Es war einfach, zu vergessen, dass Draco in Wirklichkeit nichts für sie empfand. Wenn er und sie zusammen waren, waren beide andere Menschen. Er war nicht der mürrische Einzelgänger, der maximal Blaise neben sich duldete und ihre Trauer, die sie seit dem Krieg immer begleitet hatte, streifte sie ab, wie einen Mantel, wenn sie ihn sah.
Es war überraschend, dass sie beide so ausgelassen lachen konnten, wenn sie beisammen waren. Sie lernten oft gemeinsam für die Schule oder unterhielten sich einfach.
Heute hatte er Quidditch trainiert und das, obwohl es geregnet hatte. Der Duft von Petrichor lag in der Luft, von dem Regen, der auf die trockene Erde gefallen war. Selbst bei Regen und Wind saß Dracos Frisur beinahe perfekt, bei seiner Landung. Sie lachte laut auf. Ihres wurde vom Sturm zerzaust und stand sicher schon in alle Richtungen, aber sie genoss es dennoch. Sein Haar war sooo anders als ihres, wo keine Strähne jemals das tat, was sie sollte. Er kam grinsend auf sie zu. Sie bemerkte, dass der Wind an seiner Kleidung gezerrt haben musste, als sie auf ihn zu rannte. Sein Cape saß immer noch ganz schief. Sie küssten sich kurz, bevor sie versuchte, seine Kleidung etwas zurechtzurücken. Dann sah sie es. Das dunkle Mal prangte ihr, auf seinem linken Unterarm, entgegen.
Er blickte sie beinahe genauso entsetzt an, wie sie ihn. Dann drehte sie sich um und rannte so schnell und weit sie konnte. Erinnerungen des Krieges jagten sie. Er rief ihr nach, doch sie schaute nicht einmal mehr zurück. Ihr Blick wurde glasig und Tränen rannen ihr über das Gesicht.
Draco war ein Todesser. Er war wirklich einer gewesen. Es waren nicht nur Gerüchte! Er hasste Muggel und Muggelgeborene. Oder sollte sie besser Schlammblüter denken, wie er? Wie viele Menschen hatte er umgebracht? Wie viele?
Wie konnte jemand, den sie so gut leiden konnte, nur so ein Mensch sein? Vollkommen erschöpft war sie schließlich am dunklen See angekommen.
„Hi", ertönte da eine Stimme neben ihr. Hermione fuhr zusammen, entspannte sich jedoch schnell wieder, als sie Luna erkannte. Sie waren zwar nicht beste Freundinnen, aber sie vertrugen sich... irgendwie...
„Hi", antwortete Hermione und konnte dabei ein Schluchzen nur schwer unterdrücken.
„Was ist passiert, dass du so aufgewühlt bist?", fragte die Ravenclaw geradeheraus. Hermione überlegte, ob sie lügen sollte, entschied sich dann jedoch für eine Gegenfrage. „Wusstest du, dass Draco das dunkle Mal trägt?"
Luna zuckte nur mit den Schultern. „Er ist dein Freund, nicht meiner. Du solltest es besser wissen als ich."
Auf gewisse Weise hatte Luna ja recht, dachte Hermione bitter.
„Also, hat er das Mal?", diese Frage wiederum brachte Hermione komplett aus dem Konzept. „Ähhh... ja?", antwortete sie verdattert.
„Aha", war alles, was Luna als Kommentar dazu abgab, nur um ihrerseits mit einer Gegenfrage zu kontern. „Hast du da drüben einen Rohrstelzer gesehen?"
Hermione sah kurz in die Richtung, bis ihr klar wurde, mit wem sie da sprach. „Es gibt so was wie Rohrstelzer nicht!", protestierte sie. „Und was soll das überhaupt sein?"
„Es sind Vögel, die aussehen wie Schilfrohre. Nur weil du noch nie einen gesehen hast, heißt es nicht, dass es sie nicht gibt!", forderte Luna sie heraus. Es war sinnlos, mit ihr über so etwas zu diskutieren. „Wenn du meinst", flüsterte Hermione gerade so laut, dass die Andere es hören musste. „Und nur weil du bei Malfoy das dunkle Mal siehst, heißt das nicht, dass er dich nicht lieben kann oder dass er ein schlechter Mensch ist. Das sind Dinge, die man nicht sieht, aber von denen man weiß, dass sie da sind. Die Rohrstelzer dagegen kann man sehen, wenn man nur genau genug hinsieht."
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Die WinWin Situation (Dramione)
RomanceWill man einen Plan für eine gute Intrige spinnen, fragt man am Besten einen Slytherin. Doch in dieser speziellen Situation, ist es der Slytherin, der einer Gryffindor anbietet Teil einer Intrige zu werden, natürlich nicht ganz selbstlos. Aber Pläne...