war wohl noch zusätzlich von den Lehrern betont worden. Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Draco hatte davon natürlich nichts mit bekommen, er war ja zuvor schon nicht mehr in den Fächern gewesen.
Unter dem lauten Lachen Notts holte sie dennoch ihren Zauberstab. Wenn sie hier sterben würde, dann wie eine richtige Hexe, den Zauberstab in der Hand.
„Der arme Malfoy hat sich soooo Hoffnungen gemacht", meinte er schließlich herablassend, „und du kriegst gleich einen magischen Schock, nur weil dein Weasley Freund wieder eine andere abknutscht. Beinah hätte ich Mitleid mit diesem erbärmlichen kleinen Flubberwurm gehabt. Aber, es wird Zeit, dass ich ihn in Empfang nehme." Abrupt drehte Nott sich um und Schritt zur Tür. Hermione konnte nicht anders, als das Licht sehnsuchtsvoll anzustarren, das von draußen hereinkam.
Kurz überlegte sie, sich ihren Zauberstab in die Manteltasche zu stecken, entschied sich jedoch dagegen. Stattdessen verbarg sie ihn in ihrem Ärmel.
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Die WinWin Situation (Dramione)
RomanceWill man einen Plan für eine gute Intrige spinnen, fragt man am Besten einen Slytherin. Doch in dieser speziellen Situation, ist es der Slytherin, der einer Gryffindor anbietet Teil einer Intrige zu werden, natürlich nicht ganz selbstlos. Aber Pläne...